Amadeu Antonio Stiftung

Das Mythos des übergriffigen Fremden

Die Amadeu Antonio Stiftung hat anlässlich der Vorfälle während der Silvesternacht in Köln zu den Themen sexualisierte Gewalt und Rassismus eine Broschüre herausgebracht. Darin deckt die Stiftung auf, wie Rechtspopulisten Sexismus instrumentalisieren, um gegen Muslime und Flüchtlinge zu hetzen.

10
02
2016
Symbolbild: Silvester © Casey Hugelfink auf flickr, bearbeitet by IslamiQ

Als Reaktion auf die sexuellen Übergriffe während der Silvesternacht in Köln und der daraus resultierenden Hetze gegenüber Migranten, Flüchtlingen und Muslimen hat die Amadeu Antonio Stiftung eine Broschüre mit dem Titel „Das Bild des `übergriffigen Fremden` Warum ist es ein Mythos? Wenn mit Lügen über sexualisierte Gewalt Hass geschürt wird“ herausgegeben. Darin beschäftigt sich die Redaktion mit den Themen sexualisierte Gewalt und Rassismus, liefert Definitionen zu beiden Sachverhalten und stellt eine Verbindung zwischen beiden Themenkomplexen her, insbesondere in dem Kontext wie beide Themen von islamfeindlichen Rechtspopulisten- und extremisten instrumentalisiert werden.

„Die neue Handreichung der Amadeu Antonio Stiftung deckt die perfide Argumentation und die Stereotypisierung des `Fremden` als Täter sexueller Gewalt gegen Frauen und Kinder auf und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Demokratieverständnis und zu einem menschenwürdigen, toleranten und freiheitlichen Miteinander,“ so Johannes-Wilhelm Rörig, Hauptautor der Broschüre und Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs in seinem Vorwort.

Bereits in der Vergangenheit sei sexuelle Gewalt häufig ethnisiert und in rassistischer Manier mit bestimmten Bevölkerungsgruppen, meist als fremd oder feindlich empfundene Minderheiten, wie beispielsweise lange Zeit Juden oder Sinti und Roma in Verbindung gebracht worden. „In der Gegenwart richten sich diese rassistischen und sexistischen Bilder häufig gegen Muslime. Im antimuslimischen Rassismus finden sich sexualisierte Bilder über `den schwarzen fremden Mann` wieder. Und auch hier haben diese Bilder nichts mit der Realität oder mit dem Handeln von Muslimen zu tun. Vielmehr haben sie eine Funktion für die weiße Mehrheitsgesellschaft: Sexualisierte Gewalt kann ins Außen, auf die Muslime projiziert werden und damit einem `fremden Täter` zugeschrieben,“ heißt es in der Broschüre.

Auch im Kontext der Übergriffe in Köln stünden plötzlich nicht mehr individuelle Straftäter im Fokus, sondern ganze Bevölkerungsgruppen würden als Straftäter stigmatisiert. Dabei würde die diskutierte Problematik nicht mehr in der sexualisierten Gewalt gesehen, sondern in dem „Fremden“, der nun pauschal als Täter stilisiert werde. Dem „Deutschen“ bzw. der „weißen Mehrheitsgesellschaft“ wird eine mögliche Täterschaft der sexuellen Gewalt mit einem solchen Denkmuster quasi abgesprochen, und das eigentliche Problem der sexuellen Gewalt werde somit bagatellisiert.

„Der Sexismus-Vorwurf ist vor allem in antimuslimischer Rhetorik zentraler Bestandteil. Er dient auch hier der Externalisierung und Verschleierung des eigenen Sexismus und legitimiert gleichzeitig rassistische Argumentationsweisen. So wird `dem fremden Mann` und geflüchteten Männern generell durch Rechtspopulist_innen und Neonazis eine größere Bedrohlichkeit zugeschrieben. Das jedoch hat nichts mit der Realität zu tun: Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund sind bei Sexualdelikten nicht auffälliger als `Deutsche`“, heißt es in der Broschüre weiter.

Statistisch gesehen sei die Zahl sexueller Übergriffe durch den vermehrten Zuzug von Flüchtlingen und Muslimen auch nicht gestiegen. Deshalb spricht die Stiftung beim Bild des „übergriffigen Fremden“ von einem Mythos.

Leserkommentare

Manuel sagt:
Das ist lustig! Dabei ist es doch inzwischen eindeutig geklärt, dass die Täter der Silvesternacht tatsächlich Zuwanderer aus Nordafrika waren. Den Opfern nützen da irgendwelche unsinnigen Statistiken gar nichts. Muslime werden aber einfach nicht müde, die Fakten vom Tisch zu fegen und immer wieder zu behaupten, Muslime seinen friedlich und tun keiner Fliege was zuleide. Selbst die Islamisten darf man ja, wenn es nach den Muslimen geht, nicht mehr so nennen. Und schon gar nicht darf gesagt werden, dass Islamisten eben auch Muslime sind. Damit stehen die Muslime eigentlich auf der selben Stufe, wie Rechtsextreme.
10.02.16
15:34