Der umstrittene Wissenschaftler Ednan Aslan hat eine Studie zur „islamischen Radikalisierung“ herausgegeben. Die Ergebnisse der Studie widersprechen bisherigen Forschungen zum Thema.
Der Verfasser der umstrittenen und viel kritisierten Kindergartenstudie, Prof. Ednan Aslan von der Universität Wien, veröffentlichte eine weitere Studie, diesmal zu dem heiklen Thema der Radikalisierung von Muslimen. Währenddessen ist die Prüfung der vom Integrationsministerium in Auftrag gegebenen Kindergartenstudie durch die Österreichische Agentur für wissenschaftliche Integrität ist noch nicht abgeschlossen. Auftraggeber der neuen Studie ist das Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF), das ebenfalls zum österreichischen Außen- und Integrationsministerium gehört. Auf die parlamentarische Anfrage durch die Partei NEOS wurde der Link zur Studie durch das Ministerium nun veröffentlicht.
Zentrales Ergebnis der 300-seitigen Studie ist die Erkenntnis, dass radikale Jugendliche gut über den Islam informiert seien. Damit widerspricht Aslan den Ergebnissen anderer Studien zu diesem Thema, wie beispielsweise von dem deutschen Wissenschaftler Michael Kiefer von der Universität Osnabrück. Kiefer zufolge gehen die Islamkenntnisse radikalisierter Jugendlicher selten über Basiskenntnisse hinaus.
In einer Studie vom Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie wurden teilweise dieselben Jugendlichen befragt wie in Aslans Studie. Die Autoren der Studie kommen allerdings zu teilweise anderen Ergebnissen. „Bei den Meisten hatte ich eher den Eindruck, dass es sich um eine oberflächlich gelebte Form der Religiosität oder sogar um relativ wenig Bezug zur Religion handelt, einen gewissermaßen kulturell gelebten Islam“, meint Co-Autor der Studie Thomas Schmidinger gegenüber „ORF Wien“.
Aslan befragte für seine empirische Studie 29 Jugendliche mit dem Ziel der „Untersuchung der Rolle der Religion in islamistischen Radikalisierungsprozessen“. In Form von Biografieforschung wurden im Frühling 2016 narrative Interviews mit Jugendlichen aus Gefängnissen und Jugendeinrichtungen durchgeführt. Diese wurden von Aslan verschiedenen Stufen der Radikalisierung zugeordnet. Dabei sollen sich die befragten Jugendlichen während ihrer Radikalisierung aktiv mit der Religion und der Theologie des Islams befasst haben. Die Radikalisierung sei allerdings nicht isoliert erfolgt, sondern durch ein extremistisches, soziales, mediales oder gar familiäres Umfeld. „Innerhalb des radikalen Milieus spielen bestimmte Moscheen, die eine Lehre verbreiten, die unausweichlich zum Salafismus führt, sowie religiöse Autoritäten eine zentrale Rolle“, heißt es in der Studie.