Terrorismus

Papst: Keine Religion ist terroristisch

Am Wochenende betonte Papst Franziskus, dass keine Religion terroristisch sein kann. Gewalttätige Menschen gebe es überall. Angela Merkel forderte zeitgleich, dass der Islam sich vom „Islamismus“ trennen müsse. Zwei verschiedene Ansätze.

18
02
2017
Papst Franziskus © http://salbei-und-seide.de/cm/wp-content/uploads/2015/06/Papst-Franziskus.jpg

Nach Auffassung von Papst Franziskus sind Religionen an sich niemals terroristisch. „Ich spüre, es ist wichtig, das noch einmal zu sagen: Kein Volk ist als solches kriminell und keine Religion ist terroristisch“, betonte der Papst in einem am Freitag vom Vatikan veröffentlichten Schreiben. Es gebe weder christlichen noch jüdischen noch muslimischen Terrorismus, so Franziskus in seiner Botschaft an ein im kalifornischen Modesto tagendes Treffen der Welt-Sozialbewegungen.

Fundamentalisten und gewalttätige Menschen gebe es „in allen Völkern und Religionen“, betonte der Papst. „Mit intoleranten Verallgemeinerungen werden diese nur noch stärker, weil sie sich von Hass und Fremdenfeindlichkeit ernähren.“ Es gelte, dem Liebe entgegenzusetzen. „So fördern wir den Frieden.“

Die globalisierte Gesellschaft tue bei vielen Problemen unschuldig, schaue weg und leide somit an „moralischer Blindheit“, kritisierte der Papst. Dabei seien Arbeitslosigkeit, Gewalt, Korruption und eine Identitätskrise real. „Die Demontage von Demokratien ist real“, unterstrich Franziskus. Dieser gesellschaftliche und politische Prozess sei in vielen Teilen der Welt zu beobachten und stelle eine „große Gefahr für die Menschheit“ dar.

Einmal im Gang, sei der Prozess der „Dehumanisierung der Welt“ schwer umzukehren. Christen und alle Menschen guten Willens müssten deshalb dringend handeln. „Ich spreche von einem System, das der Menschheitsfamilie enormes Leiden bereitet“, so der Papst. Es greife die Würde der Menschen an, „um die unsichtbare Tyrannei des Geldes zu erhalten, die nur die Privilegien einiger weniger garantiert“. Real sei vor allem die ökologische Krise, so der Papst. „Die Zeit läuft uns davon.“

Merkel: Der Islam muss sich vom Terror abgrenzen

Ganz andere Worte fand indes die Bundeskanzlerin Angela Merkel dieses Wochenende. Denn sie fordert islamische Autoritäten zu einer deutlicheren Abgrenzung von „Islamismus“ und Terrorismus auf. Sie erwarte hier „klare Worte“, sagte Merkel am Samstag bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Das könnten westliche Politiker nicht in dem Maße leisten wie die „muslimischen Verantwortlichen“ selbst.

Die gute Zusammenarbeit mit den islamischen Ländern bleibe sehr wichtig, ergänzte die Kanzlerin: „Nicht der Islam ist die Ursache, sondern ein fehlgeleiteter Islam.“ Mit dem „islamistischen“ Terror könnten die Europäer auch nicht allein fertig werden. Hier seien sie weiter auf die militärische Kraft der USA angewiesen. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Charley sagt:
"Das könnten westliche Politiker nicht in dem Maße leisten wie die „muslimischen Verantwortlichen“ selbst." Ja, sicherlich. Und warum passiert nichts? Nicht genau dieses Nötige? Die Märtyrercomics uam.... Schweigen kann sehr viel aussagen.
18.02.17
23:31
Charley sagt:
"Einmal im Gang, sei der Prozess der „Dehumanisierung der Welt“ schwer umzukehren." Wie wahr! Aber an welchen Bedingungen hängt das und welche Erkenntnis/Entwicklung fiel aus, dass dieser ethisch-geistig degenerative Prozess stattdessen statt findet?
18.02.17
23:36
Holger Berger sagt:
Wegen bestimmter Karikaturen bzw. simpler Zeichnungen wurde exzessiv von islamisch orientierten Gruppen demonstriert - und noch viel schlimmeres gemacht. Bei barbarischen Gräueltaten im Namen des Islam findet eine ähnliche Auflehnung dagegen nur sehr reduziert statt.
19.02.17
20:26
Ute Fabel sagt:
Unter den Christen und Moslems gibt es heute viele, die sich aus den heiligen Schriften nur die süßen Rosinen herauspicken und daraus eine positive persönliche Ethik entwickeln. Allersdings zieht sich ein alleiniger Wahrheitsanspruch und eine völlig abschätzige Behandlung der "Ungläubigen" wie ein dicker roter Faden durch Bibel und Koran. Es ist daher mein Überzeugung nach intellektuell absolut unredlich immer so zu tun, als ob die religiöse Lehren selbst zutiefst tolerant und offen wären und intolerantes, diskriminierendes Verhalten gegenüber Anders- und Nichtgläubigen ein Missbrauch der Religion wären. Dafür lassen sich meiner eigenen Wahrnehmungen in der Originaltexten sogar weit mehr Anknüpfungspunkte finden als für friedliches und gleichberechtigtes Zusammenleben.
20.02.17
7:35
Charley sagt:
@Ute Fabel: Die Wahrheit "haben", ist eine Dämlichkeit. Bedingungen, Aspekte von "Wahrheit" kennen und diese zur Eigenprüfung anbieten, wäre angesagter Stil. Sorry, aber ich sehe mich als Christ, ohne eine Kirchemitgliedschaft, und kann Christentum auch nur so verstehen. Was allerdings religiöse Vereine (Moscheegemeinden, Kirchen usw.) als "Wahrheitsbesitzer" machen ist nur peinlich. Dass Agnostiker allerdings die Existenz von Wahrheit ablehnen, ist schlichtweg dumm. Joh. 18:23 :"Da sprach Pilatus zu ihm: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt kommen, daß ich (für) die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme." Das ist komplett freilassend.
20.02.17
13:47
Ute Fabel sagt:
@Charley: Jesus nimmt auch in ihrem Bibelzitat klar für sich in Anspruch allein im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein. Blinde Gefolgschaft und Gehorsam statt selbständigem und kritischem Denken lautet die Devise für die Gläubigen. Das erklärt auch, warum sich das Christentum jahrhunderlang als so taugliche Religion gerade für absolute Monarchen erwiesen hat. Aus der Lektüre des Korans ergibt sich für mich, dass auch Mohammed davon ausgeht die einzige Wahrheit für sich gepachtet zu haben. Der Papst hat Unrecht. Einen alleinigen Wahrheitsanspruch zu haben - wie Jesus in der Bibel und Mohammed im Koran - ist ein diktatorischer Denkansatz. Die zahlreichen Fehlentwicklungen, die es im Christentum und im Islam in Geschichte und Gegenwart gab und gibt, sind kein reiner Missbrauch dieser Religionen. Die Wurzel des Übels liegt bereits in den so genannten "Heiligen Schriften" mit ihrem exklusiven Wahrheitsanspruch selbst.
21.02.17
8:49
Johannes Disch sagt:
@Ute Fabel Lassen Sie doch endlich ihren fundamentalistischen Atheismus! Religion ist ein menschliches Grundbedürfnis, egal, was man nun davon halten mag. Entschdeidend ist, wie man Religion definiert und was man daraus ableitet. Und da hat Papst Franziskus nun tatsächlich recht: Religion spirituell verstanden rechtfertigt niemals Terrorismus.
22.02.17
4:19
Charley sagt:
@Ute Fabel (auch wenn das etwas vom Thema abführt): ich weiß nicht, von was für ("Wahn"-)Vorstellungen Sie getrieben werden, bei der Kenntnisnahme von solchen Zitaten. ("allein??" im Besitz der "absoluten??" Wahrheit...") Für mich heißt das nur, dass das Ich (welches als Erkennendes wohl von jeder Philosophie akzeptiert wird... ansonsten mal über Evidenz usw.... studieren, besser meditieren....) der König jeglicher Wahrheit ist. Aber wenn man gänzlich von Agression gegen Geist getrieben ist....... Wenn "er" jemand anderes ist, ok, aber das Christentum lebt davon, dass es eine Schnittstelle zwischen der einzelnen menschlichen Individualität und dem Urbild des Menschenich gibt, welches in der christlichen Kultur tatsächlich im Wesen und Wirken des Auferstandenen gesehen wird. (das paulinische "Nicht-ich-sondern...") (Andere Religionen (Hinduismus, Zenbuddhismus...) haben da andere Begrifflichkeiten, meinen, kennen aber dasselbe). Insofern ist "er" keine Person, das sowieso nicht. Das ist für mich auch ein Unterschied zu Mohammed, der wirklich "Person", z.T. auch "allzumenschlich" war. Aber auch er spricht von der Begegnung mit, der Erwürdigung durch "den Geist". Mich hat das nie so interessiert, weil ich da keinen Menschenbegriff im Islam sehen kann. Das allein wäre für mich interessant. So könnte man auch fragen: "Welche Bedingungen hat Evidenz?" Das wäre neuzeitlich dasjenige, was in dem Zitat gemeint ist mit: "..hören meine Stimme!" Wahrheit kommt von wahr(haftig) sein, und da ist etwas, wo hinein man erst mal wachsen muss. Also doch freilassend. Niemand wird etwas aufgezwungen, der nicht wachsen will. Niemand kann jemand anderes zur Erkenntnis zwingen (höchstens zum Dogmen-, "Glaubensbekenntnisnachplappern"). Wenn irgendwelche Könige in ihrem Gottbesessenheitswahn etwas in Anspruch genommen haben und zur schrillen Karrikatur geworden sind, so widerlegt das nicht die Möglichkeit der Erleuchtung, der Einweihung. Mozart spricht in der Zauberflöte deutlich, aber in Bildern. Und viele andere haben ernst zu nehmend diese Schnittstelle und den Weg dahin bezeichnet.
22.02.17
18:09
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Und nehmen Sie einmal zur Kenntnis, dass es einen Unterschied zwischen Atheismus und Laizismus gibt. Und nicht jeder findet religiöse Märchengeschichten so unglaublich toll!
23.02.17
11:24
Ute Fabel sagt:
Kritisches Hinterfragen von Religionen und nicht religiösen Weltanschauungen hat die Menschheit weitergebracht und nicht unreflektiertes Schönreden. In Polen wird der Katholizismus wieder zunehmend spirituell verstanden, was dazu führt, dass die Zahl der Exorzisten, die Teufelsaustreibungen betreiben, in den letzten Jahren sprunghaft zunahm. Direkte Bezüge zum Neuen Testament sind zahlreich vorhanden: Bei der Heilung des Besessenen von Gerasa (Markus 5,1- 5,20) gelang es Jesus sogar gleich zwei Tausend Dämonen austreiben, die in eine Herde aus zwei Tausend Schweinen einfahren ließ, die daraufhin im See ertrank. Aber natürlich, das ist nur eine Metapher für die Barmherzigkeit, Allwissenheit und Allmächtigkeit Gottes, die ich als fundamentalistische Atheistin einfach nicht verstehen kann, weil ich nicht spirituell genug bin.
23.02.17
12:41
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