Kleine Ursache, große Wirkung: Schreibfehler haben zur Räumung eines Musikspektakels mit 87 000 Besuchern geführt. Die Innenminister fassen daher einen neuen Beschluss für Großveranstaltungen.
Schreibfehler bei den Namen zweier Aufbauhelfer und mutmaßliche Bezüge zur islamistischen Szene haben den Terroralarm beim Musikfestival «Rock am Ring» ausgelöst. Der Präsident des rheinland-pfälzischen Landeskriminalamts, Johannes Kunz, sagte der Mainzer „Allgemeinen Zeitung“ am Mittwoch: „Die Namen der Verdächtigen waren falsch geschrieben, wiesen aber eine phonetische (klangliche) Ähnlichkeit mit den realen Schreibweisen auf.“
Die beiden aus Syrien stammenden Aufbauhelfer waren vor Beginn von „Rock am Ring“ in eine Polizeikontrolle geraten. Die Namen ihrer Pässe stimmten nicht mit ihren Namen auf der Liste des Veranstalters überein. Das Landeskriminalamt teilte am Mittwoch mit: „Erst bei der Überprüfung der realen Personalien wurde ein islamistischer Bezug festgestellt, welcher zur Evakuierung des Festival-Geländes führte.“ Erst das sei der eigentliche Auslöser für die Unterbrechung des Musikspektakels Anfang Juni in der Eifel bis zum Folgetag gewesen. Währenddessen fand die Polizei nichts Verdächtiges an der Rennstrecke Nürburgring. Die Ermittlungsverfahren gegen beide Aufbauhelfer dauern an.
Unterdessen beschloss die Innenministerkonferenz (IMK) eine Prüfung der Anmeldung von Helfern bei Großveranstaltungen. Dieses Verfahren solle von Experten der Innenressorts in Bund und Ländern unter die Lupe genommen werden, teilte der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) zum Abschluss der IMK am Mittwoch in Dresden mit. „Ziel muss sein, dass jede Zugangsberechtigung etwa für Aufbauhelfer für das Veranstaltungsgelände zukünftig mit einem Lichtbild versehen wird, so dass eine eindeutige Identifizierung der Personen möglich ist“, sagte er.
Im Innenausschuss des Mainzer Landtags erläuterte der rheinland-pfälzische Polizeiinspekteur Jürgen Schmitt am Mittwoch, da es bei jener Polizeikontrolle keine Namensüberstimmung mit der Excel-Tabelle des Veranstalters gegeben habe, habe dieser zunächst auch nicht die Anmeldung der Aufbauhelfer bestätigt. Das habe das Misstrauen der Polizei verstärkt. Einer der beiden Männer soll nach Medienberichten wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung in Haft gewesen sein, der sich aber nicht erhärtete.
Schmitt sagte, am ersten Abend von «Rock am Ring» sei gegen 18.00 Uhr die Entscheidung für die Evakuierung des Festivalgeländes mit 87 000 Besuchern gefallen. Für eine gute Vorbereitung seien drei Stunden nötig gewesen, anschließend sei das Gelände von 21.00 bis 22.30 Uhr wohlgeordnet geräumt worden. Schmitt sagte, zum Zeitpunkt der Evakuierung „musste mit der größtmöglichen Opferzahl bei größtmöglicher medialer Wirkung gerechnet werden“.
Auch in Rheinland-Pfalz befasse sich nun eine Arbeitsgruppe der Sicherheitsbehörden mit der Überarbeitung der Anmeldungsregeln von Aufbauhelfern. „Das Problem ist auch, wenn Personal kurzfristig ausfällt und Subsubunternehmen noch schnell Mitarbeiter nachmelden“, erklärte Schmitt. (dpa/iQ)