Die ehemalige Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger meint, auch ein religiös neutraler Staat dürfe Religionen nicht verdrängen.
Auch ein weltanschaulich neutraler Staat kann nach Ansicht der FDP-Politikerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger auf die Rolle der Religionen nicht verzichten. Religion und Religiosität gehöre offenbar „zum Menschsein dazu“, sagte die ehemalige Bundesjustizministerin am Donnerstag im Deutschlandfunk.
Unter Verweis auf den Philosophen Jürgen Habermas betonte sie, man könne Religiosität nicht ausblenden und nicht so tun, als sei sie nur bei wenigen Menschen vorhanden. Lautheusser-Schnarrenberger spricht an diesem Wochenende beim Humanistentag in Nürnberg, dem nach eigenen Angaben größten Festival für Humanisten und Freigeister in Deutschland.
Die Politikerin der Liberalen fügte hinzu, Liberalismus und Religiosität sei kein Widerspruch in sich. Der Liberalismus wehre sich lediglich gegen „Wahrhaftigkeitsansprüche und Dogmen, die dann für allgemeinverbindlich erklärt“ würden. Der Humanisten-Verband sei nicht mehr „die kämpferische Truppe gegen Religionen“, sondern wolle einen Beitrag leisten zum Zusammenhalt der Gesellschaft.
Leutheusser-Schnarrenberger, die nach eigenen Worten der evangelischen Kirche angehört, rief dazu auf, zwischen einer Religion und dem Missbrauch einer Religion zu unterscheiden. Wo mit Hilfe einer Religion ein Wahrheitsanspruch allgemeinverbindlich durchgesetzt werden solle, sei eine rote Linie klar überschritten. Dies gelte insbesondere, wenn dies wie beim „Missbrauch des Islam“ mit Gewalt verbunden werde. (KNA/iQ)