Eine Mehrheit der Pegida-Anhänger bringt den Kirchen offenbar kaum Vertrauen entgegen. Die Hilfe für Flüchtlinge wird akzeptiert, allerdings nicht für muslimische Geflüchtete.
Eine Mehrheit der Pegida-Anhänger bringt den Kirchen offenbar kaum Vertrauen entgegen. Das geht aus einer am Sonntag
vorgestellten Studie des Göttinger Instituts für Demokratieforschung hervor. Knapp zwei Drittel der Befragten (65,2 Prozent) gaben demnach an, wenig oder gar kein Vertrauen in die Kirchen zu haben; nur 6,6 Prozent sprachen von vollstem oder viel Vertrauen.
Die Forscher hatten den Angaben zufolge im November Print-Fragebögen mit frankierten Rückumschlägen auf einer Demonstration verteilt. Von 1.800 Bögen erhielten sie 610 zurück. Die Studie sei also nicht im strengen Sinne repräsentativ, sondern Baustein eines Forschungsprojektes, schreibt das Team in einem Blogeintrag auf der Homepage des Instituts.
Rund die Hälfte der Pegida-Demonstranten ist älter als 56 Jahre, so ein weiteres Ergebnis der Befragung. Rund ein Viertel hat demnach einen Universitäts- oder Hochschulabschluss, ein Drittel einen Berufsschulabschluss. Die Mehrheit ist zudem berufstätig (52 Prozent) oder in Rente (34 Prozent). Von den sozial ausgegrenzten Schichten finde sich, so die Forscher, „kaum eine Spur“: 45 Prozent der Befragten schätzen ihre individuelle Lage als gut bis sehr gut ein, nur etwa 12 Prozent als schlecht bis sehr schlecht.
Rund 65 Prozent bezeichneten dagegen die allgemeine Situation Deutschlands als düster. Dabei steht „der Islam“ offenbar „nicht mehr nur als Chiffre für einen amorphen kulturellen und gesellschaftlichen Verfall und die Bedrohung durch ein vermeintlich ‚Fremdes'“, schreiben die Forscher. Es gehe den Demonstranten um die tatsächliche Religionsgemeinschaft, „die praktizierenden Moslems bzw. deren ’nordafrikanisch-arabischen Kulturkreis'“. Dies bezeugten handschriftliche Anmerkungen auf den zurückgesandten Fragebögen.
Auch werde die Haltung gegenüber dem Islam an der Positionierung zur Flüchtlingsdebatte deutlich: „Grundsätzlich äußern viele Befragte eine gewisse Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen – ausgenommen denjenigen aus islamischen Regionen.“ 45 Prozent forderten hier „eine klare Differenzierung“. Zugleich überwiege die Zahl der Konfessionslosen unter den Teilnehmern „deutlich“, wie das Forscherteam auf Spiegel Online erläutert. (KNA,iQ)