Der Berliner Künstler Oliver Sturm hat einen begehbaren Automaten zum Beten – kurz: „Gebetomat“ entwickelt. Er lädt künftig im Stuttgarter Flughafen Reisende zur Besinnung ein.
Am Flughafen Stuttgart steht seit Freitag ein „Gebetomat“. In dieser einem Fotoautomaten ähnelnden Kabine können Menschen sich kostenlos Gebete der großen Weltreligionen und kleinerer Glaubensrichtungen und religiöser Gemeinschaften anhören. Erfinder des „Gebetomaten“ ist der Berliner Künstler Oliver Sturm.
„Mein Ziel ist die Abbildung zeitgenössischer Spiritualität“, sagte Sturm auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die Idee zu dem Projekt sei ihm 1999 gekommen, als er in New York an einem U-Bahn-Gleis stand. „Denn gerade an solchen Orten des Durchgangs ist es vielen Menschen ein Bedürfnis, innezuhalten.“ Der Stuttgarter Flughafen sei daher prädestiert dafür, einen „Gebetomaten“ zu beherbergen.
In der Maschine sind etwa 300 Gebete in rund 60 Sprachen zu hören. Darunter befinden sich Beiträge christlicher amerikanischer Fernsehprediger genauso wie islamische Korantexte, karibische Voodoo-Rituale sowie Ahnenanrufungen von indigenen Völkern der Salomonen-Inseln. Und auch ein Scientology-Gebet: „Das habe ich extra ausgewählt, um die Gemüter etwa zu erregen“, so Sturm. „Es geht mir darum, die große internationale Bandbreite des Bereichs Glauben und Religion darzustellen. Und dazu gehört auch Scientology.“ Er selbst, ergänzte Sturm, sei Mitglied der evangelischen Kirche.
Der „Gebetomat“ in Stuttgart ist eines von sechs solcher Geräte. Die anderen stehen in der Arminiusmarkthalle in Berlin, im Schauspiel Essen, in wechselnden Schulen im Erzbistum Paderborn, im österreichischen Trautenfels und im schweizerischen Basel. Die Standorte ändern sich von Zeit zu Zeit. Wie oft die „Gebetomaten“ genutzt werden, kann der Künstler nicht sagen: „Dazu liegen mir keine Daten vor.“
Die „Gebetomaten“ sind nicht die einzige Erfindung, die Spiritualität auf technische Weise erfahrbar macht. So wird es ab 20. Mai in Wittenberg einen Segnungsroboter geben. Er soll sich bei der „Weltausstellung“ des Protestantismus anlässlich der 500-Jahr-Feiern der Reformation den Besuchern des Standes der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zuwenden. (KNA, iQ)