Studie

Respekt und Anerkennung schützen vor Radikalisierung

Eine Untersuchung der Jacobs University Bremen (JUB) und der University of Maryland (USA) kommt zu der Erkenntnis, dass ein klarer Zusammenhang zwischen Ausgrenzung und Radikalisierung besteht.

20
12
2015
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Symbolfoto: Was bewegt junge Menschen dazu sich extremistischen Gruppen anzuschließen und in den Krieg zu ziehen? © by DVIDSHUB auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ

Laut einer Studie der privaten Hochschule Jacobs University Bremen (JUB) und der University of Maryland (USA) werden Menschen, speziell Muslime, seltener zu Extremisten, wenn sie mit ihrer Lebensweise respektiert werden. Unter Federführung der Professoren Klaus Boehnke und Michele Gelfand hatten die beiden Hochschulen zwischen Ende 2013 und Mitte 2014 insgesamt 464 Muslime befragt, davon 204 in Deutschland, die anderen in den USA und den Niederlanden.

Vielen der zugewanderten Muslime mangele es nicht an formaler Integration, sondern an Anerkennung für ihre Lebensleistung. Deshalb sollte sich Deutschland bei der Integration von Zuwanderern nicht nur auf Sprachunterricht oder kulturelle Bildung konzentrieren, sondern auch Respekt für andere Lebensweisen zum Ausdruck bringen.

Die Untersuchung „The Struggle to Belong: Immigrant Marginalization and Risk for Homegrown Radicalization“ („Der Kampf um Zugehörigkeit: Die Marginalisierung von Immigranten und das Risiko einer hausgemachten Radikalisierung“) erscheint demnächst in der Zeitschrift „Behavioral Science & Policy“.

Für die Untersuchung wurden die Teilnehmer unter anderem gefragt, wie oft sie sich bereits herabgewürdigt oder wie Außenseiter behandelt fühlten und ob sie zum Beispiel der Meinung seien, dass Muslime am „kämpfenden Dschihad“ teilnehmen sollten. Dabei zeigte sich laut Klaus Boehnke ein klarer Zusammenhang zwischen Ausgrenzung und Radikalisierung.

Besonders gefährdet seien diejenigen muslimischen Immigranten, die kulturell heimatlos seien, die sich also weder mit der vorherrschenden Kultur ihrer Herkunftsländer noch mit der ihrer Ankunftsländer identifizieren könnten. Viele von ihnen gehen davon aus, dass Deutschen von ihnen eine Assimilierung erwarteten. Diese lehnen die Mehrheit der Befragten ab.

Leserkommentare

Trara sagt:
Es ist von gefühlter (nicht tatsächlicher) Diskriminierung die Rede. Das ist ein Unterschied. Es sind nicht Migranten, sondern überwiegend deren Nachkommen in der 3. Generation. Es sind also Deutsche. Tatsächliche Diskriminierung erfahren sehr viele Menschen, überall auf der Welt: Arme, Arbeitslose, Alte, Homosexuelle, Behinderte, Migranten, Übergewichtige, Frauen, Männer,..Es ist keine Exklusivität "der" Muslime. Welche Lebensweise "der" Muslime wird nicht genug respektiert? Was versteht man unter Assimilation? Was versteht man genau unter Respekt? Muss ich jemandem unentwegt Respekt zollen, nur weil er einen anderen Glauben hat? Autochthone Deutsche zollen auch nicht unentwegt Respekt für die Lebensleistung des Anderen. Welche Lebensleistung hat ein junger Mensch erbracht? Das entwickelt sich doch erst im Laufe der Zeit. Es ist keine Lebensleistung einer bestimmten Religion anzugehören. Wenn wir hören "Ich bin stolz ein Deutscher zu sein" oder "Ich bin stolz, ein Muslim zu sein": Welche Leistung wird damit begründet? Fragen über Fragen... Auf dieser Website wird eine Tatsache grundsätzlich nicht betont: Wenn sich ein junger Mensch heimatlos und orientierungslos fühlt, nutzen das radikale Prediger, Moscheen und Vereine aus. Die Seelenfänger befinden sich also in den eigenen Reihen. Sie unterstützen den jungen Menschen nicht auf seinen Weg, sondern entfernen ihn noch mehr von der Gesellschaft. Darüber lese und höre ich nichts bei IslamiQ oder den religiösen Interessenverbänden. Es herrscht großes Schweigen. Schuldzuweisungen gehen ausschließlich an "die Gesellschaft" oder "den Staat". Leider ist es nach wie vor so, dass die meisten Opfer von islamistischen Extremisten überwiegend Muslime sind. Sie werden von ihren eigenen Glaubensbrüdern terrorisiert und umgebracht. Wenigstens darauf verweisen die religiösen Verbände. Mehr aber auch nicht.
21.12.15
1:04
Manuel sagt:
@Trara: Mit den ewigen Verweisen, dass die meisten Opfer der Islamisten Muslime sind, wollen Muslime doch nur die eigene Schuld und das eigene Versagen klein reden. Es ist letztlich völlig egal, wer die Ofer der Islamisten sind. Die ermorden nämlich jeden, der nicht ihrer Meinung ist. Trotzdem haben die Islamisten ihren Ursprung und ihr Zuhause im Islam.
23.12.15
15:30
Trara sagt:
@Manuel: Hallo, bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Stimmt, ich verweise häufig darauf, dass die meisten Opfer der Islamisten die Muslime selbst sind. Aber gerade aus dem Grund, den Sie in Ihrem Kommentar benennen. Die Ursachen für viele Probleme die Muslime betreffen, werden nämlich immer auf "den Westen", "den Staat" und "die Gesellschaft" geschoben. Diese einseitigen Sichtweisen finde ich nicht nur verantwortungslos, sondern auch gefährlich. Meine ewigen Verweise richten sich also vor allem an die, die die Verantwortung und auch Schuld überall suchen, nur nicht innerhalb ihrer eigenen Religionsgemeinschaft (Wobei Religion, Kultur und Tradition sich sehr vermischen, da der Islam sehr viele Lebensbereiche beeinflusst.) Danke für Ihren Kommentar!
23.12.15
19:00
Enail sagt:
Tut mir leid! Ich kann da nur den Kopf schütteln. Jetzt wird fehlender Respekt verantwortlich gemacht, dass Muslime sich radikalisieren. Ich glaube es nicht! Aber man ist es ja zwischenzeitlich gewohnt, dass immer andere am schlechten Image von Muslimen und ihrer Religion schuld sind. Ach ja, einer der Terroristen, die ein Flugzeug in das World Trade Center flogen, war ein Student, der anerkannt war, der beliebt und ruhig und sympatisch war, so habe ich damals gelesen. Warum wurde er zum Terroristen? Und es gibt nicht nur Muslime die Verlierer unserer Gesellschaft sind. Aber nur Muslime gehen dann zum IS und radikalisieren sich. Das hat nichts mit Respekt und Akzeptanz zu tun, sondern mit einer inneren Einstellung zu seiner Religion. Ich habe fast 40 Jahre in einem Kindergarten gearbeitet, jetzt muss ich um meine Rente kämpfen, weil ich schon über 60 bin und einfach nicht in der Lage meinen Beruf weiter auszuüben. Der Staat erkennt meine Lebensleistung nicht an, ich muss kämpfen und Abzüge der Rente hinnehmen, aber nie würde ich deshalb auf die Idee kommen mich zu radikalisieren.
28.12.15
2:03