Amoklauf

Muslime in München gedenken der Amokopfer

Nach dem Amoklauf in München trauern viele Menschen in der Stadt, auch viele in den muslimischen Gemeinden: Unter den Opfern waren sieben Muslime. Ihrer wurde am Dienstag bei einer islamischen Trauerfeier gedacht.

27
07
2016
Trauerfeier in der Ditib-Moschee © facebook

Man blickt in viele rot verweinte Augen. Im Hof des türkisch-islamischen DITIB Gemeindezentrums in München sind zwei Särge ausgestellt. In ihnen zwei der Opfer des Amoklaufs am Münchner Einkaufszentrum: ein 15-jähriger Jugendlicher und eine 45-jährige Frau. Unter freiem Himmel betrauern die Gäste der muslimischen Gedenkfeier am Dienstagmittag die Verstorbenen. Sieben Opfer des Amokläufers waren muslimischen Glaubens.

Junge Männer weinen. Verzweifelte Frauen werfen sich schluchzend über die Särge. Hunderte Trauernde sind gekommen. An einer Wand im Gemeindehof hängen Zettel mit den Namen aller Opfer, unabhängig von Nationalität und Religion. „Religionen halten zusammen in München“, sagt Aykan Inan, stellvertretender Vorsitzender der Gemeinde. Diese wolle ein Zeichen setzen und zeigen, „dass wir mit allen Opfern trauern“.

Die Gedenkfeier beginnt mit arabischem Trauergesang, dann liest der Imam Suren aus dem Koran vor. Am Schluss ein gemeinsames Gebet. Neben Mitgliedern der Gemeinde und anderen Trauernden sind auch die Familien der beiden Opfer anwesend, um gemeinsam der Verstorbenen zu gedenken. Ihnen bekunden die anderen Trauergäste am Ende der Feier ihr Beileid, während die Familien dicht an den Särgen stehen. Sie können die Tat noch immer nicht fassen.

Schlechte Informationspolitik

Neben Trauer und Fassungslosigkeit spielt auch ein anderes Gefühl eine Rolle: Die Angehörigen fühlen sich allein gelassen – von Stadt und Staat. Der Schwager der erschossenen 45-Jährigen klagt über eine schlechte Informationspolitik: Der Familie sei viel zu spät mitgeteilt worden, was passiert ist. Und erst am Montag konnte sie zu dem Leichnam. „Wir sind enttäuscht von der Stadt“, sagt er. Die Verstorbene hinterlässt zwei Söhne, 19 und 23 Jahre alt. Sie bräuchten noch mehr Unterstützung durch Seelsorger, sagt der Schwager.

Weinend liegen sich Trauergäste in den Armen. Sie sind füreinander da und spenden sich Trost. An diesem Mittwoch sollen die beiden Leichname in die Türkei übergeführt werden. Finanziert durch einen Bestattungsfonds der DITIB-Gemeinde, so Aykan Inan. Nach einem Antrag aller im Stadtrat vertretenen Fraktionen wird aber voraussichtlich die Stadt München die Kosten übernehmen. Denn der Wunsch einiger Familien, ihre Angehörigen in der Heimat beizusetzen, soll nicht am Geld scheitern. (dpa/iQ)

Leserkommentare

Mareike sagt:
Womit mal wieder geklärt wäre, wo Türken ihre Heimat sehen. In Deutschland jedenfalls nicht. Nicht einmal, wenn sie hier geboren wurden. Dann sollten sie sich aber auch mal mit ihren Forderungen an unsere Regierung zurückhalten und sich an ihre eigene Regierung wenden.
28.07.16
13:24
Tülay sagt:
Unglaublich Mareike und traurig gleichzeitig. Hier trauern Menschen. Anstatt dein Beileid auszusprechen spuckst du nur dein Gift aus.
28.07.16
14:29
Mareike sagt:
@Tülay: Welches Gift? Der Artikel verdeutlicht nur, dass Türken offensichtlich auch nach Generationen immer noch Fremde in Deutschland sind und die Türkei als ihre Heimat betrachten. Das ist das eigentlich traurige.
28.07.16
15:54
Manuel sagt:
@Tülay: Gift spuckt derzeit nur Erdogan und seine AKP-Islamisten, die die Türkei in eine autoritäre islamistische Republik umwandeln wollen.
28.07.16
17:47
Johannes Disch sagt:
@Mareike Warum sollen denn Menschen nicht um die Opfer in ihrer Heimat trauern?? Und man kann sich durchaus verschiedenen Ländern und Kulturen zugehörig fühlen: Dem Land, in dem man lebt und dem Herkunftsland. lg Johannes Disch
29.07.16
8:42