Ramadan 2015

Ramadan-Kalender: Zwischen Vielfalt und Kontroverse

Mit dem Ramadan-Beginn stellt sich für viele Muslime erneut die Frage welchen Ramadan-Kalender sie verwenden sollen. Die Vielfalt im Internet stellt eine Herausforderung dar. IslamiQ gibt einen Überblick.

17
06
2015

Morgen beginnt der diesjährige Fastenmonat Ramadan. Und wieder stellt sich für viele Muslime die Frage welchen Ramadan-Kalender man wählt. Ramadan-Kalender kann man bei der nächstgelegenen Moschee erhalten oder aus dem Internet herunterladen. Doch welcher Kalender ist der Richtige? Und worin unterscheiden sie sich? Was muss der normale Muslim beachten? IslamiQ gibt einen Überblick.

Lange Zeit richtete man sich einfach nach den Gebetszeiten der lokalen Moscheegemeinde. Doch in Zeiten von Internet und sozialen Medien steigt die Vielfalt und Auswahl der Ramadan-Kalender und damit auch die Kontroverse über die „richtigen“ Gebetszeiten und die Zeiten für den Sonnenaufgang und den Sonnenuntergang.

Heute gibt es allein zur Suchanfrage „Ramadan-Kalender“ auf Google ungefähr 434.000 Ergebnisse. Abgesehen davon, dass einige Kalender einfach veraltet sind und nicht aktualisiert wurden, weichen die Angaben zu den Zeiten für die Gebete und das Fasten erheblich voneinander ab.

Vielfalt der Berechnungsmethoden

Die Erklärung für die Abweichung ist einfach. Die Methoden zur Berechnung des Sonnenaufgangs und Sonnenuntergangs sind vielfältig. Es gibt eine Meinungsverschiedenheit darüber, wie man die Gebetszeiten und die Fastenzeiten berechnet bzw. bestimmt. Besonders schwierig ist es, eine einheitliche Regel für die Morgendämmerung (arabisch: fadschr) festzumachen. Hier variieren die Zeiten am stärksten und können sogar bis zu 30 Minuten voneinander abweichen – mit erheblichen Auswirkungen für die Fastenzeit. Manche Muslime fasten durch diese unterschiedlichen Zeiten im Laufe des Fastenmonats Ramadan durchschnittlich bis zu zwei Tage länger als andere Muslime.

Bei der Wahl des Kalenders sind einige Punkte zu beachten: Wer sich online einen Ramadan-Kalender zulegen möchte, sollte zunächst von der örtlichen Moschee ausgehen, die man auch sonst aufsucht. Viele Moscheen geben eigene Kalender heraus, oder machen Empfehlungen für Kalender, die man benutzen kann. Daneben gehören die meisten Moscheen in Deutschland einem der vier großen Religionsgemeinschaften (DITIB, Islamrat, VIKZ und ZMD) an. Diese haben eigene Ramadan-Kalender, die zentral gesteuert und gepflegt werden. Darüber hinaus gibt es auch lokal orientierte Dachverbände wie Landesverbände oder Schuras. Auch diese veröffentlichen in der Regel die Gebetszeiten für die eigene Region.

Ein Überblick über das Online-Angebotes:

Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB)
Die DITIB verweist auf die Zeiten der türkischen Religionsbehörde DIYANET. Diese sind auch Basis für die Gebetszeiten in den Moscheen der DITIB. Link: http://www.diyanet.gov.tr/de/namazvakitleri

Islamrat: IGMG
Der Islamrat selbst hat keinen eigenen Ramadan-Kalender. Die größte Religionsgemeinschaft innerhalb des Islamrats, die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş(IGMG) bietet hingegen einen Ramadan-Kalender in verschiedenen Sprachen an. Link: http://imsakiye.igmg.org/

Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ)
Der VIKZ bietet keinen separaten Ramadan-Kalender online an. Doch die Gebetszeiten für den Fastenmonat können auf der Homepage eingesehen werden. Link: http://vikz.de/index.php/vakitler.html

Zentralrat der Muslime (ZMD)
Auch der ZMD gibt keinen eigenen Ramadan-Kalender heraus, macht aber auf die Gebetszeiten-App der Seite aufmerksam. Hier könne man auch die Zeiten für das Fasten ablesen. Hierfür wird ein Angebot des Islamischen Zentrums Aachen genutzt. Link: http://islam.de/3455

Einheit beim Ramadanbeginn

Über den Beginn des Monats Ramadan gibt es in Deutschland keinen Streit mehr. Zwar gibt es weiterhin theologische Debatten darüber, wie man den Beginn und das Ende der Fastenzeit bestimmen soll, aber die vier größten islamischen Religionsgemeinschaften in Deutschland, die im Koordinationsrat der Muslime (KRM) vereint sind, haben sich vor einigen Jahren auf eine rechnerische Bestimmung Ramadanbeginns geeinigt. Damit wurde der Streit auch weitgehend eingedämmt. Nur noch in Randgruppen wird darüber diskutiert, wann der Monat Ramadan beginnt und wann er endet. In diesem Jahr beginnt der Ramadan 2015 laut KRM am 18. Juni und endet am 17. Juli 2015. Das Ramadanfest wird vom 17. Juli – 19. Juli 2015 gefeiert.

Leserkommentare

Ibrahim Nemsi sagt:
Die Gebetskalender, die von örtlichen Moscheen herausgegeben werden, werden sicher mit der besten Absicht erstellt, doch leider enthalten sie oft inkorrekte Zeiten für Fajr und Ishaa. Dies liegt daran, dass die Zeiten mit der Internetseite islamicfinder.org berechnet werden. Diese führt jedoch für Orte nördlich des 48. Breitengrades eine automatische Korrektur für Fajr und Ishaa durch, ohne dass dies transparent gemacht wird oder sich abschalten lässt. Daher sind die Zeiten für Fajr und Ishaa auf islamicfinder.org nur für wenige Orte im Süden Deutschlands korrekt, in der Schweiz dagegen sind sie für alle Orte korrekt. Bei einem gewählten Fajr-Winkel von 13 Grad führt dies z. B. am 1. Ramadan in Frankfurt am Main zu einer Abweichung von 29 Minuten. Anstelle der korrekten Fajr-Zeit 3:17 Uhr wird auf islamicfinder.org 3:46 Uhr angegeben. Dies könnte dazu führen, dass Muslime, die diese Kalender verwenden, zu einer Zeit essen, in der eigentlich bereits das Fasten begonnen hat. Andere Internetseiten wie z. B. praytime.info und Smartphone-Apps bieten dagegen die Möglichkeit, selbst einzustellen, ob eine Korrektur der berechneten Zeiten erfolgen soll.
04.06.16
15:43