Kardinal Marx warnt davor aufgrund der Zunahme von Terroranschlägen gegen Muslime zu hetzen. Der Islam dürfe nicht mit Terrorismus gleichgesetzt werden.
Kardinal Reinhard Marx hat angesichts des Terrors vor Verallgemeinerungen gewarnt. „Die Mehrheit der Muslime will friedlich leben“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Dienstagabend im luxemburgischen Echternach. Die meisten Terroranschläge habe es nicht in westlichen, sondern in muslimisch geprägten Ländern gegeben. Marx kritisierte, dass Länder wie Saudi-Arabien oder Katar extremistische Auffassungen des Islam lange Zeit geduldet oder gefördert hätten.
Nach Ansicht des früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, zielen Extremisten auf eine Polarisierung zwischen westlichen Gesellschaften und Muslimen. Viele Muslime hierzulande seien von ihrer europäischen Identität geprägt. Huber warnte vor einer „verhängnisvollen Identifizierung des Islam mit dem Islamismus“. Die Kirchen müssten sowohl eine gute Nachbarschaft zu Muslimen praktizieren als auch Probleme klar beim Namen nennen.
Das Eintreten für Toleranz und Offenheit ist für Marx weiterhin eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe. „Der Prozess ist lange nicht abgeschlossen, daran müssen wir uns beteiligen. Und ich glaube, die Christen sind gut gewappnet dafür, das zu tun“, so der Münchner Erzbischof. Er fügte hinzu: „Keiner kann leugnen, dass im Namen der Religionen Gewalt verübt wurde.“ Viele Kriege seien religiös untermalt gewesen, doch es gelte, genau hinzuschauen: „Religion ist nicht gleich Religion.“ Die Frage, ob Religionen zum Frieden beitragen könnten, sei eine „Kernfrage für die Zukunft der Menschheit“.
Huber kritisierte eine Denkweise, wonach eine Abschaffung der Religionen das Gewaltproblem löse: „Mir ist schleierhaft, wie man nach der Erfahrung des 20. Jahrhunderts so reden kann.“ Große antireligiöse Bewegungen hätten die schrecklichsten Blutbäder angerichtet. Dies sei für die Kirchen aber kein Grund zur Selbstgerechtigkeit, sondern müsse „umso mehr Grund zur Selbstkritik“ sein. (KNA/iQ)