Nach Islamkritik:

AfD legt sich mit den Kirchen an

Erst wettert die AfD gegen den Islam. Dann erhebt einer ihrer Landeschefs Vorwürfe gegen die katholische und die evangelische Kirche. Hat die AfD etwas gegen Religion? Nein. Zumindest im Westen hat sie auch fromme Anhänger, darunter viele Evangelikale.

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05
2016
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Der Landeschef der Brandenburger AfD, Alexander Gauland. © blu-news.org auf Flickr, bearbeitet by IslamiQ

Aus der AfD kommt immer lautere Kritik an den beiden großen Kirchen. Bayerns AfD-Landesvorsitzender Petr Bystron warf der katholischen und der evangelischen Kirche vor, über ihre Wohlfahrtsverbände „unter dem Deckmantel der Nächstenliebe“ ein Milliardengeschäft mit der Flüchtlingskrise zu machen. Beide Kirchen reagierten empört. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch sagte: „Ich finde das ziemlich unverschämt.“

Bystron unterstellte den Kirchen, sie hätten aus kommerziellen Gründen ein großes Interesse an weiterer Flüchtlingszuwanderung. „Die vordergründig propagierte Flüchtlingsfreundlichkeit finanziert zugleich eine gigantische Wohlfahrtsindustrie unter dem organisatorischen Dach der Kirchen“, schrieb Bystron in einem Beitrag für die „Huffington Post“. Kirchliche Organisationen und Unterorganisationen nutzten zur Gewinnmaximierung oft die Hilfsbereitschaft unbezahlter Ehrenamtlicher über Monate aus, während sie Kommunen, Land und Bund für Aufbau und Betrieb von Flüchtlingsunterkünften saftige Rechnungen präsentierten. Bystron verlangte ein „Ende der Kirchensubventionierung durch Steuergelder“.

Kirchliche Träger etwa von Flüchtlingsheimen erhalten genau wie andere Betreiber Geld vom Staat. In den Kirchen gibt es aber auch eine Vielzahl von anderen Initiativen, Flüchtlingen bei der Integration zu helfen.

Der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, verwies darauf, dass die katholische Kirche und ihre Hilfswerke im Vorjahr 112 Millionen Euro an Sondermitteln für Flüchtlinge im In- und Ausland ausgaben – rund 40 Millionen Euro mehr als 2014. Zudem stellten Gemeinden tausende Unterkünfte sowie Räume für Freizeit- und Beratungsangebote bereit.

„Das unreflektierte Gerede von Herrn Bystron weise ich zurück. Es ist ein mit keinem einzigen Faktum belegtes Gequatsche, das wenig von einer sachlichen Diskussion zeugt“, sagte Kopp der Deutschen Presse-Agentur am Rande des Katholikentages in Leipzig. „Wer so entgleist, schlägt allein 200 000 ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe der KirchenTätigen ins Gesicht.“

Auch die Evangelische Kirche in Deutschland wehrte sich gegen die Vorwürfe. „Die christlichen Kirchen in Deutschland haben kurzfristig einen zusätzlichen dreistelligen Millionenbetrag für die Flüchtlingshilfe zur Verfügung gestellt“, sagte Sprecher Carsten Splitt. „Angesichts dieses Kraftakts und des ehrenamtlichen Engagements vieler hunderttausend Menschen“ entbehre die Äußerung Brystons jeglicher Grundlage.

Bystrons Position sei nicht mit dem Bundesvorstand abgestimmt worden, sagte ein Parteisprecher auf Anfrage. Allerdings hatte Parteivize Alexander Gauland diese Woche in einem Interview der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“ gesagt, die Kirchen versuchten in der Flüchtlingspolitik, „den Staat zu manipulieren“.

Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry hatte den Kirchen im Februar vorgeworfen, sie engagierten sich nicht genügend für verfolgte Christen im Mittleren Osten. In einem Interview sagte sie damals: „Inzwischen erheben einige Amtsträger der deutschen Kirchen ihre Stimme offenbar mehr für Muslime als für die eigenen Glaubensbrüder. Hier gibt es ein deutliches Ungleichgewicht.“ (dpa, iQ)