In einer repräsentativen Umfrage wurden junge Muslime in acht arabischen Ländern nach ihren religiösen Überzeugungen und Erwartungen befragt.
Die Tabah-Stiftung in Abu Dhabi hat eine repräsentative Umfrage mit jungen Muslimen aus insgesamt acht arabisch -islamischen Ländern durchgeführt. Die Herkunftsländer der Teilnehmer waren: Marokko, Ägypten, Palästin, Jordanien, Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate. Durchgeführt wurde die Umfrage in Form von persönlichen Interviews im Oktober und November 2015. Es nahmen insgesamt 5374 muslimische Frauen und Männer im Alter zwischen 15 und 34 Jahren an den Interviews teil.
„Zu oft sprechen wir über die Jugend, aber viel zu selten mit ihr“, begründet Abaas Yunas Leiter der Zukunftsinitiative der Tabah-Stiftung, die Studie. Die Teilnehmer wurden nach ihrem Glauben und ihren religiösen Vorstellungen und Erwartungen befragt. Das Ergebnis der Studie zeigt, dass sich fast alle Befragten als religiöse und überzeugte Muslime verstehen. Gleichzeitig teilten jedoch viele der Befragten mit, dass sie mit dem aktuell von vielen Muslimen praktizierten Islam unzufrieden seien.
Unter anderem wurde den Teilnehmern die Frage gestellt: Führen die Versuchungen der modernen Welt bei Ihnen als Muslim zu Gewissenskonflikten? „In vier Ländern antworteten die meisten auf diese Frage mit Ja. In weiteren drei Ländern ist der Anteil jener, die einen Konflikt verspüren, immer noch sehr hoch,“ so Abaas Yunas. 74 Prozent der Befragten in den Emiraten, 62 Prozent in Kuweit, 60 Prozent in Ägypten und 57 Prozent in Palästina bejahten diese Frage. Eine Ausnahme stellte das Land Saudi-Arabien dar. Dort fühlten sich 78 Prozent der Befragten nicht in ihrem Religionsverständnis bedroht.
Eine weitere Frage im Interview lautete: Soll es mehr weibliche Religionsgelehrte geben? Dies beantwortete eine große Mehrheit, zwischen 63 und 95 Prozent, in allen acht Ländern mit Ja. Da gab es auch keine Unterschiede bei den befragten Männern und Frauen.
Bei den Fragen bzgl. Terror und Gewalt von vermeintlich muslimischen Organisationen und Netzwerken antworteten neun von zehn Befragten, dass der IS und Al-Qaida eine totale oder eine weitgehende Perversion islamischer Lehren betreiben. Nur etwa 7 Prozent stimmten den Lehren der Extremisten in einigen Punkten zu. Als Ursachen für die Rekrutierungserfolge der Terrororganisationen bei einigen muslimischen Jugendlichen nannten die Befragten: korrupte politische Regime in den Heimatländern, Propaganda radikaler Prediger sowie ein niedriges Bildungsniveau. Den Islam als Ursache für Gewalt und Terror sieht keiner der Befragten.