Anlässlich des vierten Jahrestages der Ermordung von Marwa El-Sherbini haben muslimische Vertreter die Person Sherbinis in den Vordergrund gestellt. Gleichzeitig wurden Forderungen nach mehr Schutz für Muslime und muslimische Einrichtungen laut. Auch ein stärkeres Engagement gegen Islamfeindlichkeit wurde angemahnt.
„Marwa El-Sherbini ist für uns alle ein großes Vorbild an Zivilcourage und sie hat am Ende sogar mit ihrem Leben dafür bezahlt. Ihr Vermächtnis ist das Eintreten für die uneingeschränkte Freiheit des Glaubens, welche in unserem Grundgesetz verankert ist; dies gilt es zu verteidigen, gerade auch in diesen Tagen. Dazu zählt die Toleranz gegenüber dem Andersdenkenden, anders Aussehenden. Auch das religiöse Tragen eines Kopftuches gehört dazu“, sagte etwa der Sprecher des Koordinationsrates der Muslime (KRM), Aiman Mazyek.
Er nimmt heute stellvertretend für die im KRM organisierten muslimischen Gemeinschaften an der zentralen Gedenkveranstaltung in Dresden teil. Dort wird der sächsische Justizminister in einer stillen Gedenkveranstaltung an Marwa El-Sherbini erinnern.
Mustafa Yeneroğlu von der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs wünschte in einer Erklärung den Hinterbliebenen von Sherbini viel Kraft und Geduld. Obwohl bereits vier Jahre seit dem Mord vergangen seien, habe es jedoch keine tief greifende und breite Debatte über Islam- und Ausländerfeindlichkeit in der Gesellschaft gegeben.
„Mit großer Sorge beobachten wir, dass Übergriffe auf Musliminnen in der Öffentlichkeit bagatellisiert oder kaum beachtet werden und Angriffe auf Moscheen zunehmen. Ebenso beobachten wir mit großer Sorge, wie Teile der Politik und Sicherheitsbehörden Islam- und Muslimfeindlichkeit relativieren“, erklärte Yeneroğlu.
Ein stärkeres Engagement gegen Islamfeindlichkeit mahnte auch die Deutsche Muslim Liga (DML) an. Es fehle an aussagekräftigen Statistiken zum Thema und gerade deshalb müsse Islamfeindlichkeit als eigener Straftatbestand erfasst werden.
„Angesichts der täglichen Übergriffe auf Muslime stellt sich die berechtigte Frage, wie lange Politik und Verwaltung eine von Islamverbänden, Wissenschaftlern und Opferverbänden geforderte Ergänzung der Kriminalstatistik um das Tatmotiv Islamfeindlichkeit weiter aufschieben wollen“, erklärte ein DML-Sprecher. „Während sich die Politik vor der Veröffentlichung der hohen Dunkelziffer zu fürchten scheint, fürchten Muslime in Deutschland jeden Tag gewalttätigen Rassismus, Brandanschläge und persönliche Angriffe.“