Der Soziologe Armin Nassehi fordert die körperschaftliche Anerkennung des Islams in Deutschland und damit die Gleichstellung mit den christlichen und jüdischen Religionsgemeinschaften.
Für eine Anerkennung islamischer Gruppen als Körperschaften öffentlichen Rechts in Deutschland spricht sich der Münchner Soziologe Armin Nassehi aus. Dafür gebe es ordnungspolitische wie auch ethische Gründe, sagte er am Montagabend in München; sonst sei „eine dauerhafte zivilisierte Religiosität nicht möglich“. Die Gesellschaft müsse den Muslimen anbieten, „aus einem Opferdiskurs herauszukommen“, wonach sie in Deutschland nicht anerkannt seien, so Nassehi. „Wenn sie Opfer sind, werden sie sich nie als angekommen fühlen.“
In Deutschland leben mindestens vier Millionen Muslime. Aus organisationsrechtlichen Gründen sind die meisten islamischen Religionsgemeinschaften bislang nicht als Körperschaften öffentlichen Rechts anerkannt. Ausnahme ist die Splittergruppe der Ahmadiyya, die 2013 in Hessen diesen Status erhielt.
Jüngst hatte der Politikwissenschaftler Ulrich Willems aus Münster eine staatliche Bevorzugung der beiden großen Kirchen gegenüber anderen Religionen und gegenüber Konfessionslosen kritisiert. Als Grund nannte er hohe Hürden, um den Körperschaftsstatus zu erlangen. (KNA/iQ)