Autoren schreiben hunderte Seiten. Doch was passiert, wenn sie ihr Buch auf seine Essenz herunterbrechen müssen? Unsere Serie „Nachgefragt“ liefert Antworten. Heute Armin Langer und sein Buch „Ein Jude in Neukölln“.
IslamiQ: Wem würden Sie ihr Buch „Ein Jude in Neukölln“ gerne schenken und warum?
Armin Langer: Allen, die sich von der Panikmache gewisser Politiker und Medienmacher nicht beeinflussen lassen wollen und mit Fakten für ein friedliches Zusammenleben eintreten würden. Das Miteinander der unterschiedlichen religiösen und kulturellen Gemeinschaften funktioniert in der Bundesrepublik gut. Natürlich gibt es Herausforderungen, aber der Alarmismus ist dabei bestimmt nicht hilfreich – wir brauchen einen klaren Verstand und Beharrlichkeit.
IslamiQ: Warum ist die Thematik Ihres Buches im Lichte aktueller Debatten wichtig?
Langer:Spätestens dann, wenn CDU-Innenminister mit einem Burka-Verbot gegen islamistischen Terrorismus kämpfen wollen (noch dazu in einem Land, in dem es praktisch keine Burka-Trägerinnen gibt), sollte uns klar werden, dass die Debatte von Ressentiments gesteuert wird. Das Ziel meines Buches ist aufzuklären, um die Mythen über religiöse und kulturelle Minderheiten in der Bundesrepublik – besonders über Juden und Muslime – zu widerlegen. Entmystifizierung ist das beste Mittel gegen Angst.
IslamiQ: „Beim Lesen guter Bücher wächst die Seele empor.“ Warum trifft dieses Zitat von Voltaire auf Ihr Buch zu?
Langer: Ich will Leute inspirieren – auch mit meinen autobiographischen Erzählungen – damit sie sich aktiv in die Gesellschaft einbringen. Wir brauchen mehr Stimmen, die von der Langeweile des täglichen friedlichen Zusammenlebens erzählen. Nur so kann man Rassisten entgegenwirken, die Phantasmagorien über den Untergang des sogenannten Abendlandes verbreiten.
IslamiQ: Ihr Buch „Ein Jude in Neukölln“ in drei Wörtern zusammengefasst?
Langer: Yalla, engagiert euch!
IslamiQ: Eine spezielle Frage für Sie: Ihr Einsatz für den jüdisch-muslimischen Dialog lief nicht immer reibungslos- das haben Sie am eigenen Leib spüren müssen. Was spornte Sie an, trotz allem weiter zu machen?
Langer: Wir leben in einer Zeit, in der Rechtspopulisten mehrere EU-Länder regieren oder gute Chancen haben, Regierungen zu stellen. In der Bundesrepublik ist die Lage auch nicht viel besser: Rassismus ist salonfähig geworden, offen rassistisch agierende Bewegungen wie Pegida marschieren auf unseren Straßen, und mit der AfD zieht voraussichtlich 2017 eine rechtspopulistische Partei in den Bundestag ein. Engagement wird zur Pflicht aller Bürger, die nach einem friedlichen Zusammenleben streben.