Niedersachsen

Hochschulen wollen Ärger um Räume der Stille vermeiden

Das Niedersächsische Wissenschaftsministerium und die Hochschulen geben eine gemeinsame Erklärung zum Umgang mit Räumen der Stille ab. Konflikte sollen so vorgebeugt werden.

26
07
2017
Symbolbild: Raum der Stille am Vodafone Campus © by Vodafone Medien, auf flickr, bearbeitet iQ

Mit einer gemeinsamen Empfehlung wollen die Hochschulen und das Wissenschaftsministerium in Niedersachsen Konflikte um Räume der Stille vermeiden. Sie seien keine spezifisch religiösen Orte, stünden aber auch Angehörigen aller weltanschaulichen und religiösen Gemeinschaften offen, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Die Hochschulen entscheiden eigenständig über die Einrichtung eines solchen Raumes, ein Anspruch auf die Bereitstellung besteht nicht.

In der Vergangenheit waren vor allem an Hochschulen in Nordrhein-Westfalen Räume der Stille geschlossen worden, nachdem Muslime sie für eigene Zwecke umfunktioniert hatten. So hatten sich an der TU Dortmund Besucher darüber beklagt, dass ein Großteil abgetrennt und mit Gebetsteppichen und Koran versehen worden sei.

Niedersachsens Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajić (Grüne) sagte der dpa: „Räume der Stille sind wichtige Orte der Entspannung und des Rückzugs. Die Neutralitätspflicht der Hochschulen macht es allerdings erforderlich, dass es Regeln für ihre Nutzung gibt.“ Die Empfehlung stelle sicher, dass die Räume allen Studierenden und Gästen offenstehen. Gegenseitige Rücksichtnahme, Offenheit, Respekt und Toleranz sowie Gleichberechtigung seien Voraussetzung eines gelingenden Miteinanders.

In Niedersachsen gibt es unter anderem an den Unis in Hannover, Göttingen und Oldenburg solche Rückzugsorte. Zuletzt wurde im Libeskind-Bau der Leuphana Universität in Lüneburg ein Raum der Stille eröffnet, der zum Austausch der Religionen anregen soll. An der Finanzierung hatten sich die evangelische und katholische Kirche sowie die jüdische Gemeinde beteiligt. „Es ist keine Kapelle“, betonte Unisprecher Henning Zühlsdorf. Der Raum stehe zu bestimmten Öffnungszeiten jedem Ruhesuchenden offen.

Der Göttinger Raum der Stille werde als sehr gelungen für den individuellen Rückzug aus der Alltagshektik der Universität betrachtet, sagte Unisprecher Romas Bielke. „Zudem schätzen ihn alle religiösen Gruppen in seiner nicht-religiösen Ausgestaltung.“

Mit ihrem Raum der Stille möchte die Leibniz Universität Hannover „eine Gleichbehandlung der Bedürfnisse aller“ verwirklichen, sagte Sprecherin Mechtild von Münchhausen. Bislang sei es gut gelungen, die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen. “Da die Gruppe muslimischer Studierende den Raum recht stark nutzt, sind ab und an Korrekturen erforderlich, damit auch andere Nutzergruppen angemessen zum Zuge kommen“, sagte von Münchhausen. Größere Probleme seien aber nicht rückgemeldet worden.

Die TU Braunschweig hat dagegen keinen Raum der Stille. Es sei auch nicht geplant, einen solchen Raum einzurichten, sagte Sprecherin Regina Eckhoff. „Die TU Braunschweig möchte grundsätzlich ein säkularer Ort sein.“ Zudem gebe es im unmittelbaren Umfeld Studierendengemeinden und eine Moschee. (dpa/iQ)

Leserkommentare

Manuel sagt:
Richtig so, die Moslems brauchen nicht ständig meinen, sie hätten irgendwelche Sonderrechte.
26.07.17
18:35
Dilaver sagt:
Beten in der Uni zwischen den Vorlesungen ist neben dem Studium genauso selbstverständlich wie zu Hause oder in einer Moschee. Da sind Räume der Stille eine willkommene Erleichterung zur Verrichtung seiner Pflichtgebete zwischen den Vorlesungen, wenn keine Moschee in der Nähe ist. Ansonsten hat jede Uni hier und da "heimliche Ecken", wo man unauffällig und ungestört beten kann. Dauert eh nicht lange.
27.07.17
12:18
Mads sagt:
Der Ärger ist doch vorprogrammiert, Natürlich wird es wieder dazu kommen, dass Moslems glauben, sie könnten die Räume zu ihren Gebetszeiten exklusiv für sich nutzen. Und dann werden diese Exklusivnutzungszeiten immer weiter ausgedehnt und anderen wird der Zutritt verweigert. In der Vergangenheit gab es auch Fälle, dass Studentinnen gezwungen werden sollten, den Raum nur mit Kopftuch zu betreten oder draußen zu bleiben. Machen wir uns nichts vor, Moslems suchen nicht nach Kompromissen, sondern nach Vorherrschaft.
27.07.17
15:24
Manuel sagt:
@Dilaver: Und genau so selbstverständlich ist, dass diese "Räume der Stille" auch von anderen genutzt werden dürfen und nicht nur von Moslems.
27.07.17
18:33
Ute Fabel sagt:
Wenn jemand aus politischer Überzeugung 3 x täglich marxistische Arbeiterlieder oder deutschnationale Hymnen singen will, ist das reine Privatsache! Staatliche Universitäten sind nicht angehalten, dafür Räumlichkeiten unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Beten ist ebenso reine Privatsache! Religionsangehörige, die ständig beten wollen, sollen dafür Räumlichkeiten auf in Universitätsnähe anmieten. Ich sehe in dem Glauben an einen angeblich allwissenden und allmächtigen Gott und angeblich in kurzen Intervallen erforderlichen Pflichtgebeten eine riesengroße Widersprüchlichkeit. Warum dauernd zu Gott beten, wenn dieser ohnehin alles weiß und alles lenkt. Leider hinterfragen viele Gläubige das nicht kritisch, denen eine bestimmte Religion meist von Kindesbeinen an eingehämmert wurde.
28.07.17
11:58
Dilaver sagt:
@Ute Fabel Es bleibt Ihnen unbenommen, allen wissenschaftlichen Beweisen zum Trotz die Existenz Gottes zu verleugnen. Aber Sie haben NICHT das Recht, Menschen, die von der Existenz Gottes wissen und ihn deswegen anbeten, vorzuschreiben, wo sie beten dürfen und wo nicht und wie sie Religion zu verstehen haben. Geschweige denn, der Staat, der - egal welcher - grundsätzlich dazu verpflichtet ist, die Religionsausübung seiner Bürger in Form von Gebeten überall zu gewährleisten.
30.07.17
16:09