In Stuttgart wurde ein Rat der Religionen gegründet, dem christliche, jüdische und islamische Gemeinden angehören. Der Rat verfolgt das Ziel, vereint Flüchtlingshilfe zu betreiben und der Islamfeindlichkeit in der Gesellschaft entgegen zu wirken.
Um gemeinsam die Flüchtlingskrise zu bewältigen und der zunehmenden Islamfeindlichkeit in der Gesellschaft zu begegnen, gründeten gestern die christlichen Kirchen, die jüdische Gemeinde und mehrere islamische Gemeinden in Stuttgart einen Rat der Religionen. Dieser soll einen „wesentlichen Beitrag zu einem guten und friedlichen Zusammenleben“ in der Stadt leisten, so die Initiatoren. Die religiöse und kulturelle Pluralität in der Stadt wachse zunehmend, insbesondere vor dem Hintergrund des Zuzugs von Flüchtlingen. Religion habe gerade in solchen Zeiten eine verbindende Rolle, begründen die Initiatoren die Ratsgründung.
Die Idee einen solchen Rat in Stuttgart zu gründen geht auf den katholischen Stadtdekan Christian Hermes und seinen evangelischen Kollegen Søren Schwesig zurück. Beide sind der Auffassung, dass es wichtig sei, neben den engen Kontakten zueinander und zur jüdischen Gemeinde auch einen intensiven Dialog mit den islamischen Gemeinden in der Stadt zu führen.
Einmal im Jahr plant der neugegründete Rat einen Tag der Religionen zu organisieren, um den interreligiösen Dialog zu fördern und zu zeigen, dass Religionen nicht trennen, sondern verbinden. „Gegenwärtig begegnet uns Religion öfter in Konfliktsituationen“, kritisiert der evangelische Stadtdekan Schwesig. Dem wolle man entgegenwirken. „Das wird der Stadtgesellschaft guttun“, so Schwesig weiter.
Der Beauftragte für den interreligiösen Dialog der Türkisch-Islamischen Union in Württemberg Ali Ipek, begrüßt die Initiative. „Ich bin zuversichtlich, dass wir in diesem respektvollen Kreis bei wichtigen Themen etwas bewegen können“, sagte Ipek. Neben dem interreligiösen Dialog sollen auch Themen wie Religionsunterricht, Bestattungskultur und zentrale Gebetsräume für Muslime in der Stadt diskutiert werden. Der Verband Islamischer Kulturzentren (VIKZ) zeigt sich ebenfalls angetan von der Ratsgründung und dem Vorhaben, antimuslimischen Ressentiments in der Gesellschaft entgegen zu wirken.
Die Vorstandssprecherin der jüdischen Gemeinde, Barbara Traub bezeichnete diese Initiative als Chance, „Berührungsängste abzubauen“ zwischen den Religionen.