Laut einer Umfrage sei die große Mehrheit der Deutschen für ein Vollverschleierungs-Verbot. Die Lehrergewerkschaft hingegen hält Härte im Streit um Burka oder Nikab für kontraproduktiv.
81 Prozent der Deutschen plädieren für ein Verbot der Vollverschleierung von muslimischen Frauen. Dabei spricht sich jeder Zweite (51 Prozent) für ein generelles Verbot aus, wie aus dem am Freitag in Köln veröffentlichten Deutschlandtrend im ARD-Morgenmagazin hervorgeht. 30 Prozent sind für ein teilweises Verbot, wie zum Beispiel im öffentlichen Dienst und in Schulen. 15 Prozent der Bürger sind prinzipiell gegen ein Verbot der Vollverschleierung. Das Institut Infratest dimap befragte dazu am Dienstag und Mittwoch dieser Woche 1.008 Bundesbürger.
Die Frauenrechts-Organisation „Terre des Femmes“ zeigte sich erfreut darüber, dass so viele Menschen die Vollverschleierung verbieten lassen wollen. Bundesgeschäftsführerin Christa Stolle sagte dazu in SWRinfo, ein Verbot sei „wichtig und notwendig, um Frauenrechte zu stärken, es ist ein Plädoyer für eine offene Gesellschaft, da passt die Vollverschleierung nicht rein“.
Die Vollverschleierung als Teil der freien Persönlichkeitsentfaltung zu bezeichnen, hält Stolle für zynisch: „Mit Burka oder Niqab können Sie doch gar nicht teilhaben an der Gesellschaft. Sie können doch nicht mal einen Beruf ausüben, Sie können nicht mal Auto fahren, was ist denn da die Persönlichkeitsentwicklung?“
Die Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hält Härte im Streit um Burka oder Nikab in der Schule für kontraproduktiv. Ein Ausschluss vom Unterricht sei schon mit Blick auf die Schulpflicht problematisch, sagte Ilka Hoffmann vom GEW-Hauptvorstand im Interview der „Süddeutschen Zeitung“. „Wenn der Gesichtsschleier auf einen Weg in Richtung Radikalisierung hindeutet, dann verstärken wir diesen Prozess, weil dann die einzigen Leute, die eine junge Frau akzeptieren, jene sind, die extreme Positionen beziehen“.
Schule sei nicht nur Unterricht, sondern auch „Begegnung zwischen Gleichaltrigen“, so die Gewerkschaftsvertreterin mit Blick strengkonservative islamische Haushalte. Der Schulalltag sei eine Möglichkeit, „andere Weltsichten kennenzulernen und aus dem starren Korsett einer Familie herauszukommen“.
Die GEW-Vertreterin bejahte, dass in der Nikab-Frage eine Debatte aus politischem Kalkül hochgekocht werde. „Wir haben ein Problem mit massiver Gewalt, auf das wir keine Antwort haben.» Der Nebenschauplatz des Vollschleiers sei «für die Politik relativ unschädlich“; zugleich treffe die Debatte aber „schwache Glieder der Gesellschaft, nämlich bereits ziemlich entrechtete junge Frauen und Mädchen“, so Hoffmann. (KNA, iQ)