Brauchen Thüringens Friedhöfe separate Grabfelder für Muslime? Das ist nur eine Frage, mit der sich Friedhofsverwalter angesichts der großen Zahl von Flüchtlingen aus islamischen Ländern beschäftigen.
Viele Friedhofsverwaltungen in Thüringen sind nach Angaben ihres Dachverbandes unsicher, wie sie mit Wünschen nach islamischen Bestattungen umgehen sollen. „Es fehlt ihnen an Kenntnissen über den Islam und dessen Bestattungsregeln“, sagte Rosi Seitz, Landesgruppen-Vorsitzende im Verband der Friedhofsverwalter, der Deutschen Presse-Agentur. Zudem kollidiere islamische Bestattungskultur teilweise mit dem Thüringer Bestattungsgesetz, was Konfliktstoff bergen könne. Allerdings sei die Zahl der Begräbnisse von Muslimen in Thüringen bislang auch sehr gering. „Das sind Einzelfälle.“
In Erfurt wurden 2015 und 2016 insgesamt sechs Verstorbene in einem Grabfeld für Muslime auf dem Hauptfriedhof beigesetzt, wie der Leiter des Garten- und Friedhofsamtes, Wolfgang Schwarz, sagte. Erfurt ist bislang die einzige Stadt in Thüringen mit einem solchen separaten Gräberbereich, weswegen Anfragen nach Bestattungen auch aus anderen Orten kommen. Diese würden allerdings abgelehnt, so Schwarz. „Friedhöfe sind den Einwohnern des jeweiligen Ortes vorbehalten.“
In Weimar wurden Seitz zufolge in diesem Jahr bislang zwei Muslime bestattet – und zwar im normalen Gräberfeld. Dies sei völlig unproblematisch gewesen. Angesichts der geringen Bestattungszahlen seien in Thüringen meist auch gar keine größeren separaten Grabfelder für verstorbene Muslime notwendig.
Zu den Bestattungsregeln im Islam gehören etwa eine räumliche Trennung zwischen Muslimen und Christen und die Ausrichtung der Gräber in Richtung Mekka, dem wichtigsten islamischen Wallfahrtsort. Muslime sollten zudem innerhalb von 24 Stunden nach ihrem Tod beigesetzt werden. Das allerdings kollidiere mit dem Thüringer Bestattungsgesetz, sagte Seitz. „In Thüringen sind Beisetzungen frühestens nach drei Tagen möglich.“ Die in Thüringen geltende Sargpflicht hingegen steht nach Angaben des Erfurter Friedhofsamtes nicht im Widerspruch zu muslimischen Riten.
In Thüringen gibt es derzeit 12 muslimische Gemeinden, zum Beispiel in Jena, Erfurt, Weimar und Ilmenau. Mit der islamischen Bestattungskultur beschäftigt sich an diesem Mittwoch (12. Oktober) eine Tagung der Thüringer Friedhofsverwalter gemeinsam mit dem Islambeauftragten des Bistums Erfurt, Hubertus Staudacher. Dem Verband der Friedhofsverwalter gehören in Thüringen 33 kommunale und kirchliche Friedhofsträger an. (dpa, iQ)