Auf dem Höhepunkt des Flüchtlingszuzugs nach Deutschland war oft zu hören, dass die Stimmung in der Bevölkerung bald kippen werde. Eine EKD-Studie zeichnet nun ein anderes Bild.
Die Stimmung in Deutschland gegenüber Flüchtlingen ist einer Studie zufolge seit eineinhalb Jahren stabil. Von einem Kippen der Stimmung könne keine Rede sein, sagte Petra-Angela Ahrens vom Sozialwissenschaftlichen Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Freitag in Bonn. Vielmehr habe sich die Stimmungslage auch unter dem Eindruck der jüngsten Anschläge kaum verändert.
Im westlichen Bundesgebiet überwiegt demnach eher Zuversicht, im östlichen eher Skepsis. Bemerkenswert sei aber, dass sich im Osten mittlerweile prozentual sogar etwas mehr Menschen für Flüchtlinge engagierten als im Westen. Im Osten waren es demnach im April 7,7 Prozent, im Westen 7,4 Prozent.
„Ich finde das ungeheuer beeindruckend, denn dieses Engagement vollzieht sich vor dem Hintergrund der grundsätzlich skeptischeren Stimmung im Osten“, sagte Ahrens. Die Befürchtung, die Hilfsbereitschaft der Deutschen könne nur ein „Strohfeuer“ sein, habe sich nicht bewahrheitet. „Alles in allem ist das Engagement der Bevölkerung ungebrochen“, betonte Ahrens.
Für die repräsentative Studie wurden seit November 2015 jeweils gut 1000 beziehungsweise mehr als 2000 Männer und Frauen ab 14 Jahren zu fünf unterschiedlichen Zeitpunkten telefonisch befragt.
Sorgen macht der Zuzug von Flüchtlingen demnach vor allem älteren und weniger gebildeten Menschen. Zu ihren Befürchtungen gehört zum Beispiel, dass der Rechtsextremismus zunimmt, dass die Mieten steigen, die Kriminalität wächst oder der Alltag vom Islam dominiert wird.
Im April wurde erstmals in der seit eineinhalb Jahren laufenden Studie genauer nach der Meinung der Deutschen zu Abschiebung gefragt. Auffällig sei hier, wie sich das Meinungsbild verändere, sobald man genauer nachfrage, sagte Ahrens.
Knapp 39 Prozent seien zunächst dafür, abgelehnte Asylsuchende in jedem Fall abzuschieben. Von diesen 39 Prozent seien dann aber doch 53 Prozent für eine Duldung, wenn die engsten Familienangehörigen der Asylsuchenden in Deutschland bleiben dürften. Diese Zahl steige auf 72 Prozent, wenn sich die abgelehnten Asylsuchenden bereits eine Existenz in Deutschland aufgebaut haben.