Eren Güvercin hat seinen Rücktritt aus dem Beirat am Zentrum für Islamische Theologie erklärt. Ursache dafür sei der Münsteraner Professor für Islamische Religionspädagogik, Mouhanad Khorchide und die Funktion des Beirats, das nur Attrappe sei.
Der Beirat für das Zentrum für Islamische Theologie an der Universität Münster wird sich auf die Suche nach einem neuen Mitglied machen müssen. Denn wie die Münstersche Zeitung berichtet hat Buchautor Eren Güvercin seinen Rücktritt aus dem Beirat erklärt. „Wenn die Uni-Theologie uns nicht braucht, dann brauche ich auch meine Zeit dafür nicht zu opfern. Für eine bloße Attrappe, die dem Staatskirchenrecht entsprechen soll, stehe ich nicht zur Verfügung“, so Güvercin.
Er macht für seinen Rücktritt den Leiter des Zentrums, Prof. Dr. Mouhanad Khorchide, verantwortlich. Dieser hatte sich in einem Interview mit der Wochenzeitung Zeit unter anderem dagegen ausgesprochen, dass die Lehrerlaubnis für muslimische Religionslehrer an Schulen von Beiräten aus der Glaubensgemeinschaft abhängt. Er „würde diese Lehrerlaubnis am liebsten abschaffen“, so Khorchide in der Zeit.
Der Münsteraner Professor und Leiter des Zentrum für Islamische Theologie erklärte gegenüber IslamiQ, dass der Rücktritt von Güvercin eine persönliche Entscheidung sei, die man zur Kenntnis nehme. Die Arbeit am Zentrum für Islamische Theologie werde darunter jedoch nicht leiden, versicherte Khorchide. Er betonte, dass es das Recht der muslimischen Gemeinschaften sei, Lehrerlaubnisse an Religionskräfte zu erteilen. Es solle aber auch über das „Wie“ theologisch reflektiert werden.
„Ich halte wenig von einer Gesinnungsprüfung durch eine Kommission. Nach der islamischen Lehre besitzt kein Mensch die Kompetenz, über die Religiosität eines anderen Menschen zu urteilen, das obliegt nur Gott. Daher wäre mein Vorschlag eine Selbstverpflichtung der Religionslehrkräfte, die sie dem Beirat bzw. den muslimischen Gemeinschaften vorlegen“, so Khorchide.
Die jetzt freigewordene Stelle soll so schnell wie möglich neu besetzt werden. Dafür werde man sich demnächst intern beraten. Khorchide wünscht sich für die Stelle eine Person, die auch theologisch bewandert ist.
Selbst wenn eine Person schnell gefunden werden würde, bliebe eine weitere Stelle im Beirat unbesetzt. Im achtköpfigen Gremium ist seit geraumer Zeit ein Platz frei, weil der Kandidat des Islamrates für die Bundesrepublik Deutschland (IRD) vom Bundesamt für Bildung und Forschung wegen angeblicher Sicherheitsbedenken abgelehnt wurde.
Bei dem Kandidaten des Islamrates handelte es sich um einen ausgewiesenen Religionswissenschaftler. Während der Bund ihn für den Beirat in Münster ablehnte, wurde der gleiche Kandidat in NRW für einen ähnlichen Beirat akzeptiert. Kritiker äußern sich auch verwundert darüber, wie stark sich die Politik in die Gestaltung des Beirats einmischt. Eigentlich sollte dies den muslimischen Religionsgemeinschaften überlassen sein, so wie es bei den Kirchen der Fall ist.
Wegen der unbesetzten Stelle konnte sich der Beirat bisher nicht konstituieren. Dadurch fehlt es an klaren Entscheidungen am Zentrum für Islamische Theologie in Münster. Einige Professuren konnten wegen des Fehlens eines Beirats nur vorübergehend besetzt werden. Es bleibt abzuwarten, ob die Probleme gelöst werden. Der Image-Schaden für die Islamische Theologie in Münster ist bereits jetzt nicht von der Hand zu weisen.