Marwa El-Sherbini

Übergriffe auf Muslime werden bagatellisiert

Anlässlich des vierten Jahrestages der Ermordung von Marwa El-Sherbini haben muslimische Vertreter die Person Sherbinis in den Vordergrund gestellt. Gleichzeitig wurden Forderungen nach mehr Schutz für Muslime und muslimische Einrichtungen laut. Auch ein stärkeres Engagement gegen Islamfeindlichkeit wurde angemahnt.

01
07
2013
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„Marwa El-Sherbini ist für uns alle ein großes Vorbild an Zivilcourage und sie hat am Ende sogar mit ihrem Leben dafür bezahlt. Ihr Vermächtnis ist das Eintreten für die uneingeschränkte Freiheit des Glaubens, welche in unserem Grundgesetz verankert ist; dies gilt es zu verteidigen, gerade auch in diesen Tagen. Dazu zählt die Toleranz gegenüber dem Andersdenkenden, anders Aussehenden. Auch das religiöse Tragen eines Kopftuches gehört dazu“, sagte etwa der Sprecher des Koordinationsrates der Muslime (KRM), Aiman Mazyek.

Er nimmt heute stellvertretend für die im KRM organisierten muslimischen Gemeinschaften an der zentralen Gedenkveranstaltung in Dresden teil. Dort wird der sächsische Justizminister in einer stillen Gedenkveranstaltung an Marwa El-Sherbini erinnern.

Debatte über Islamfeindlichkeit fehlt

Mustafa Yeneroğlu von der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs wünschte in einer Erklärung den Hinterbliebenen von Sherbini viel Kraft und Geduld. Obwohl bereits vier Jahre seit dem Mord vergangen seien, habe es jedoch keine tief greifende und breite Debatte über Islam- und Ausländerfeindlichkeit in der Gesellschaft gegeben.

„Mit großer Sorge beobachten wir, dass Übergriffe auf Musliminnen in der Öffentlichkeit bagatellisiert oder kaum beachtet werden und Angriffe auf Moscheen zunehmen. Ebenso beobachten wir mit großer Sorge, wie Teile der Politik und Sicherheitsbehörden Islam- und Muslimfeindlichkeit relativieren“, erklärte Yeneroğlu.


KRM


Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM)
Der Koordinationsrat der Muslime wurde im März 2007 von den vier großen Dachverbänden DITIB, VIKZ, Islamrat und ZMD gegründet. Er organisiert die Vertretung der Muslime in Deutschland und ist Ansprechpartner für Politik und Gesellschaft.

DITIB


Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB)
Der DITIB Dachverband vereint bundesweit 896 Ortsgemeinden. Das Vereinsziel ist es, Musliminnen und Muslimen einen Ort zur Ausübung ihres Glaubens zu geben und einen Beitrag zur Integration zu leisten. Darüber hinaus engagiert sich die DITIB intensiv im sozialen Bereich.

Islamrat


Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland
Der Islamrat wurde im Jahre 1986 als bundesweite Koordinierungsinstanz und gemeinsames Beschlussorgan islamischer Religionsgemeinschaften in Berlin gegründet. Er fühlt sich der Geschichte des Islam in Deutschland verpflichtet und betrachtet sich als Brücke zwischen Deutschland und der islamischen Welt.

VIKZ


Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ)
Dem VIKZ sind bundesweit zirka 300 selbstständige Moschee- und Bildungsvereine angeschlossen. Ziel und Zweck der Verbandsarbeit ist die religiöse, soziale und kulturelle Betreuung von Muslimen in Deutschland.

ZMD


Zentralrat der Muslime (ZMD)
Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) ist eine Dachorganisation von derzeit 22 muslimischen Dachorganisationen und umschließt auch Einzelmitglieder.

IGMG


Islamische Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG)
Die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs ist mit mehr als 300 Moscheegemeinden und ca. 100.000 Mitgliedern eine der größten muslimischen Organisationen in Deutschland. Sie ist Mitglied im Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland.

DML


Deutsche Muslim Liga (DML)
Die Deutsche Muslim Liga wurde 1952 in Hamburg gegründet und gehört zu den ältesten Organisationen von Muslimen in Deutschland. Sie ist als gemeinnützig anerkannt und versteht sich als bundesweit tätige Interessenvertretung von Muslimen. Sie zählt außerdem zu den Gründungsmitgliedern des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD).

Muslime haben Angst

Ein stärkeres Engagement gegen Islamfeindlichkeit mahnte auch die Deutsche Muslim Liga (DML) an. Es fehle an aussagekräftigen Statistiken zum Thema und gerade deshalb müsse Islamfeindlichkeit als eigener Straftatbestand erfasst werden.

„Angesichts der täglichen Übergriffe auf Muslime stellt sich die berechtigte Frage, wie lange Politik und Verwaltung eine von Islamverbänden, Wissenschaftlern und Opferverbänden geforderte Ergänzung der Kriminalstatistik um das Tatmotiv Islamfeindlichkeit weiter aufschieben wollen“, erklärte ein DML-Sprecher. „Während sich die Politik vor der Veröffentlichung der hohen Dunkelziffer zu fürchten scheint, fürchten Muslime in Deutschland jeden Tag gewalttätigen Rassismus, Brandanschläge und persönliche Angriffe.“