Frankreich

Schulverweis wegen zu langem Rock

In Frankreich wurde eine muslimische Schülerin des Unterrichts verwiesen, weil sie einen zu langen Rock trug. Der Schulleiter dulde keine religiösen Symbole an seiner Schule, lautete die Begründung.

17
05
2016
Röcke © by Oxfordian auf Flickr (CC BY-SA 2.0), bearbeitet islamiQ

Im Pariser Vorort Montereau-Fault-Yonne musste eine muslimische Schülerin den Unterricht verlassen, weil ihr Rock angeblich zu lang sei. Das Kleidungsstück der 16-jährigen Konvertitin sei als religiöses Symbol zu deuten, begründete der Schulleiter den Verweis. Seit 2004 ist es in Frankreich nicht erlaubt an öffentlichen Schulen religiöse Symbole zu tragen, die die jeweilige Religionszugehörigkeit demonstrieren.

Die Eltern des Mädchens wehren sich gegen die Vorwürfe des Schulleiters. „Meine Tochter respektiert das Gesetz. Bis heute hat sich die Schule noch kein einziges Mal über ihre Art, sich zu kleiden, beschwert“, beteuert die Mutter des Mädchens. Die Schülerin trage zwar in ihrem privaten Alltag ein Kopftuch. Sie lege es aber immer vor dem Betreten des Schulgeländes ab.

Das französische Bildungsministerium schaltete sich in dieser Angelegenheit ein und duldete zunächst die Entscheidung des Schulleiters mit dem Hinweis, dass noch kein endgültiger Beschluss erlassen wurde. „Es ist im Interesse aller, dass diese junge Frau ihre Schulbildung erhalten kann. Ein langes Kleid oder ein langer Rock ist an sich kein Grund, einen Schüler auszuschließen“, so ein Sprecher des Ministeriums.

Dieser Konflikt ist kein Einzelfall in Frankreich. In den letzten Jahren machten verschiedene Schulen Schlagzeilen damit, dass sie lange Kleidung als islamisches Symbol deuteten und Schülerinnen deshalb suspendierten.

Die Vereinigung gegen Islamfeindlichkeit in Frankreich (CCIF) registrierte 2014 rund 130 Schülerinnen an französischen Mittelschulen oder Gymnasie, die wegen vermeintlich religiöser Kleidung vom Unterricht ausgeschlossen wurden. Unter dem Hashtag #JePorteMaJupeCommeJeVeux („Ich trage meinen Rock, wie ich will“) berichten diverse muslimische Schülerinnen von ihren Erfahrungen auf twitter.

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Ich halte diese Entscheidung für korrekt und positiv. Die Schülerin wollte offenkundig provozieren und das optische Neutralitätisprinzip, dass seit 2004 in Frankreich für Schüler aller Konfessionen geht, umgehen. Einem Christen, der in Mönchskutte im Unterricht erscheint, wäre es gewiss genauso ergangen. Man darf nicht vergessen, dass dass Gebot, seine Religion nicht auffällig sichtbar zu machen, in Frankreich für Lehrer schon im Jahr 1905 eingeführt wurde. Mangels muslimischer Wohnbevölkerung vor über hundert Jahren wird man dieses französische Staatsprinzip daher wohl kaum als islamfeindlichen Akt deuten können. Säkularismus, d.h. die strikte Trennung von Staat und Religionen ist ein gutes Rezept für ein faires Zusammenleben zwischen den verschiedenen Religionen und nicht religiösen Weltanschauungen, das von allen das gleiche abverlangt. Mich würde es freuen, wenn diese französische Errungenschaft, die auch für Deutschland und Österreich Vorbild sein sollte, auch von aufgeklärten Moslems einmal öffentlich verteidigt werden würde
17.05.16
13:59
Nuri sagt:
@Utefabel. Seit wann ist ein Rock ein religiöses Symbol ? Seit wann provozieren Röcke ?
17.05.16
16:13
Andreas sagt:
Tolle Errungenschaften, die die Franzosen da haben. Als wäre es nicht schon lächerlich genug, das Kopftuch zu verbieten, wird nun also die länge eines Rockes zu einem religiösen Symbol erhoben. Daran kann man aber sehen, dass es eigentlich nur darum geht, Muslime zu gängeln. Auf solche Errungenschaften kann ich gut und gerne verzichten. Mir ist die Freiheit lieber.
17.05.16
17:46
Ute Fabel sagt:
Ich bin mit einer Lehrerin befreundet, die kürzlich eine Schülerin wegen eines zu kurzen Rocks getadelt hat. Ist das wirklich eine Schlagzeile wert? Für ein gedeihliches Zusammenleben ist halt oft eine bestimmte Bandbreite einzuhalten. Ich kann auch nicht nackt auf die Straße gehen, auch wenn danach ist, selbstwenn das meine persönliche Freiheit beschränkt. Wobei ich finde, dass sich für Nacktheit plausiblere religiöse Gründe finden lassen (Rückkehr in den Idealzustand von Adam und Eva) als für bodenlange Röcke und Kopftücher.
18.05.16
7:36
Josef Gelb sagt:
@ Ute vergessen sie nicht die Errungenschaft, dass die Freiheit eines Menschen bei der Freiheit eines anderen Menschen aufhört. Den Satz: "In den letzten Jahren machten verschiedene Schulen Schlagzeilen damit, dass sie lange Kleidung als islamisches Symbol deuteten und Schülerinnen deshalb suspendierten." Haben sie anscheinend überlesen. Das ist reine Schikane und mit nichts anderem rechtzufertigen. Und erzählen Sie mir bitte nicht, dass ein zu langer Rock, den Schulfrieden stören könnte. Als nächstes werden zu lange Hosen als Symbole gedeutet und dann abgeschafft und dann haben wir alle wirklich den "Urzustand" erreicht. Ob das zivilisatorisch ist, sei mal dahingestellt. LG
18.05.16
14:06
Nuri sagt:
@Ute Frau Fabel bitte vergessen Sie nicht, dass der Mensch sich immer mehr bedeckte je fortgeschrittener er wurde. Adam und Eva waren zu Beginn nackt, und im Laufe der Zeit bedeckten sie sich immer mehr. Ich will damit Meinen, dass das Bedecktsein keinerlei Provokation auslösen könnte. LG
19.05.16
7:44
Ute Fabel sagt:
@Josef Gelb: Religion und Weltanschauung sind Privatsache. Es ist gut, wenn im schulischen und beruflichen Umfeld Wert darauf gelegt wird, dass das Religions- und Weltanschauungsverständnis von einzelnen wenigen nicht allen anderen aufdringlich an die Nase gebunden wird. Am Arbeitsplatz und in der Schule sind ganz unterschiedliche Menschen zusammengewürfelt. Zurückhaltung mit dem Sichbarmachnen der eigenen Ideologie ist ein klares Zeichen gegen Sektierertum und Abgrenzung und bedeutet Respekt gegenüber Andersdenkenen auszudrücken. Ich bin auch der Meinung, dass ein Schüler, der bei "Vier Pfoten" Aktivist ist, in der Schule nicht jeden Tag ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Pelz ist Mord" tragen soll. Auch Parteisymbole wie rote Nelken (politisch links) oder Kornblumen (politisch rechts) haben im schulischen Umfeld nichts verloren.
19.05.16
8:15
Andreas sagt:
@Ute Fabel: Sie geben einen ganz schönen Blödsinn von sich. Wo steckt denn in einem "zu langen" Rock die Provokation oder das Aufdrängen einer religiösen Ansicht? Respekt gegenüber Andersdenkenden wäre, sie nicht permanent gängeln zu wollen. Ab wann ist ein Rock überhaupt zu lang? Welche Länge ist angemessen?
19.05.16
13:22
Manuel sagt:
@Nuri: Kleidung war eine Notwendigkeit, um sich gegen Kälte zu schützen, das islamische Kopftuch ist keine Notwenigkeit, sondern nur ein Symbol des verklemmten Umgangs des Islams mit Nacktheit und Sexualität.
19.05.16
20:14
Andreas sagt:
@Manuel: Lassen Sie doch jeden selbst entscheiden, welche Kleidung er oder sie als notwendig erachtet. Nicht jeder muss alles zeigen, wenn er oder sie nicht will.
20.05.16
12:00
1 2