In Münster findet der 32. Deutsche Orientalistentag statt. Mehr als 1.300 Teilnehmer aus aller Welt diskutieren unter anderem über die prekäre Lage in afrikanischen und arabischen Ländern und weisen auf Schwierigkeiten bei Forschungen hin.
Seit Montag tauschen sich mehr als 1.300 Teilnehmer aus aller Welt auf dem 32. Deutschen Orientalistentag (DOT) aus. In gut 900 Vorträgen und 80 Panels werden über Untersuchungsergebnisse zu Ländern und Kulturen in Asien, Afrika und der arabischen Welt diskutiert. Ziel der Konferenz ist der fachliche und interdisziplinäre Austausch erfahrener und junger Orientforscher aus aller Welt.
Die Themen reichen dabei von der Grundlagenforschung bis zu Gegenwartsthemen wie den arabischen Revolutionen, der Politik Irans, islamischen Umweltbewegungen oder Chinesen in multinationalen Unternehmen. Einen Schwerpunkt beim DOT bilden zudem Indologie, Islamkunde sowie Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Ausrichter ist die Deutsche Morgenländische Gesellschaft (DMG).
Tagungsteilnehmer finden Anmeldeinfos und Tagungsgebühr unter www.dot2013.de
Prof. Dr. Reinhard Emmerich, Leiter des DOT-Komitees erklärte zur Eröffnung, dass sich viele Regionen heute in äußerst schwierigen Krisen befänden. In Ägypten und Tunesien etwa sei „das, was noch gestern als Frühling begrüßt wurde, heute nach Ansicht vieler mit dem Beginn eines Feuersturms gleichzusetzen.“ In Syrien, Irak oder Afghanistan wüssten Orientforscher viele Kulturstätten „in Schutt“, die sie früher untersucht und bewundert hätten. Ihre Arbeit werde jetzt oft erheblich erschwert, ihr Leben teils bedroht. Trotz allem werde die Erforschung der Geschichte und Gegenwart so vielfältiger Kulturen nicht aufgegeben.
Auch der Erste Vorsitzende der ausrichtenden Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (DMG), Prof. Dr. Walter Slaje, wies beim Festakt im Schloss auf schwierige Arbeitsbedingungen vieler Kollegen hin, „ob in der zentralasiatischen Steppe, im Jemen, Iran oder anderen hochmilitarisierten oder gesellschaftlich explosiven Zonen Afrikas und Asiens.“ Orientforscher sähen sich „Forschungsbarrieren bis zu akuten Gefährdungen“ ausgesetzt, von denen die mit westlichen Kulturen befassten Fächer nicht einmal im Anflug berührt seien.
Beide Wissenschaftler betonten, dass sich die Orientalistik vielen Gegenwartsfragen stelle, die zu Recht politisch und medial angefragt würden. Zugleich dürfe die Grundlagenforschung über „die historischen Dimensionen und Mannigfaltigkeit der Kulturen“, ihre Sprachen, Literatur und ihr Recht, nicht aufgegeben werden. Erst aus der Geschichte lasse sich die Gegenwart verstehen, sagte Prof. Emmerich. So entstehe ein tiefer Respekt, „ein Respekt, den wir bei der Betrachtung unserer eigenen Kultur für selbstverständlich halten und auch denen abverlangen, die von außen auf uns blicken.“
Wie Arabist Prof. Dr. Thomas Bauer vom DOT-Komitee im Vorfeld der Eröffnung erklärte, soll der 32. Deutsche Orientalistentag auch dazu beitragen, Missverständnisse im hiesigen Orientbild auszuräumen. Es sei oft von Stereotypen geprägt. So herrschten Ideen vom „intoleranten Islam, geschichtslosen Afrika oder bösen China“ vor.
(vvm/han/ska/exc/islamiq)