Politologe Olivier Roy warnt vor einer Verknüpfung von Islam und Terror. Radikalismus sei nihilistisch, was nicht der islamischen Tradition entspreche.
Radikalisierung sei nicht Folge einer gescheiterten Integration. Das sei vielmehr ein Scheinproblem. Viele der jungen Leute, die in den Krieg in Syrien ziehen, seien integriert, sagt Politologe Oliver Roy im Gespräch mit der „FAZ“ am Samstag.
Selbst in ihrem Bruch mit der Gesellschaft würden die europäischen Terroristen einem sehr westlichen Modell verbunden bleiben, behauptet Roy. Es sei zudem nihilistisch, was nicht der islamischen Tradition entspreche. Die Terroristen würden eine Faszination für die Ästhetik der Gewalt, die sie aus Filmen und Videos kennen entwickeln. Das Verhalten ähnle mehr den Amokläufern an der Columbine Highschool oder dem Massenmörder Anders Behring Breivik.
Diese jungen Leute kämen nicht aus der muslimischen Gemeinschaft, führt Roy weiter aus. Die meisten hätten keine religiöse Vorbildung, seien nur selten in der Moschee gewesen. Fast alle seien zuvor Kleinkriminelle gewesen und hätten Alkohol getrunken und Rauschgift konsumiert.
Trotzdem streite der Islamwissenschaftler die religiöse Dimension nicht ab. Sie sei wichtig, denn auf diese Weise könnten die Terroristen ihren Nihilismus in die Verheißung des Paradieses uminterpretieren.