Hochrechnung

Deutschland wird weniger christlich

Laut einer Studie nimmt die Zahl der Christen in Deutschland ab. Gleichzeitig gibt es mehr Konfessionslose und Muslime.

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12
2016
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Köln - Silvesternacht © by Marco Verch auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ

In etwa zehn Jahren gehören laut einer Hochrechnung nur noch weniger als 50 Prozent der Menschen in Deutschland der römisch-katholischen oder der evangelischen Kirche an. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie der Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland (fowid) hervor. 2015 betrug dieser Anteil noch 56 Prozent.

Schon in den vergangenen Jahrzehnten mussten die beiden christlichen Großkirchen empfindliche Mitgliederverluste hinnehmen: 1970 waren – in der damaligen Bundesrepublik – noch 92,3 Prozent der Bevölkerung Protestanten (47,7 Prozent) oder Katholiken (44,6 Prozent). Der Anteil verringerte sich stark, als die größtenteils konfessionslosen DDR-Bürger hinzukamen. Zudem bewirkt der demografische Wandel, dass mehr Kirchenmitglieder sterben als geboren werden.

Steigen werden laut fowid die Bevölkerungsanteile anderer „Weltanschauungsgruppen“, vor allem der Konfessionsfreien, die schon 2015 mit 36 Prozent die größte Gruppe stellten, sowie die konfessionsgebundenen Muslime, deren Bevölkerungsanteil 2015 bei 4,4 Prozent lag. Zuwächse werde es wohl auch bei anderen Religionsgemeinschaften wie den Orthodoxen Kirchen, den Freikirchen, dem jüdischen Glauben sowie bei Hindus und Buddhisten geben. Sie kamen 2015 zusammen auf einen Anteil von 3,6 Prozent. (dpa/iQ)

Leserkommentare

Holger Berger sagt:
Deutschland mag sicherlich weniger kirchenhierarchie-abhängig werden, das muß aber noch lange nicht heissen, daß (ur)christliche und humanistische Ideale & Werte eine geringere Rolle spielen würden. Wenn muslimisches Gedankengut hier immer mehr einfließt bzw. einfließen soll, so muß gewährleistet sein, daß sich dieses prinzipiell an der Erklärung der allg. Menschenrechte und an den Idealen und Werten einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung orientiert. Schon Böll sagte einmal, daß er das Leben in einer christlichen Gesellschaft allen anderen Gesellschaftsmodellen vorzieht, weil dort auch Platz ist für Alte, Arme, Kranke und Ausgegrenzte. Für islamisch beherrschte Länder trifft dieses christliche Ideal in unserer Welt wohl eher nicht zu. .
22.12.16
17:05
Josef Gelb sagt:
@Holger Berger, soweit ich weiß werden in islamisch geprägten Gesellschaften Alte und Kranke von den Familien versorgt und nicht abgeschoben in Heime. Hinzu kommt eine "Armensteuer" (Zakat), habe ich so in der Form auch nirgends gesehen. Was zumindest die türkische Wohlfahrt angeht sind dort Medizin und Krebstherapien inzwischen kostenlos... Gut das die christlichen Ideale hier nicht zutreffen mag man meinen...
23.12.16
10:21
Ute Fabel sagt:
Das Christentum war in Europa seit dem 4. Jahrhundert verordnete Staatsreligion in weiten Teilen Europas. Was die Durchsetzung von Rechtsansprüchen hinsichtlich sozialer Absicherung betrifft mussten die Menschen jedoch noch bis in 20. Jahrhundert warten, als dies von Gewerkschaften und Parteien links der Mitte und nicht vom Christentum bewerkstelligt wurde. Ein besonders gutes Sozialsystem haben die skandinavischen Länder, die stark säkularisiert sind und wo Religion kaum mehr eine Rolle spielt. Jahrhundertelang wurden im islamischen Herrschaftsbereich Andersgläubige mit einer Strafabgabe unter Berufung auf den Koran gegängelt und ausgrenzt.
23.12.16
13:04
Mads sagt:
@Josef Gelb: Alte und Kranke werden in Deutschland nicht "abgeschoben", sondern deren Versorgung wird professionalisiert und damit werden die Familien entlastet. Und eine "Armensteuer" braucht es in Deutschland ebenfalls nicht, weil die Armen über die normalen Steuereinnahmen versorgt werden. Der breiten Masse der Armen in Deutschland dürfte es mit unserem System besser gehen, als den Armen in den muslimischen Ländern. Und das, obwohl es in der islamischen Welt unvorstellbaren (Öl-) Reichtum gibt.
23.12.16
13:07
Holger Berger sagt:
Die prinzipielle Ausgrenzung, Stigmatisierung & Verfolgung von Minderheiten hat besonders in islamisch gesteuerten Gesellschaften eine lange Tradition bis heute. Die Hinrichtung und Ermordung von Menschen, die nicht den heteronormativ geprägten Vorstellungen der Mehrheitsgesellschaft entsprechen, ist da üblich und weit verbreitet. Das Internet bietet hierfür eine Fülle an grausamen Belegen, Fotos, Videos an. Da braucht Josef Gelb - weiter oben - in keinster Weise islamisch funktionierende Gesellschaften loben oder verbal in Schutz nehmen.
24.12.16
13:05
Enail sagt:
Josef Gelb: „In diesem Abkommen ist festgelegt, dass jeder türkische Mitbürger, der hier in Deutschland Sozialbeiträge leistet, alle seine Verwandten, lebend in der Türkei, mit versichert hat. (Es geht um die Krankenversicherung). Wer zu seinen Verwandten gehört, bestimmt die türkische Regierung. Und die sagt, auch die Eltern gehören dazu.“ Im Sozialversicherungsabkommen ist verankert, dass der türkische Berechtigte sich nur legal in Deutschland aufhalten und krankenversichert sein muss, damit seine komplette Familie im fernen Ausland kostenlos mitversorgt ist. Dieses haben Sie leider vergessen zu erwähnen. Habe diese Form auch sonst nirgends gesehen. Hinzu kommt eine "Armensteuer" (Zakat), habe ich so in der Form auch nirgends gesehen.
26.12.16
17:41