Im Rahmen einer Studienreise nach Polen gegen des Vergessen des Holocaust wurden muslimische Schüler aus Berlin mehrfach Opfer islamfeindlicher Übergriffe.
Muslimische Schüler aus Deutschland, die im Rahmen einer Studienfahrt nach Polen reisten, wurden mehrfach beleidigt, bedroht und sogar attackiert. Die Arbeitsgruppe „Erinnern“ einer Berliner Gemeinschaftsschule veranstaltete diese Studienreise, um die Verfolgung und Ermordung der Juden in Europa durch Nazi-Deutschland aufzuarbeiten. Die überwiegend muslimischen Schüler besuchten neben ehemaligen Vernichtungslagern auch die polnischen Städte Warschau, Lublin und Lodz. Dabei wurde die Jugendgruppe Medienberichten zur Folge mehrfach Opfer von Anfeindungen und Diskriminierungen, von denen die Jugendlichen später berichteten. Vor allem muslimische Mädchen, die durch ihr Kopftuch sofort als muslimisch zu erkennen waren, wurden häufig attackiert und Opfer von Hass und islamfeindlichen Agitationen.
„Ich wurde auf der Straße einfach von einem Mann angespuckt, und dann ist der Mann weggerannt und die Polizisten haben nicht geholfen“, berichtete eine betroffene Schülerin dem „Deutschlandfunk“. Als die Schüler ein Polizeirevier aufsuchten und den Beamten von diesem Vorfall erzählten, wurden sie ausgelacht und weggeschickt. Nach dem dieser Fall öffentlich wurde und Schlagzeilen machte, entschuldigten sich die Polizeibeamten und erklärten dies ein Missverständnis gewesen, aufgrund ihrer mangelnden Englischkenntnisse.
In Lublin wurde den Schülern der geplante Besuch einer Synagoge verboten, weil sie ein „Sicherheitsrisiko“ darstellten. In Warschau wurde eine Schülerin aus einem Geschäft verwiesen, weil sie am Telefon persisch sprach und andere Kunden sich dadurch gestört fühlten. Außerdem weigerte sich ein Händler den Schülern Wasser zu verkaufen und begründete dies damit, dass sie keine Polen seien. Einer der Schüler wurde in Lodz auf der Straße von Passanten beleidigt und mit Wasser übergossen. Er und weitere muslimische Schüler wurden dann noch damit gedroht, sie mit Essen zu bewerfen.
Die Schüler äußerten sich verschiedenen Medien gegenüber schockiert über diese Vorfälle. Auch die nicht-muslimischen Schüler zeigten sich entrüstet über diesen Hass und solidarisierten sich mit ihren Mitschülern. Sie erwogen sogar einen frühzeitigen Abbruch ihrer Studienreise. In Deutschland hätten sie zwar auch schon diskriminierende Erfahrungen gemacht, aber nicht annähernd in diesem Ausmaß.
Die Veranstalter dieser Studienreise wollen nun reagieren und etwas gegen diese hasserfüllten Übergriffe unternehmen. Die Gedenkstätte „Haus der Wannseekonferenz“, die die Studienreise mit initiierte, kündigte eine Evaluierung der Reise an. Gemeinsam mit den polnischen Kooperationspartnern müsse man diese Vorfälle nun kritisch auswerten und Konsequenzen einfordern, beispielsweise von der polnischen Botschaft in Berlin oder dem Polizeirevier, das den Schülern ihre Hilfe untersagte.