Interreligiöse Initiative für Flüchtlinge

Muslime, Christen und Juden starten gemeinsames Flüchtlingsprojekt

Ein breites Bündnis von Christen, Juden und Muslimen in Deutschland hat ein gemeinsames Förderprojekt für Flüchtlingshilfe gestartet. Es findet im Rahmen einer bereits bestehenden Kooperation unter dem Titel „Weißt du, wer ich bin?“ statt.

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06
2016
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Dialogprojekt
"Weisst du wer ich bin?", das Plakat zur Aktion. © DA

Ein breites Bündnis von Christen, Juden und Muslimen in Deutschland hat ein gemeinsames Förderprojekt für Flüchtlingshilfe gestartet. Bewerben können sich interreligiöse Initiativen, bei denen ein Träger muslimisch sein soll, wie das Bündnis am Dienstagabend beim Auftakt in Berlin erklärte. Ihm gehören die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) und der Zentralrat der Juden sowie der Zentralrat der Muslime, die Türkisch-Islamische Union, der Verband der Islamischen Kulturzentren und der Islamrat an.

Das Förderprojekt heißt: „Damit aus Fremden Freunde werden“. Es findet im Rahmen einer bereits bestehenden Kooperation unter dem Titel „Weißt du, wer ich bin?“ statt. Dabei unterstützten die Trägerorganisationen zwischen 2004 und 2011 mehr als 100 lokale Initiativen eines interreligiösen Dialogs. Das Bundesinnenministerium fördert die auf Flüchtlingshilfe ausgerichtete Neuauflage mit insgesamt einer halben Million Euro.

Beim Auftakt in der Berliner Katholischen Akademie würdigte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Günter Krings (CDU), das Vorhaben. Bei nur wenigen interreligiösen Initiativen arbeiteten maßgebliche christliche, jüdische und muslimische Organisationen schon auf der Ebene der Projektträger zusammen.

Der Hamburger katholische Erzbischof Stefan Heße betonte, Christen, Juden und Muslime müssten das „friedensstiftende und integrationsfördernde Potenzial von Religion“ auch im Alltag bezeugen. Es sei ihm „ein besonderes Anliegen, dass die Sorge für schutzsuchende Menschen und der Dialog zwischen den Religionen enger als bisher miteinander verknüpft werden“, so der Sonderbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Flüchtlingsfragen. Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Abraham Lehrer, betonte, das Projekt sei „bitter nötig“ angesichts der „Warnungen vor einer angeblichen Überfremdung Deutschlands“.

Der Sprecher des Koordinierungsrates der Muslime und Generalsekretär des Islamrats, Burhan Kesici, betonte, Integration geschehe vor allem auf lokaler Ebene. So würdigte er den Beitrag der Katholischen Akademie in Berlin zum christlich-islamischen Dialog, den sie auch nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA verstärkt fortgesetzt habe.

Die ACK-Vizevorsitzende und evangelisch-methodistische Bischöfin Rosemarie Wenner äußerte sich zuversichtlich, dass gemeinsames Engagement für Flüchtlinge auch ein „Türöffner“ zum interreligiösen Dialog werde. Der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge und Erol Pürlü vom Verband islamischer Kulturzentren riefen christliche, jüdische und muslimische Flüchtlingshelfer auf, gemeinsam in die Unterkünfte zu gehen, um Ängste der Träger vor einer Radikalisierung der Flüchtlinge zu entkräften. Doron Kiesel vom Zentralrat der Juden betonte, viele Flüchtlinge brächten keine Erfahrung mit Religionsfreiheit mit und müssten sich erst damit vertraut machen. (KNA, iQ)