MUSLIMISCHE VORBILDER

Hadîdscha – die Königin von Mekka

Vorbilder, die uns positiv stimmen, sind heute wichtiger denn je. In der neuen IslamiQ-Reihe möchten wir unsere Leser zu Autoren machen. Eine Leserin schreibt über ihr Vorbild: Hadîdscha Bint Huwailid

13
05
2017
Khadidscha Bint Khuwailid © http://bit.ly/2r48dcf

Viele haben den Namen „Hadîdscha Bint Huwailid“ bereits schon einmal gelesen oder gehört. Sie ist auch bekannt unter dem Namen „Mutter der Gläubigen“, „Die Reine“ oder „Die Große“. In der muslimischen Community hatte und hat sie einen sehr hohen Stellenwert.

Hadîdscha war war eine intelligente und reiche Geschäftsfrau in Mekka. Des Weiteren gehörte sie dem wohlhabenden und bekannten Stamm der „Quraisch“ an und hatte somit eine hohe soziale Stellung in der islamischen Historie. Trotz ihres Reichtums, war sie bereit ihr ganzes Vermögen aufzuopfern, um so den Armen und Bedürftigen zu helfen.

Als sie 40 Jahre alt war heiratete sie Muhammed im Jahre 594 n. Chr. Damals war der Prophet (s) nicht in der Lage eine Hochzeit zu finanzieren. Jedoch war dies kein Hindernis, denn sie hatte schließlich andere Maßstäbe; sie liebte ihn und seinen edlen Charakter.

Als sich der Prophet auf den Berg „Hira“ begab, um zu meditieren. Seine Gattin ermöglichte es ihm und unterstütze ihn dabei. Als er dort eines Tages die erste Offenbarung erhielt, ergriff es ihn sehr, darum eilte er zitternd nach Hause und bat seine Frau, ihn einzuhüllen bzw. ihn mit einer Decke zu bedecken. (Quelle: Sahih al-Buchari, Kapitel 84/Hadithnr. 6982)

Nachdem er sich einigermaßen beruhigt hatte, berichtete er seiner Ehefrau was geschehen war und betonte, dass er noch nie zuvor solche Angst verspürte. Seine Gattin tröstete und motivierte ihn mit Worten, die ihn bestärkten.

Hadîdscha ging daraufhin zu ihrem Onkel Waraqa ibn Naufal, um ihren Mann auf diesem Weg moralisch zu unterstützen. Der Onkel bestätigte ihr, dass er der angekündigte Prophet sei. Nach der zweiten Offenbarung nahm sie den Islam an und war somit die erste Muslimin. (Quelle: Narrated in Sahih al Bukhari, Volume 4, Book 55, Number 605)

Als er (s) anfing die Botschaft des Islam zu verbreiten wurde er degradiert und beschimpft, so erging es auch seiner Frau. Aber sie ließ von ihrer Sanftmütigkeit nicht ab. Des Weiteren verlor sie ihre gesellschaftliche Position und ihre Freundinnen. Trotz allem blieb sie ihrer Linie treu. Dies beweist, dass sie weiterhin ein großes Vertrauen zu Allah hatte. Sie hat mir gezeigt, dass man vor allem in schwierigen Situationen voll und ganz Allah vertrauen schenken soll, auch wenn man meint keinen Ausweg mehr zu finden. Diese und weitere Eigenschaften haben mich dazu gebracht meine Sichtweisen zu ändern.

Als Hadîdscha dann nach ca. 15 Jahren Ehe starb, traf ihr Tod den Propheten sehr schwer. Er brauchte lange, um sich davon zu erholen.

Zu Lebzeiten hatte Hadîdscha zahlreichen Leuten Großzügigkeit erwiesen und Muhammad (s) versuchte ihnen weiterhin Wohltaten zukommen zu lassen. Es wird berichtet, dass „Wann immer ein Schaf oder eine Ziege geschlachtet wurde, er anordnete, dass das Fleisch zu den Damen geschickt werden soll, die mit Hadîdscha befreundet gewesen waren.“ (Quelle: Riyadhu s-Salihin: Hadith-Nr. 344, Buch 1, Kapitel) Denn er liebte alle, die sie liebten.

Einst, als er gerade den Armen und Kranken half, wurde er gefragt warum er dies tat. Er sagte, dass Hadîdscha ihm gesagt hätte, dass er die Leute mit Freundlichkeit und Liebe behandeln solle. Dies sei ihr letzter Wunsch gewesen.

Was sie außerdem sehr besonders macht und hervorhebt ist, dass Allah, laut einer Überlieferung, ihr über den Erzengel Gabriel Grüße übermittelt habe.

Jeder, der sich mit der Biografie von Hadîdscha auseinandersetzt, wird feststellen, dass sie sehr edle Charaktereigenschaften verkörperte.
Sie ist ein Paradebeispiel für Standhaftigkeit, Treue und Sanftmütigkeit.
Eine Frau, die ihrem Ehemann sowohl geistigen als auch materiellen Beistand leistete. Sie glaubte an ihn, sogar in Zeiten, in denen ihn die Leute in Mekka verleugneten.

Sie war eine Frau, die mit ihren Charaktereigenschaften und ihrem Verhalten viele Herzen gewann: Hadîdscha bint Huwailid.

Leserkommentare

Charley sagt:
Ich habe diesen Artikel nun mehrfach gelesen. Dennoch sehe ich nicht etwas so sehr besonderes an dieser Frau. Ich denke, wenn man als die auf sie vorab projezierte (!) Ehrfurcht, nur weil sie im Umkreis des nimbusumrankten Mohammed lebte, wieder abzieht, so bleibt eine solide, treue Anhängerin übrig, wie viele geistige Lehrer solche gehabt haben. Ihre moralische Integrität berührt mich weniger als diejenige meiner eigenen Großmutter, die ich heute noch für einen "Ofen von Herzenwärme" erinnere. Menschlich und moralisch integre Menschen hat es zuhauf in der Menschheit gegeben. Was sollte also das Besondere an ihr sein? Ihre Solidarität mit ihrem Mann ist eigentlich ganz normal und eine solche erwarte ich in jeder Liebesbeziehung. Wie stand sie zu Mohammeds Vielweiberei? (Welches Selbstbewusstsein wird Frauen in diesen Zusammenhängen automatisch nur zugebilligt?) Wie zu seinem pädophilen Verhältnis zu Aisha? Wo hat sie ihm auch mal widersprochen ("Standhaftigkeit")? Was mich allerdings entsetzt ist die Abhängigkeit Mohammeds von ihr, die hier erzählt wird. Ein geistig souveräner, wahrhaft freier Mensch verhält sich anders, vor allem jemand, der behauptet sich im Geiste zu gründen, dürfte nicht in solche sentimentale, selbstbezogene Trauer verfallen müssen. Auch insofern, als dass er - Fleisch verschenkend - ihren Tod nicht soveräner überwinden konnte. Als souveräner Hellseher, der so viel über das nachtodliche Werden des Menschen behauptete zu wissen, verhält er sich entsetzlich allzumenschlich: völlig im persönlichen Schmerz verfangen. Ein geistig souveräner Mensch kann damit wacher und ernster und gefasster umgehen.
14.05.17
22:16
Charley sagt:
Ich denke, Kadidscha wird so hochgejubelt, um eine Identifikationsfigur für muslimische Frauen zu bieten. Ein bisschen wie das, was die Maria-Figur für Katholiken darstsellt (wobei bei Maria noch ein spiritueller Aspekt im Hintergrund des Symbols versteckt ist). Solch eine Identifikationsfigur dient dann auch dazu, seine unterwürfige Rolle gegenüber dem Mann in der islamischen Kultur anzunehmen, insofern ist Kadidscha auch ein Mittel um zu verhindern, dass Muslima gegen ihr traditionell bestimmtes Rollenklischee als Frau aufbegehren.
14.05.17
22:22
Andreas sagt:
@Charley: Wenn ich mich nicht irre, war Khadidscha die erste Frau Mohammeds. Wenn dem so ist, dann brauchte sie keine Position zur seiner "Vielweiberei" zu haben, weil Mohammed mehrere Frauen erst nach Khadischas Tod hatte. Außerdem war Khadidscha gerade keine Frau, die Ihrem Rollenverständnis entsprach. Sie war Unternehmerin und auch sie war es, die Mohammed die Ehe angetragen hat (nicht er ihr). Sie war also in etwa das, was wir heute eine emanzipierte Frau nennen würden und kein Vorbild für die von Ihnen gewünschte Unterwerfung der Frau unter den Mann.
15.05.17
13:53
Charley sagt:
In der Einleitung zu dieser Serie steht: "Vorbilder, die uns positiv stimmen, sind heute wichtiger denn je." Klingt gut! Klingt gut? Ich frag mich: Wieso eigentlich? Der andere ist ein anderer und es ist wertlos, ihn anzuhimmeln! In welchem Umgang mit sich selbst hat derjenige diese Charaktereigenschaften entwickelt? ...... So dass am Ende der Satz sinnvoll heißt: "Selbstbilder, die uns positiv stimmen, sind heute wichtiger denn je." Das ist - durchaus differenziert - die fruchtbare Selbstbejahung, die in eine Selbstentwicklung mündet. Vor-bilder läßt hinter sich, wer zur gesunden Selbst(er)bild(ung) gekommen ist.
15.05.17
21:48
Charley sagt:
@Andreas: Es stimmt wohl (so zumindest die überlieferte Sage), dass Mohammed bis zum Tode Khadidschas nur sie als einzige Frau hatte. Andere Frauen (wobei ihm Allah "persönlich" die Ausnahme erlaubte mehr als die korangerechten 4 Frauen zu haben! *schmunzel*) tauchten erst später auf. Insofern haben Sie Recht. Nicht "Recht haben" Sie, wenn Sie meinen, dass Sie von meinem ("Ihrem") Rollenverständnis von Frauen sprechen würden. MEIN Rollenverständnis von Frauen ist so was von unislamisch, da würden sie sich wundern, wie sehr ich die islamische Frauenverachtung ablehne. Warum allerdings der Frauenstatus, den seine doch so sehr geliebte Khadidscha deutlich pflegte, dann von ihm aufgehoben wurde und der heute übliche Status veranlasst/eingerichtet/empfohlen wurde, wäre um so deutlicher zu fragen. Und wenn die Lebensweise/Lebenseinstellung Khadidschas doch so anders war als heutzutage - besonders im Hardcore-Islam - propagiert, warum sollte dann Khadidscha ein Vorbild sein bzw. warum ist sie das nicht in denjenigen Punkten, in denen ihre Lebensweise (eigenwirtschaftlich tätig uam., dem Mann "auf gleicher Augenhöhe") dem heute weit verbreiteten und propagierten Frauenbild widerspricht? Oder ist sie schon deshalb "akzeptabel", weil sie gänzlich Mohammed spirituell unterwürfig war? Immerhin würde es die in vielen islamischen Zusammenhängen gelebte Frauenrolle revolutionieren, wenn sie mit dem Selbstverständnis Khadidschas ihr Leben in die Hand nähmen.
16.05.17
11:25
Nihal Nur sagt:
@Charley Khadidscha ist für mich als Muslima das größte Vorbild daher bitte ich dich zum einen gemäßigter über sie zu reden. Sie war eine wunderschöne, reiche und barmherzige Frau und womöglich die beste Ehefrau aller Zeiten! Sie hätte bei all der Schönheit und ihrem Reichtum hochnäsig sein können, doch sie half armen, war freundlich war barmherzig und gab keinen Wert auf Optik. Diese Eigenschaft ist, wenn man die welt heute betrachtet wohl eher Ausnahme. Sie hat ihren Mann unterstützt, geliebt und motiviert während sie ihm gleichzeitig wundervolle Kinder geschenkt hat, ihm in ihre Geschäfte involviert hat und als alte Frau ihm Essen in die Höhle gebracht hat und das unter der brennenden Hitze Mekkas! und das nur weil sie ihren Mann bedingungslos geliebt hat. das er nicht wohlhabend war hat sie nicht interessiert und das hat sie ihm auch nie spüren lassen. DAS IST KUNST! ER hat sich nie minderwertig gefühlt, weil sie einfach unglaublich barmherzig und bodenstandig war! Erzähle mir bitte nicht das das selbstverständlich ist. Diese Frau ist nicht ansonst eine der 4 höchstrangigen Frauen im Paradies. Könnten wir doch ein bisschen wie sie sein.
24.05.17
16:24
Nihal Nur sagt:
Außerdem bitte ich dich darum respektvoll über unseren Propheten zu reden. Ich finde es gut das du mitduskutieren willst, aber bleibe respektvoll dabei und unterlasse dabei deinen scheinbar verachtenden Tonfall. So etwas sollte eigentlich selbstverständlich sein. Ja viele Frauen werden unterdrückt aber das hat kulturellem und keinen islamischen Hintergrund. Wenn jeder Mann Frauen achten würde wie Prophet Muhammed dann wäre alles anders. Ich wünsche dir die Schönheit des Islam zu sehen und bitte dich noch einmal deine Meinung gemäßigter zu äußern. Alles Gute
24.05.17
16:32
Charley sagt:
@Nihal Nur: Das Problem ist für mich, dass ich gerne etwas wüsste, wofür ich Mohammed respektvoll gegenüber treten sollte. Ich meine, dass er große Verantwortung übernommen hat, indem er sein Menschen- und Gottesbild/vorstellung in solch einer fanatischen Religion in die Welt gestellt hat. Es gibt x Beispiele, durch die er extrem fragwürdig ist als Mensch, z.B. wie er mit Kritikern oder Gegnern umging. Und, bitteschön, wer Sex mit einer Neunjährigen hat (es wird beschönigend ausgedrückt mit "er vollzog die Ehe mit Aischa, als sie 9 Jahre als war"), ist im heutigen Wortsinn pädophil zu nennen. Oder wie würdest du das nennen? Ich lasse mich gern belehren! - Nur zum Verständnis: Ich sehe mich selbst durchaus als sprituell und insofern auch religiös interessierten Menschen. Darum bin ich auch bzgl. des Islam "neugierig", aber ich stoße beständig auf Phänomene, die mich zurück stoßen. Letztlich ist es immer das, dass der Islam kein in sich begründetes Menschenbild hat oder anerkennt oder beschreiben könnte, inwiefern der Mensch seine Eigenständigkeit gegenüber dem "Göttlichen" bewahrt und eben nicht sich zum Schluss als "Allah-Marionette" erkennt. Letzteres scheint mir das Ideal des Islam zu sein. Sodann lese ich aus deinen Zeilen, dass du tatsächlich starke Gefühle für Kadidscha und auch für Mohammed zu haben scheinst. Wenn ich die "Adjektive" aus deinem Text heraus nehme, wird er interessanter. Vielleicht prüfst du mal, was von deinen "Gefühlseindrücken" auf ungeprüften Projektionen besteht und nicht sich in vielschichtigen Ebenen hinterfragen ließe! Ich staune immer, was Moslems über das Paradies zu wissen meinen, dass da sogar eine "Rangliste" (" 4 höchstrangigen Frauen im Paradies") existiert. Wer will das denn überhaupt "wissen" und wie? - Es tut mir leid, wenn ich deinen Gefühle verletzt habe, aber in der Öffentlichkeit muss man damit rechnen, dass andere ganz andere Einstellungen/Gefühle habe. Vielleicht probierst du anders herum mal, eine äußerliche Sicht - wie meine - auf diese Zusammenhänge zu üben. Ich weiß von vielen Menschen, die solche und - meiner Meinung nach - gewichtigere, mutigere, spirituell und existenziell tiefere Positionen in ihrer Biographie gezeigt und eingenommen haben!
26.05.17
12:17
Charley sagt:
@Nihal Nur: Es ist sehr schwer, mich verständlich zu machen: Für mich ist "heilig" oder im tiefsten Sinne respektwürdig, was noch bestand hat, wenn es bei jeglichem Hinterfragen Bestand hat und auch von aller "Respektlosigkeit" nicht verletzt werden kann. Respekt kommt nicht vor dieser Prüfung, sondern danach! Und da braucht man sich nur ein wenig umzuschauen, und bemerkt, dass - vielleicht auch gerade durch die Art, wie Moslems ihre "Achtung" begründen - "der Religionsbegründer", "ihr Buch" und "Ihr Gott" so leicht "beleidigt" sein können, dass sie - in meinen Augen - nur wenig Heiligkeit besitzen können. Unter Menschen gilt: Wer beleidigbar ist, ist auch eitel! - Leider zeigt die Geschichte, dass diejenigen Menschen, die sich nicht von Moslems für den "Respekt" vor "dem Religionsbegründer", dem "Buch" und "dem Gott" überzeugen ließen, dann ihre "Uneinsichtigkeit" mit dem Tod bezahlen mussten. Das Christentum ist da - inzwischen - weiter und erträgt auch Filme wie "Das Leben des Brian"!
26.05.17
12:43