Tempelberg

Krise eskaliert – Palästinenser brechen Kontakte zu Israel ab

Nach einem Anschlag am Tempelberg in Jerusalem stellt Israel Metalldetektoren am Eingang zu der heiligen Stätte auf. Das versetzt die Palästinenser in Wut. Nach den Freitagsgebeten kommt es zu blutigen Unruhen. Auch auf diplomatischer Ebene herrscht nun Eiszeit.

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07
2017
Israelische Soldaten erhöhten die Sicherheitsmaßnahmen und das führte zu der aktuellen Krise. © twitter

Der Streit um den Tempelberg in Jerusalem eskaliert. Mindestens drei Menschen wurden am Freitag bei Zusammenstößen zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern getötet und rund 400 weitere verletzt. Wegen des Konflikts brechen die Palästinenser sämtliche Kontakte zu Israel ab, wie der palästinensische Präsident Mahmud Abbas am Abend nach einem Krisentreffen seiner Regierung sagte.

Streitpunkt sind Metalldetektoren, die Israel nach einem tödlichen Anschlag am Tempelberg an Eingängen zu der heiligen Stätte aufgestellt hat. Abbas sagte, der Abbruch der Kontakte auf allen Ebenen gelte solange, bis die „Besatzungsmacht“ Israel die Maßnahmen aufhebe. Zuvor hatte er die USA um eine sofortige Intervention gebeten.

Nach den Unruhen schwebten mehrere Verletzte in Lebensgefahr, wie das Gesundheitsministerium mitteilte.

Israel hatte am Freitag aus Furcht vor neuer Gewalt nur Männern über 50 Jahren und Frauen den Zutritt zu der Stätte erlaubt, die Muslimen und Juden heilig ist. Tausende israelische Polizisten waren im Einsatz und Bataillone der Armee in Alarmbereitschaft versetzt worden. Palästinensische Vertreter hatten Muslime dazu aufgerufen, in Massen zum Freitagsgebet auf dem Tempelberg zu kommen. In den vergangenen Tagen war es dort immer wieder zu Zusammenstößen gekommen.

Hunderte jüngerer Männer, denen der Zugang verwehrt wurde, beteten dann auf der Straße außerhalb der Altstadtmauern. Auch an Militärsperren im Westjordanland beteten Muslime, die keine Einreisegenehmigung erhielten. 

Nach palästinensischen Angaben setzte Israel Tränengas und Geschosse gegen die Demonstranten ein. Die Palästinenser lehnen die Kontrollen durch Metalldetektoren ab. Dass diese aufgestellt wurden, werten sie als Versuch Israels, seine Kontrolle über die heilige Stätte auszuweiten. Israel betont aber, es wolle den Status quo nicht verändern. Die Kontrollmaßnahmen wurden nach einem blutigen Anschlag am Tempelberg vor einer Woche eingeführt, bei dem zwei israelische Polizisten und drei arabische Angreifer getötet worden waren.

Abbas habe bei einem Telefongespräch mit dem US-Nahostgesandten Jared Kushner den Abbau der Metalldetektoren gefordert, berichtete die regierungstreue palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. US-Präsident Donald Trump müsse „sich sofort einmischen“, anderenfalls könne die Lage außer Kontrolle geraten.

Der Tempelberg in Jerusalems Altstadt war immer wieder Brennpunkt religiöser Spannungen. Muslime verehren ihn als „Haram al-Scharif“ (Edles Heiligtum). Der Überlieferung nach standen dort früher die jüdischen Tempel, heute beten an der Stelle Muslime in der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom mit seiner vergoldeten Kuppel. Der Streit um die Besuchsrechte, also wer das Plateau betreten und dort beten darf, gilt als Auslöser einer Welle palästinensischer Anschläge, die vor knapp zwei Jahren begann. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Dilaver sagt:
Man stelle sich vor, palästinensische Sicherheitskräfte riegeln die Klagemauer ab, weil es zu blutigen Zusammenstößen gekommen ist. Dann gäbe es hier einen riesen Aufschrei. Sogar eine Bundestagsdebatte. So viel zur "Ehrlichkeit" unserer "Politiker".
23.07.17
19:11
Johannes Disch sagt:
@Dilaver Die Sicherheitslage in diesem Gebiet ist nun mal prekär. Und was Israel macht ist Selbstverteidigung. Das macht Israel seit seiner Staatsgründung, und das ist auch leider nötig. Palästinenser-Präsident Abbas promovierte übrigens mit einer Arbeit über "Die angeblichen Zusammenhänge zwischen Zionismus und Nazismus 1933-1945." Und in der Präambel der "Hamas" steht noch immer die Vernichtung des Staates Israel als Ziel. Sorry, aber mit einer Organisation wie der "Hamas" und Leuten wie Abbas ist ein dauerhafter Friede und eine Zwei-Staaten-Lösung nicht möglich. Es braucht eine vorbehaltlose Anerkennung des Staates Israel von allen arabischen Staaten und durch alle Muslime. Und zwar vorbehaltlos und ohne Rabulistik. Und Muslime müssen ihre Ressentiments gegen Israel und gegen Juden ein für allemal aufgeben.
24.07.17
12:50
Johannes Disch sagt:
Abbas ist nachgewiesenermaßen ein Holocaust-Leugner! In seiner Dissertation-- die er in Moskau geschrieben hat-- bezweifelt er de Mord an 6 Millionen Juden. Wer-- wie die "Hamas"-- die Vernichtung des Staates Israel in seiner Charta stehen hat und wer-- wie Abbas-- über "Zionismus und Nazismus" schwadroniert und zudem noch den Holocaust anzweifelt, der ist als Verhandlungspartner denkbar ungeeignet.
24.07.17
13:38
Dilaver sagt:
@Johannes Disch Israel hat keine Hoheitsrechte in Ostjerusalem (inkl. Altstadt), sondern ausschließlich in Westjerusalem. Für Sicherheitsmaßnahmen am Eingang zum Al-Aksa-Gelände ist Palästina zuständig und nicht Israel, der palästinensischen Boden illegal besetzt hält und vollendete Tatsachen schafft. Diese Okkupationspolitik Israels, die Sie verniedlichend "Selbstverteidigung" nennen, ist inakzeptabel und erzeugt zurecht den Zorn der internationalen Gemeinschaft, dem es zusteht, Israel in seine Schranken zu weisen.
31.07.17
0:05
grege sagt:
@ Dilaver Im Gefühl des sicheren Sieges wollten die Araber die Juden ins Rote Meer schmeißen. Aufgrund einer Kombination aus Fanatismus, Überheblichkeit und Unfähigkeit haben die arabischen Staaten eine Teilung des Territoriums abgelehnt und die militärische Auseinandersetzung gesucht, die sie jedes Mal verloren haben. Da braucht man sich über eine "Okkupation" auch nicht zu wundern...,tja, irgendwie dumm gelaufen....
05.08.17
23:26