Bei dem jährlichen Treffen zwischen EKD und KRM, präsentierten die Religionsgemeinschaften einen gemeinsamen Dialogratgeber. Man einigte sich außerdem auf eine gemeinsame Flüchtlingshilfe.
Am Dienstag stellten die evangelische Kirche Deutschland (EKD) und der Koordinationsrat der Muslime (KRM) in München einen gemeinsamen Dialogratgeber für die Begegnung zwischen Christen und Muslime vor. Der Ratgeber wurde über mehrere Jahre entwickelt und soll praktische Hilfestellungen, etwa im Bereich der Altenpflege, in Kindergärten, Schulen und Krankenhäusern geben. Wichtig seien gegenseitiger Respekt und ein Dialog auf Augenhöhe.
Die KRM-Sprecherin Nurhan Soykan betonte, es gehe weniger um die theologischen Differenzen als um die gemeinsame Aufgabe, gesellschaftlich etwas zu bewegen. Zugleich dankte die Sprecherin des KRM den Kirchen für eine sehr gute Partnerschaft und ihr Eintreten gegen Fremdenfeindlichkeit. „Da müssen wir uns erkenntlich zeigen als Muslime.“ Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm hob zudem den Stellenwert der Religionsfreiheit hervor. Diese müsse auf der ganzen Welt gelten.
Beide Seiten würdigten die Zusammenarbeit der Religionsgemeinschaften mit dem Staat. Dazu gehöre beispielsweise, dass auch christliche und islamische Theologie an staatlichen Hochschulen gelehrt werden könne, sagte der Ratsvorsitzende. „Einhellig wurde die Bedeutung des kooperativen Modells der Bundesrepublik Deutschland bekräftigt, das dem religionsneutralen Staat bestimmte Formen der Zusammenarbeit mit vorhandenen Religionsgemeinschaften ermögliche, und zwar in einer gleichberechtigten Art und Weise.“, heißt es hierzu in in der gemeinsamen Pressemitteilung der Religionsgemeinschaften.
Außerdem einigten sich die Vertreter der Religionsgemeinschaften bei ihrem Spitzentreffen darauf sich stärker gemeinsam für Flüchtlinge einzusetzen. „Die leidvolle Situation der Flüchtlinge, die nach Europa und Deutschland kommen, stand im Mittelpunkt des diesjährigen Treffens zwischen Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und dem Koordinationsrat der Muslime (KRM). Es könne nicht sein, dass Flüchtlinge in der öffentlichen Wahrnehmung nur in Zahlen oder vorrangig als Last wahrgenommen würden“, betonten die Delegationen. „Jede Zahl steht für Einzelschicksale und Menschen, die den gleichen Respekt und die gleiche Wertschätzung verdienen wie jeder andere Mensch auch. Ihnen auf ihrer Flucht vor Hunger, Krieg und Vertreibung beizustehen, ist nicht nur ein humanes Gebot, sondern auch eine religiöse Verpflichtung „, so Bedford-Strohm. Die Kirchen leisteten über die Asylsozialarbeit von Diakonie und Caritas einen wichtigen Beitrag. Hier müsse darüber nachgedacht werden, wie man Muslime stärker einbinden könne.
Soykan fordert: „Es muss alles dafür getan werden, den Geflüchteten in den Aufnahmeländern ein menschenwürdiges Überleben und Leben zu sichern.“ Die vielen arabischsprachigen Moscheegemeinden in Deutschland seien eine gute Voraussetzung, um Flüchtlinge zu unterstützen und zu integrieren. Es gebe jedoch keine „durchstrukturierte Flüchtlingshilfe“. Die einzelnen muslimischen Religionsgemeinschaften hätten nicht die gleichen Ressourcen wie die Kirchen. Deshalb wolle man sich in Zusammenarbeit mit den Kirchen einbringen.
Die Treffen zwischen der EKD und dem KRM finden seit 2012 jährlich auf gegenseitige Einladung statt. Von muslimischer Seite nehmen daran neun Vertreter des Islamrats, der Türkisch-Islamischen Union (DITIB), des Verbandes der Islamischen Kulturzentren sowie des Zentralrats der Muslime teil. (KNA/iQ)