Die Integrationsbeauftrage der Bundesregierung Aydan Özoguz rief dazu auf, islamfeindliche Straftaten zu erfassen. Zudem dürfe man den Islam nicht wie eine „Blackbox“ behandeln.
Nach Ansicht der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), wird der Islam nach wie vor zu oft als „Blackbox“ behandelt. Es sei Zeit, den Islam zu entmystifizieren, sagte Özoguz am Mittwoch in Berlin. „Nur wenn wir mehr voneinander wissen, lassen sich Ängste, Stereotype und Vorbehalte, mit denen das Muslimbild in unserem Land immer noch belegt ist, abbauen“, so die Integrationsbeauftragte. Özoguz äußerte sich bei einer Veranstaltung der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. Dort stellten Experten Handlungsempfehlungen gegen Islamfeindlichkeit und Extremismus vor.
Özoguz betonte, sie unterstütze den Vorschlag der Experten, islamfeindliche Straftaten zu erfassen. Mit Blick auf die Pegida-Demonstrationen forderte sie eine gesellschaftliche Debatte über Islamfeindlichkeit. Dies sei „fundamental für ihren Zusammenhalt“. Berlins früherer Justizsenator Ehrhart Körting (SPD) erklärte, die Muslime in Deutschland gehörten längst zur Normalität. Derzeit seien es rund vier Millionen, die teilweise schon Jahrzehnte in Deutschland lebten. Wegen der Flüchtlinge werde ihre Zahl weiter ansteigen.
„Wir müssen erkennen, dass auch wegen der zunehmenden Globalisierung die Gesellschaft mit oder ohne Muslime vielseitig ist“, so Körting. Es gebe immer weniger abgeschlossene Gesellschaften, die nach relativ einheitlichen Regeln lebten. Mit Blick auf die Asyldebatte betonte Körting, er halte nichts von immer wieder neuen Gesetzen. Allenfalls müsse die Politik sie beschließen, um Ängste in der Bevölkerung zu verringern. Statt neuer Sicherheitsgesetze sei es wichtiger, dass die Regierung Geld in die Hand nehme und sie in Integrationsmaßnahmen investiere. Auch die Moscheegemeinden müssten mehr Geld erhalten, um ihnen zu ermöglichen, stärker soziale Dienste anzubieten. Körting gehört zu dem Expertengremium, das Maßnahmen gegen Extremismus und Islamfeindlichkeit erarbeitete. Es schlägt neben der besseren Förderung von Moscheegemeinden und der Erfassung von islamfeindlichen Straftaten unter anderem vor, mittelfristig die rechtliche Gleichstellung muslimischer Gemeinschaften mit anderen Religionsgemeinschaften umzusetzen. (KNA,iQ)