Nach dem Amoklauf in München trauern viele Menschen in der Stadt, auch viele in den muslimischen Gemeinden: Unter den Opfern waren sieben Muslime. Ihrer wurde am Dienstag bei einer islamischen Trauerfeier gedacht.
Man blickt in viele rot verweinte Augen. Im Hof des türkisch-islamischen DITIB Gemeindezentrums in München sind zwei Särge ausgestellt. In ihnen zwei der Opfer des Amoklaufs am Münchner Einkaufszentrum: ein 15-jähriger Jugendlicher und eine 45-jährige Frau. Unter freiem Himmel betrauern die Gäste der muslimischen Gedenkfeier am Dienstagmittag die Verstorbenen. Sieben Opfer des Amokläufers waren muslimischen Glaubens.
Junge Männer weinen. Verzweifelte Frauen werfen sich schluchzend über die Särge. Hunderte Trauernde sind gekommen. An einer Wand im Gemeindehof hängen Zettel mit den Namen aller Opfer, unabhängig von Nationalität und Religion. „Religionen halten zusammen in München“, sagt Aykan Inan, stellvertretender Vorsitzender der Gemeinde. Diese wolle ein Zeichen setzen und zeigen, „dass wir mit allen Opfern trauern“.
Die Gedenkfeier beginnt mit arabischem Trauergesang, dann liest der Imam Suren aus dem Koran vor. Am Schluss ein gemeinsames Gebet. Neben Mitgliedern der Gemeinde und anderen Trauernden sind auch die Familien der beiden Opfer anwesend, um gemeinsam der Verstorbenen zu gedenken. Ihnen bekunden die anderen Trauergäste am Ende der Feier ihr Beileid, während die Familien dicht an den Särgen stehen. Sie können die Tat noch immer nicht fassen.
Neben Trauer und Fassungslosigkeit spielt auch ein anderes Gefühl eine Rolle: Die Angehörigen fühlen sich allein gelassen – von Stadt und Staat. Der Schwager der erschossenen 45-Jährigen klagt über eine schlechte Informationspolitik: Der Familie sei viel zu spät mitgeteilt worden, was passiert ist. Und erst am Montag konnte sie zu dem Leichnam. „Wir sind enttäuscht von der Stadt“, sagt er. Die Verstorbene hinterlässt zwei Söhne, 19 und 23 Jahre alt. Sie bräuchten noch mehr Unterstützung durch Seelsorger, sagt der Schwager.
Weinend liegen sich Trauergäste in den Armen. Sie sind füreinander da und spenden sich Trost. An diesem Mittwoch sollen die beiden Leichname in die Türkei übergeführt werden. Finanziert durch einen Bestattungsfonds der DITIB-Gemeinde, so Aykan Inan. Nach einem Antrag aller im Stadtrat vertretenen Fraktionen wird aber voraussichtlich die Stadt München die Kosten übernehmen. Denn der Wunsch einiger Familien, ihre Angehörigen in der Heimat beizusetzen, soll nicht am Geld scheitern. (dpa/iQ)