#ausnahmslos

Feministen-Aufruf gegen Rassismus

Mit dem Hashtag #ausnahmslos rufen Feministinnen, darunter auch die muslimische Aktivistin Kübra Gümüsay, gegen sexualisierte Gewalt und Rassismus auf. Damit reagieren die Unterzeichnerinnen auf die populistische Hetze seit den Übergriffen in Köln.

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Der Hashtag der Aktion #ausnahmslos © facebook

Ein Aufruf von Feministinnen gegen sexualisierte Gewalt, aber auch gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit nach den Silvester-Angriffen in Köln findet im Internet immer mehr Unterstützer. Unter dem Hashtag #ausnahmslos solidarisierten sich am Montag im Kurznachrichtendienst Twitter zahlreiche Menschen mit den Initiatorinnen – auch Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD). „Gemeinsam gg Sexismus und Rassismus. Nicht nur Frauen u erst recht nicht erst seit #koelnbhf, sondern #ausnahmslos“, schrieb er.

Den Aufruf „Gegen sexualisierte Gewalt und Rassismus. Immer. Überall. #ausnahmslos“ verfassten mehrere Feministinnen, darunter unter anderem die muslimische Bloggerin und Aktivistin Kübra Gümüsay und die Autorin und Aktivistin Anne Wizorek. Gümpsay hatte vor fast drei Jahren die Online-Kampagne #SchauHin gestartet, um über verschiedene soziale Netzwerke auf Alltagsrassismus aufmerksam zu machen. Ihre Feministin-Kollegin Anne Wizorek hatte vor drei Jahren die Twitter-Kampagne #aufschrei angestoßen. Frauen berichteten unter diesem Hashtag über Sexismus-Erfahrungen, Belästigungen und sexualisierte Gewalt im Alltag. Über sexistische Blicke und Sprüche, Angrapschen und Benachteiligung, über Übergriffe.

Mit der aktuellen Kampagne #ausnahmslos wollen sich die Verfasserinnen und Unterzeichner gegen Populisten wehren, die die Übergriffe auf Frauen an Silvester in Köln für ihre Zwecke benutzen. „Es ist für alle schädlich, wenn feministische Anliegen von Populist_innen instrumentalisiert werden, um gegen einzelne Bevölkerungsgruppen zu hetzen, wie das aktuell in der Debatte um die Silvesternacht getan wird“, heißt es auf der Webseite der Initiatoren.

Auch die Münchner Geschlechterforscherin Paula-Irene Villa warnt davor den Feminismus für rassistische Hetze zu missbrauchen: „Ich sehe die Gefahr, dass ein Pseudo-Feminismus für Rassismus missbraucht wird.“ Das Leid der Opfer werde so für eine politische Agenda instrumentalisiert.

Denn tatsächlich verknüpften nach Köln einige Frauenrechte mit der Asyldebatte: „Aha, Verhaltensrechte für Frauen. Wie wärs mit Burka“, twittert die konservative CDU-Politikerin Erika Steinbach. Und die frühere Familienministerin Kristina Schröder findet: „Sie wurden lang tabuisiert, aber wir müssen uns mit gewaltlegitimierenden Männlichkeitsnormen in muslimischer Kultur auseinandersetzen.“ Dabei schrieb sie als Antwort auf den Feminismus vor knapp vier Jahren ein Buch. Es heißt: „Danke, emanzipiert sind wir selber.“

Wizorek fordert, dass sexualisierte Gewalt nicht nur ein Thema sein darf, wenn es um Täter mit Migrationshintergrund geht. „Wir müssen das als gesamtgesellschaftliches Problem betrachten“, verlangt sie. Jeder Übergriff sei einer zu viel – egal, von wem er ausgeübt wird. „Das gilt natürlich genauso für die Fälle von Köln.“

Geschlechterforscherin Villa glaubt, dass die Debatte einen produktiven Verlauf nehmen kann – wenn sie nicht nur darauf reduziert wird, dass es offenbar um muslimische Männer oder Einwanderer geht.

Bis Montagnachmittag hatten mehr als 400 Menschen den am Montagmittag gestarteten Aufruf unterzeichnet, darunter Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD), Grünen-Politikerin Claudia Roth oder Linken-Chefin Katja Kipping.(dpa/iQ)