Filmkritik

5 Jahre Leben

Ein neuer Film von Regisseur Stefan Schaller bringt die Erlebnisse des Bremer Deutsch-Türken Murat Kurnaz im Gefangenenlager Guantánamo auf die Leinwand – packend, bewegend und aufrüttelnd.

02
06
2013
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Die BILD-Zeitung bezeichnete ihn als „Bremer Taliban“ und die Bundesregierung ließ ihn im Stich. Der Bremer Murat Kurnaz wurde fünf Jahre lang unschuldig im Gefangenenlager Guantánamo auf Kuba festgehalten. Er wurde gefoltert, verhört und erniedrigt. Man wollte seinen Willen brechen und ihn zu einem Geständnis zwingen – doch er schaffte es sich selbst treu zu bleiben, und an der Wahrheit festzuhalten.

Nach 1725 Tagen kehrt Kurnaz zurück aus der Gefangenschaft. Er gibt Auskunft über das Unrecht, das ihm angetan wurde, schreibt später auch ein Buch über das Erlebte. Jetzt gibt es einen Film, der eindrucksvoll und sehr nah am Geschehen einen Hauch davon vermittelt, was es bedeutet als mutmaßlicher Terrorist von den USA festgehalten zu werden.

Die Handlung

5 JAHRE LEBEN, basierend auf der wahren Geschichte des Deutsch-Türken Murat Kurnaz, der insgesamt fünf Jahre als Gefangener der USA in Afghanistan und Guantánamo inhaftiert war, ist nicht nur die Chronik eines unvorstellbaren Missbrauchs, sondern zeigt auch den Überlebenswillen eines Mannes, dem man alles genommen hat.

Zugleich schildert der Film das Duell zweier außergewöhnlich starker Persönlichkeiten. Auf der einen Seite: Murat Kurnaz, der seinem Leben einen neuen Sinn geben wollte, als er sich dem Islam zuwandte und nach dem 11. September nach Pakistan aufbrach, um eine Koranschule zu besuchen. Auf der anderen Seite: Gail Holford, Verhörspezialist der US-Regierung, der alle Tricks von Manipulation bis Einschüchterung beherrscht und dessen Hauptziel es ist, Kurnaz ein Geständnis zu entlocken. Aber Kurnaz hat nichts zu gestehen. Er ist unschuldig. So verstreichen Monate – Monate voller psychischer und physischer Folter – bis Kurnaz begreift, dass seine Weigerung, ein Geständnis zu unterzeichnen, das Einzige ist, was ihm bleibt.

Ein Film den man gesehen haben muss

Murat Kurnaz‘ Geschichte wirft nicht nur große Zweifel auf an der Rechtsstaatlichkeit unserer westlichen Welt, der Film konfrontiert den Zuschauer auf eindringliche Art und Weise mit der eigenen Wahrnehmung und Bewertung.

Regisseur Stefan Schaller ist ein packendes und beeindruckendes Portrait einer tragischen Lebensgeschichte gelungen, die angesichts der jüngsten Entwicklungen im Gefangenenlager immer noch aktuell ist. Es ist nur schade, dass der Film in sogenannten Nischenkinos läuft – dabei müsste es eigentlich in allen Kinos und später auch zur Primetime im öffentlich-rechtlichen Fernsehen laufen.

Trailer