Islamkritik in Deutschland

UN-Berichterstatter warnt vor „kulturkämpferischer Islamabwehr“

Der ehemalige UN-Sonderberichterstatter, Heiner Bielefeldt, beobachte derzeit eine Islamabwehr in Deutschland. Politische Forderungen seien momentan nicht gut durchdacht und träfen die Falschen.

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04
2017
Der UN-Hauptsitz © flickr / CC 2.0 / United Nations Photo

Der frühere UN-Sonderberichterstatter für Religionsfreiheit, Heiner Bielefeldt, hat zu einer differenzierten Islam-Debatte aufgerufen. Er beobachte in Deutschland derzeit „Tendenzen kulturkämpferischer Islamabwehr“, schreibt er am Dienstag in einem „Zwischenruf“ auf dem Internetportal katholisch.de. Die Deutsche Kommission Justitia et Pax will mit dieser Reihe einen Beitrag zur Debatte vor der Bundestagswahl im September leisten. Bielefeldt ist dort Moderator für den Bereich Menschenrechte.

Viele aktuelle Forderungen seien wenig durchdacht, schreibt Bielefeldt. Maßnahmen gegen den Terror könnten nur erfolgreich sein, „wenn sie sich gezielt auf diejenigen richten, von denen die Gefahr ausgeht, also auf die mutmaßlichen Gewalttäter und ihre unmittelbaren ideologischen Unterstützer.“ Wer die Terrorabwehr dagegen mit einer generellen Ablehnung von Muslimen verknüpfe, der trage zu einer Spaltung der Gesellschaft bei. Etwa das Burkini-Verbot, das im vergangenen Jahr zwischenzeitlich in Frankreich verhängt worden war, stehe „in keinem nachvollziehbaren Sachzusammenhang mit der bestehenden Terrorgefahr“.

In Deutschland sei etwa die Forderung nach deutschsprachigen Predigten in muslimischen Gemeinden kritisch zu bewerten, so der Experte. Konsequenterweise müssten dann auch katholische Gottesdienste in polnischer oder italienischer Sprache verboten werden: „Mit der Religionsfreiheit wäre all dies nicht vereinbar.“ Am verheerendsten seien Forderungen nach einer Art „Sonderbekenntnis zur deutschen Verfassung“ durch Muslime. „Wenn man sich auf die Logik des pauschalen Verdachts einlässt, die hinter solchen Forderungen steckt, gibt es kein Halten mehr“, mahnt Bielefeldt.

Es gebe durchaus manches zu klären, betont der Menschenrechtler, etwa im Hinblick auf die Zusammenarbeit des Staates mit dem deutsch-türkischen Moscheeverband DITIB. Dies könne jedoch nur im Dialog auf Augenhöhe gelingen. Es brauche „Gesprächsformate, die sich auf konkrete politische Themen beziehen“ – und die Bereitschaft zur genauen Analyse. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Herr Heiner Bielefeldt ist katholischer Theologie. Zwischen den konservativen Vertretern des Christentums und des Islams ist in der letzten Zeit immer öfters ein Schulterschluss nach dem Motto "Die eine Hand wäscht die andere" zu beobachten. Christen reden die Probleme klein, die ihren Ursprung in islamischen Glaubensdogmen haben und erhoffen sich davon offenbar, dass Islamvertreter dafür die unsaubere Trennung zwischen Staat und den beiden christllichen Kirchen nicht kritisieren. Religionsfreiheit wurde im Übrigen von den Gegner der abrahamitischen Religionen erkämpft. Christentum, Islam und Judentum befürworten ja ein Überstülpen der elterlichen Religion auf Religionsunmündige durch Kindertaufe und Beschneidung. Das christliche erste Gebot "Ich bin der Herr dein Gott, du sollst keine anderen Götter haben neben mir" bedeutet Religionszwang und nicht Religionsfreiheit.
18.04.17
13:38
Andreas sagt:
@Ute Fabel: Der "Religionszwang", den Sie aus dem ersten der 10 Gebote herauslesen, trifft im Zweifel doch nur die Gläubigen des Juden- und Christentums. Wenn Sie ohnehin nicht an diesen einen Gott glauben, dann ist dieses Gebot für Sie vollkommen belanglos. Im übrigen gewährt das Grundgesetz nicht nur die Religionsfreiheit, sondern überträgt den Eltern auch due umfassende Sorge für ihre Kinder.
21.04.17
12:26
Kritika sagt:
L.S. Es schreibt ein "Experte" in einem Islamiq Beitrag: "In Deutschland sei etwa die Forderung nach deutschsprachigen Predigten in muslimischen Gemeinden kritisch zu bewerten, so der Experte. Konsequenterweise müssten dann auch katholische Gottesdienste in polnischer oder italienischer Sprache verboten werden" Hat jemand schon mal gesehen, dass die Statsanwalt Computer unvoller Unterlagen aus einer PolnischSprachige Kirche weggetragen hat, weil die Kirche Terroristen ?
21.04.17
23:38
Kritika sagt:
Eine kleine Störung; weiter geht's - - weil die Kirche Terroristen beherbergt haben soll oder ein SelbstmordMörder in gerade diese PolnischSprachige Kirche fanatisiert worden ist? Antwort: noch nie von hehört. Hat jemand - - aus einer Italienische Kirche - - beherbergt - - fanatisiert worden ist? Antwort: noch nie von gehört. Hat jemand schon mal gesehen, dass die Staatsanwalt Computer und Kartons voller Unterlagen aus einer Moschee . weggetragen hat, weil die Moschee Terroristen beherbergt haben soll oder ein SelbstmordMörder in diese Moschee fanatisiert worden ist? Antwort: Oh Ja! Solche Bilder kommen regelmässig im Fernsehen vor, oft wird die Moschee dann geschlossen oder verboten. In allen Fällen hat der Iman nie das Allergeringste von der konspirativen, fanatisierenden Tätigkeit, die ständig rund um ihm stattgefunden hat, mit bekommen. Nun denn: wieso wäre es konsequent, alle 3 Gotteshäuser gleich zu behandeln, nur weil eins der immerselben Religion sich hin und wieder kriminell verhält? Nur wenn in den Moscheen Deutsch gesprochen wird ist eine wirksamere Kontrolle über das eventuelle kriminelle Treiben dort möglich. Und diese Kontrolle kan Leben retten, wenn auch nur das von Ungläubigen. Gruss, Kritika
22.04.17
0:20