Laut Migrationsexperte Reiner Klingholz werden die großen Migrationswellen noch kommen, da immer mehr junge Menschen wegen mangelnder Lebensperspektiven nach Europa auswandern.
Europa muss sich nach Einschätzung des Migrationsexperten Reiner Klingholz auf eine anhaltende Einwanderung aus anderen Kontinenten einstellen. „Die großen Migrationswellen kommen erst noch“, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“ (Dienstag). Wenn man sich die Ursachen der Flüchtlings- und Migrationskrise ansehe, „können wir nicht sagen, dass wir am Ende sind“.
Der Fachmann warnte zugleich vor einer rigiden Abschottungspolitik. Wenn sich Europa in diese Richtung bewege, „werden wir teure Folgekosten tragen müssen“. Zum einen koste es sehr viel, Grenzen so zu sichern, dass niemand mehr durchkomme. „Und zweitens leben wir in einer globalisierten Welt, in der wir auf den Austausch, den Handel angewiesen sind“. Deutschland könne sich als Exportnation nicht abschotten.
Klingholz ist Vorstand des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. In einer Studie hatte er jüngst von einem „Pulverfass vor den Toren Europas“ gesprochen. In einem Raum, der von West- und Nordafrika über die Arabische Halbinsel bis Westasien reiche, seien immer mehr junge Menschen ohne Lebensperspektive und hochgradig frustriert, erklärte er gegenüber der Zeitung. „Diese Menschen suchen ihr Glück in der Auswanderung oder, wenn die Lage gefährlich wird, in der Flucht“. (KNA, iQ)