In Tschechien wurde eine islamfeindliche Facebook-Seite abgeschaltet. Zuvor wurden Beiträge wie „Muslime zu Fleisch- und Knochenmehl zermahlen“ auf der Seite veröffentlicht und verbreitet. Auch in Deutschland sollen Hass-Kommentare künftig gelöscht werden.
Das soziale Netzwerk Facebook hat die Seiten einer islamfeindlichen Initiative aus Tschechien blockiert und damit in dem EU-Land für Diskussionen gesorgt. Einer der Initiatoren der Sperrung, der Brünner Politologe Pavel Pecinka, verteidigte den Schritt. „Das ist eine Möglichkeit, wie man für eine gewisse Zeit den Fluss ihrer Propaganda unterbrechen kann“, sagte der Wissenschaftler der Zeitung „Pravo“ (Freitag).
Er berichtete von Drohbriefen und – anrufen. Unbekannte Islamgegner hätten zudem in seinem Namen erotische Kleinanzeigen aufgegeben und Kredite bei Banken beantragt, fügte er hinzu. Die Initiative „Wir wollen keinen Islam in Tschechien“ (IVCRN) nannte die Abschaltung ihrer Facebook-Seite mit 163 000 Anhängern indes einen Akt der Zensur und einen Angriff auf die Informationsfreiheit.
Der Anführer der Islamgegner, der Hochschuldozent Martin Konvicka, hatte in einem Eintrag unter anderem gedroht, man sollte nach einem Wahlsieg „Muslime zu Fleisch- und Knochenmehl zermahlen“. Die auflagenstarke Zeitung „MF Dnes“ aus Prag stellte sich in einem Kommentar dennoch hinter die umstrittene Gruppe: Es sei „lächerlich“, dass der Islamische Staat über Facebook Kämpfer anwerben könne, aber die IVCRN-Seite abgeschaltet werde, meinte das Blatt.
Facebook kommt seinen Kritikern entgegen und will gegen Hass-Kommentare künftig auch von Deutschland aus aktiv werden. Dabei setzt das Netzwerk nach Informationen des „Spiegel“ auf einen externen Partner. Demnach sollen Mitarbeiter der Bertelsmann-Tochter Arvato, die auch fließend Arabisch, Französisch oder Türkisch sprechen, künftig entsprechende Inhalte in dem Facebook-Netzwerk prüfen und von Berlin aus schneller löschen können. In ersten Reaktionen wurde diese Entscheidung von Seiten der Politik begrüßt. Der bisherige, recht schleppende Umgang mit Hasskommentaren war wiederholt in die Kritik geraten. (dpa, iQ)