Beim Freitagsgebet in Erfurt beten inzwischen dreimal so viele muslimische Männer wie vor einem Jahr. Flüchtlinge sind in den zehn islamischen Gemeinden in Thüringen angekommen.
Der Zulauf durch Flüchtlinge aus muslimisch geprägten Ländern stellt die islamischen Gemeinden in Thüringen vor Herausforderungen. Die oft sehr kleinen, als Vereine agierenden Gemeinden seien auf den Flüchtlingszustrom nicht vorbereitet gewesen, sagte der Islambeauftragte des Bistums Erfurt, Hubertus Staudacher, am Mittwoch in Erfurt. Das könne man ihnen aber kaum anlasten. Schließlich hätten sich auch die Kommunen bislang nur sehr wenig mit den bei ihnen lebenden Muslimen beschäftigt. „Das rächt sich jetzt.“ In Thüringen gibt es nach seinen Angaben zehn islamische Gemeinden.
Allein in Erfurt habe sich die Zahl der muslimischen Männer beim Freitagsgebet innerhalb eines Jahres verdreifacht, sagte der katholische Theologe bei einer Fachtagung vor 150 Teilnehmern. Inzwischen kämen wöchentlich rund 900 Gläubige zu dem Gebet, das eine der wichtigsten religiösen Pflichten für muslimische Männer ist.
Vor dem Anstieg der Flüchtlingszahlen hätten etwa 7000 Muslime in Thüringen gelebt. Derzeit kommt der Großteil der Menschen aus islamisch geprägten Ländern wie Syrien, Afghanistan und dem Irak. Die Religionszugehörigkeit wird bei der Registrierung nicht erfasst.
Mit Ausnahme der Erfurter, die schiitisch geprägt ist, werden die übrigen islamischen Gemeinde in Thüringen der sunnitischen Glaubensrichtung zugeordnet. Für problematisch hält es der Experte, dass es in Thüringen nur ehrenamtliche und keine theologisch ausgebildeten Imame gibt.
Beim Umgang mit islamisch-religiösen Riten sieht Staudacher aber auch die Kommunen gefordert. Das gelte vor allem für die Einrichtung muslimischer Grabfelder auf Friedhöfen. „Die Frage ist, wie geht man als Gesellschaft damit um.“ (dpa, iQ)