Flüchtlingsmisshandlung

Marokkanisches Opfer sagt gegen Polizeibeamten aus

Die Misshandlungsvorwürfe gegen einen Polizeibeamten aus Hannover verhärten sich. Eines der Opfer, der marokkanische Flüchtling sagt gegen den Verdächtigen aus und bestätigt die Vorwürfe.

23
06
2015

Im Fall der Misshandlung von zwei muslimischen Flüchtlingen durch Polizeibeamten in Hannover vehärtet sich der Vorwurf gegen den Verdächtigen. Die Polizei und Staatsanwaltschaft konnten eines der Opfer ausfindig machen und zu dem Vorfall befragen. Der 19-jährige marokkanische Flüchtling bestätigte die Foltervorwürfe und sagte gegen seinen Peiniger aus. Dies teilte der ermittelnde Staatsanwalt Thomas Klinge mit. “In der Vernehmung hat er bestätigt, dass es in den Arrestzellen zu Misshandlungen zu seinem Nachteil gekommen sei,” so Klinge.

Konkrete Ergebnisse könne die Staatsanwaltschaft jedoch noch nicht präsentieren. Die Ermittlungen dauern noch an. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt. Erste Ergebnisse werden frühestens Mitte Juli bekannt gegeben. „Die Akten sind noch bei der Polizei“, sagte Thomas Klinge am Dienstag. Zudem wurde ein weiteres mögliches Opfer noch nicht befragt.

Nach NDR-Informationen war es bei der Bundespolizei in Hannover nicht nur zu Misshandlungen auf der Wache im Hauptbahnhof, sondern auch in einem fahrenden Polizei-Bully gekommen. Ein mutmaßliches Opfer habe bestätigt, am Hauptbahnhof aufgegriffen und auf der Fahrt in einem Polizeifahrzeug misshandelt worden zu sein.

Anfang Mai hatten zwei Polizisten Anzeige gegen einen Kollegen erstattet, erst dadurch waren die Vorfälle bekannt geworden. Der 39 Jahre alte Polizist steht nun unter Verdacht, in mindestens zwei Fällen junge Männer aus Afghanistan und Marokko auf der Wache im Hauptbahnhof gedemütigt und geschlagen zu haben. Der Afghane soll geschlagen, gewürgt und an den Füßen gefesselt durch die Wache geschleift worden sein. Der Marokkaner soll in unnatürlicher Haltung mit Handschellen gefesselt auf dem Boden gelegen und vor Schmerz geschrien haben. Zudem sei er gezwungen worden, verdorbenes Schweinefleisch vom Boden zu essen. Nach dem NDR-Bericht war der 39-Jährige auch bei der mutmaßlichen Misshandlung in dem Polizei-Bully dabei. Nach Angaben der Oberstaatsanwaltschaft stehe nun auch noch die Auswertung der sichergestellten Datenträger an. (dpa/iQ)

Leserkommentare

Ethiker sagt:
Rassismus wirkt wie ein Brennmittel, es facht das Feuer an, richtet mehr Schaden an und verhindert eine Eindämmung von solchen Ereignissen. Man darf aber auch nicht vergessen, dass Machtkonstellationen allgemein Menschen dazu verleiten Gewalt hemmungslos und willkürlich anzuwenden. Es braucht eine Gewaltprävention gegen rassistisch motivierte Taten und aus dem Machtgefälle herrührende Taten.
02.04.20
23:49