Deutschland wird multikulturell und multireligiös. Dem Staat empfiehlt der Sachverständigenrat der deutschen Stiftungen, Erwartungen an die Glaubensgemeinschaften zu formulieren und Nachbesserungen in Religionsfreundlichkeit zu entwickeln.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass es eine stärkere Säkularisierung der Gesellschaft gibt. Aus dieser Tatsache anzunehmen, dass das Religiöse an Bedeutung verliert, sei aber falsch. Deutschland befinde sich in einem Stadium des Übergangs, so der Sachverständigenrat der deutschen Stiftungen (SVR). Folgerichtig trägt sein in Berlin vorgestelltes Jahresgutachten den Titel: „Viele Götter, ein Staat: Religiöse Vielfalt und Teilhabe im
Einwanderungsland“.
Fakt sei aber, so die SVR-Vorsitzende Christine Langenfeld, dass immer mehr Deutsche auf eine „institutionelle Mitgliedschaft“ in einer Religion verzichteten. Dies spürten vor allem die Kirchen. Gehörten 1970 noch nahezu 95 Prozent der Bevölkerung einer der beiden großen Kirchen an, seien es heute bundesweit noch 65 Prozent.
Zugleich gebe es aber eine neue Religiosität: Der Islam sei hier heimisch geworden, so Langenfeld. Zudem habe sich das Judentum wieder neu etabliert. Sie plädierte dafür, auch diesen Religionen ähnliche Rechte wie den Kirchen zuzugestehen. Zugleich erteilte sie allen politischen Versuchen, den Islam auszugrenzen, unter Verweis auf das
Grundgesetz eine Absage. Die „Religionsfreundlichkeit“ in Deutschland habe sich zwar bewährt, so ein Fazit des Gutachtens. Es müsse aber „Nachbesserungen“ geben. Zudem finde Religionsfreiheit da ihre Grenzen, wo sie die Rechte anderer angreife. (KNA, iQ)