Heute vor 22 Jahren wurde in Bosnien ein Völkermord begangen. Mitten in Europa ermordeten serbische Soldaten mehr als 8.000 muslimische Bosnier in Srebrenica. Seither erinnern Muslime an sie.
Am 11. Juli 1995 wurde Srebrenica zum Schauplatz der grausamsten Tat in Europa nach dem zweiten Weltkrieg. Während des Bürgerkrieges (1992-1995) in Bosnien und Herzegowina marschierten serbische Truppen im Juli 1995 in Stadt Srebrenica ein. Die stationierten UN-Blauhelm-Soldaten konnten die Bevölkerung vor den Serben nicht schützen. Mehr als 8.000 muslimische Bosniaken, im Alter von 12 – 77 Jahren, verloren allein an diesem Tag ihr Leben.
Über mehrere Tage hat sich das Massaker von Srebrenica hingezogen. Spätere Untersuchungen zeigten, dass die Morde an verschiedenen Punkten gezielt und geplant begangen wurden. Knapp 7.000 Menschen galten Ende Juli 1995 als vermisst. Berichte über Vergewaltigungen und Morde sind erst Tage nach dem Massaker durch Flüchtlinge und Blauhelmsoldaten zu vernehmen gewesen.
Spätere Untersuchungen der Vorfälle zeigten: Die serbischen Mörder haben ihre hilflosen Opfer in Massengräbern verscharrt. Sie betteten die Gräber mehrfach um und Knochenteile wurden auf verschiedene Gräber umverteilt, wodurch die Identifizierung der Opfer fast unmöglich wurde. Noch heute werden Tausende Menschen vermisst. Die Rechnung der Täter: Die Gräueltaten sollen verschleiert bleiben.
Offiziell geht man mittlerweile von 8.372 Opfern des Massakers von Srebrenica aus. In diesem Jahr wurden weitere 71 Opfer anhand von DNA-Analysen identifiziert. Die Opfer wurden während einer zentralen Gedenkveranstaltung am heutigen 11. Juli 2017 im Grabfeld von Srebrenica mit Gebeten beigesetzt.
Der Vorsitzende des Islamrates, Burhan Kesici, gedachte den Getöteten in Srebrenica und mahnte an, die Erinnerung an die Verbrechen lebendig zu halten. „Schrecken, Abscheu, Wut und Trauer füllen uns, wenn wir an die abscheulichen Morde und Massaker in Srebrenica denken.“
Insbesondere die europäischen Länder würden eine besondere Verantwortung tragen, denn das größte Verbrechen in der Nachkriegszeit sei in Europa verübt. „An dem traurigen Beispiel Syrien sehen wir, dass wir nicht die richtigen Lehren aus Srebrenica gezogen haben, oder sie in Vergessenheit geraten sind“, so Kesici weiter.
Auch die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) und die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) erinnerten anlässlich des 22. Jahrestages des Genozids in Srebrenica auf ihren sozialen Netzwerken an die ermordeten muslimischen Bosnier.
Auch die Vereinten Nationen stuften die Vorfälle als Völkermord ein. Erst im Jahr 2010 entschuldigte sich das serbische Parlament für das Massaker von Srebrenica. Im April 2013 entschuldigte sich auch der serbische Präsident Tomislav Nikolić. Weder Präsident noch Parlament benutzten dabei das Wort „Völkermord“.
Nachdem die Niederlande im Juli 2014 von einem Gericht als teilweise mitverantwortlich am Massaker gesehen wurden, entschied ein Berufungsgericht in Den Haag im Juni 2017, dass die Niederlande nicht nur teilweise Mitschuld trägt. Der niederländische Staat habe damals „illegal gehandelt“, heißt es in dem Urteil. Der Staat muss den Opferfamilien nun eine Teilentschädigung zahlen.