Einmal im Leben muss jeder Muslim, der dazu finanziell und körperlich in der Lage ist, den Hadsch verrichten. Der Hadsch stellt dabei – vor allem aus der spirituellen Sicht – den Höhepunkt im Leben des Muslims dar.
Zweifelsohne ist der Hadsch, die muslimische Pilgerfahrt, der Höhepunkt im Leben eines jeden Muslims. Er ist ein Gottesdienst, der verschiedene Elemente umfasst und sowohl körperlich wie auch mit finanziellen Mitteln ausgeübt wird. So ist der Hadsch für alle Muslime eine Pflicht, die dazu finanziell und körperlich in der Lage sind. Der Hadsch gehört zu den fünf Säulen im Islam und wer einmal diese wichtige Pilgerfahrt unternommen hat, führt den Ehrentitel „Hadschi“ als Beinamen.
Essenziell für den Hadsch sind zwei Pflichthandlungen: Der Aufenthalt auf dem Berg Arafat und die Umrundung der Kaaba.
Am 8. Tag des islamischen Monats Zulhidscha beginnt der Hadsch mit dem Eintritt in den sogenannten Weihezustand Ihrâm. In diesem Zustand dürfen die Pilger sich weder rasieren, noch kämmen, noch Haare oder Nägel schneiden. Sie müssen sich tugendhaft benehmen und besonders Dinge vermeiden, die islamisch als haram, also verboten, betrachtet werden. Anderenfalls kann es passieren, dass die Pilgerfahrt ungültig wird.
In diesem Weihezustand machen sich die Pilger auf den Weg nach Mina. Dort bleiben sie bis zum nächsten Morgen und brechen dann in Richtung der Ebene Arafat auf. Das Stehen auf dem Berg am 9. Zulhidscha gehört zu den Höhepunkten der Pilgerfahrt. Hier ist es unerheblich, wie lange man steht, solange man am 9. Zulhidscha auf dem Berg Arafat ist.
Es ist der emotionalste Moment für die Pilger. Sie bitten Allah um Vergebung für ihre Sünden und erinnern sich ihrer Sterblichkeit. Hier halten sich die Pilger bis zum Sonnenuntergang auf und wandern schließlich weiter zum Ort Muzdalifa, um dort zu übernachten.
Kurz vor Sonnenaufgang in den frühen Morgenstunden des 10. Zulhidscha brechen die Pilger auf zum Ort Mina. Dort wird symbolisch der Satan gesteinigt. Dafür werfen die Muslime kleine Steine auf die „Dschamarât al-Akaba“, welche als Säule bzw. Mauer den Teufel symbolisiert.
Anschließend kürzen sich die männlichen Pilger das Kopfhaar, während die Frauen sich eine Haarsträhne abschneiden. Dies ist ein symbolischer Akt, um sich zu vergegenwärtigen, dass jetzt ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Danach werden die Opfertiere geschächtet, wobei die Pilger nur einen kleinen Teil für sich behalten und den Rest an die Bedürftigen verteilen.
Der Ihrâm-Zustand gilt ab diesem Moment als aufgehoben. Die Muslime machen sich jedoch in ihrer Kleidung meist weiter auf den Weg nach Mekka. Dort steht in der gesegneten Moschee „Masdschid al-Harâm“ das sog. „Haus Gottes“ – die Kaaba. Die Kaaba ist die Kibla, die Gebetsrichtung, der Muslime in aller Welt. Die Pilger umrunden die Kaaba 7 Mal, wobei die ersten vier Umrundungen als verpflichtend angesehen werden.
Es ist der Tag des Opferfestes (Îd al-Adha). Der höchste islamische Feiertag, der von allen Muslimen auf der Welt gefeiert wird.
Der Hadsch wurde im 9. Jahr der Hidschra (Auswanderung des Propheten) verpflichtend für alle Muslime. Der Prophet Muhammad (s) nahm im 10. Jahr der Hidschra selbst an der Pilgerfahrt teil. Aus der Überlieferung wissen wir, dass der Hadsch zu den fünf Säulen des Islams gehört, und damit eine besondere Stellung hat. Diese Stellung ergibt sich auch durch die Kaaba, dem „Haus Gottes“ in Mekka.
Bei der Hadsch treffen sich Menschen aus aller Welt. Sie haben unterschiedliche Ethnien und Kulturen, aber sie glauben an den einen Gott und daran, dass Muhammad (s) sein Gesandter ist. Die Pilger kommen mit der Intention zur Hadsch, Allah dienen zu wollen. Dies stärkt die Geschwisterlichkeit unter den Muslimen und fördert das gegenseitige Kennenlernen. Der Hadsch ist auch ein Ort um Problemlösungen für die unterschiedlichen und schwierigen Probleme der Muslime weltweit zu finden.
Gleichzeitig erinnert der Hadsch auch daran, dass jeder Muslim, egal welcher Herkunft, egal ob reich oder arm, vor Allah gleichgestellt ist. Der Hadsch erinnert die Muslime daran, dass niemand vor Allah höher gestellt ist. Er ist so gesehen eine Impfung und Erinnerung an die Gleichheit vor Allah.
Dies drückt sich auch in der Kleidung der Pilger aus. Alle Muslime kleiden sich mit dem Ihrâm-Gewand. Damit wird sowohl die Gleichheit betont, aber auch die Abhängigkeit von Geld und Konsumwaren abgemildert. Wer in dieser Kleidung seinen Gottesdienst verrichtet, dem wird vor allem klar, dass die Gleichgültigkeit gegenüber Armen und Bedürftigen ein großer Fehler ist. Der Hadsch stärkt somit auch die Barmherzigkeit der Muslime und ihre Freiheit.
Der Hadsch ist auch eine Nahrung für die Seele. Die Orte zu sehen, an denen der Gesandte Allahs gewandelt ist, zusammen mit seinen Gefährten gelebt und gebetet hat, ist eine Erfahrung, die keine Worte der Welt beschreiben können. Muslime, die den Hadsch vollziehen, fühlen sich einerseits dem Propheten und seinen Gefährten näher, andererseits aber auch ihrem Schöpfer.
Wer den Hadsch aus voller Überzeugung und tiefem Glauben heraus verrichtet, dem werden einer Überlieferung zufolge die Sünden vergeben – vorausgesetzt er zeigt wirklich Reue und verfällt nicht in alte Fehler.
Auch in diesem Jahr sind viele Muslime aus Deutschland zur Hadsch gereist. Die Hadsch-Anwärter bereiten sich in diesen Tagen auf den Höhepunkt ihres Lebens vor. Viele der Pilger bereisen vor und nach der Hadsch noch weitere bedeutende Orte in Mekka und Medina.
Der diesjährige 8. Zulhidscha bereits am 13. Oktober 2013. Das viertägige Kurbanfest beginnt am 15. Oktober 2013.