Nach einer Eskalation im Westen Myanmars wurden tausende Rohingya zur Flucht gedrängt. Nun warten sie an einem kilometerlangen Uferstück darauf, dass Bangladesh sie über die Grenze lässt. Die Situation ist verheerend.
Nach einer Eskalation der Gewalt im Westen Myanmars hoffen tausende muslimische Rohingya auf eine Gelegenheit zur Flucht ins benachbarte Bangladesch. Sicherheitskräfte der myanmarischen Grenzpolizei hätten am Samstag auf Flüchtende geschossen, sagte ein Offizier des Grenzschutzes von Bangladesch (Border Guards Bangladesh, BGB) dem Nachrichtenportal bdnews24 in Dhaka. Bangladesch habe die Sicherheitsmaßnahmen auf seiner Seite der Grenze verstärkt, so das Portal. Mehrere tausend Rohingya warteten an einem vier Kilometer langen Uferstück des Grenzflusses Naf darauf, dass Bangladesch sie in die Lager im Distrikt Cox’s Bazar lasse.
Die Gewalt im myanmarischen Teilstaat Rakhine war nach dem koordinierten Angriff der muslimischen Rebellenmiliz Arakan Rohingya Salvation Army (ARSA) auf 19 Polizeistationen, 24 Dörfer und ein Armeelager im Norden von Rakhine am Freitag eskaliert. Bei den Gefechten zwischen Armee und ARSA waren mehr als 80 Menschen ums Leben gekommen.
Aus Furcht vor Gewalt und Repressionen durch die Regierungstruppen versuchen nun Tausende Rohingya, sich in Bangladesch in Sicherheit zu bringen. Die Flüchtlingslager in Cox’s Bazar sind jedoch bereits überfüllt. Seit Beginn einer Offensive der Armee gegen die muslimischen Rebellen im Oktober 2016 sind bereits mehr als 80.000 Rohingya nach Cox’s Bazar geflohen, wo bereits seit Jahrzehnten rund 400.000 Rohingyaflüchtlinge unter schwersten Bedingungen leben. Sie flohen vor den Pogromen der vergangenen Jahrzehnte aus Rakhine oder wurden vertrieben.
Die Rohingya sind eine in Myanmar entrechte und verfolgte ethnisch-religiöse Minderheit. Laut den Vereinten Nationen sind die Rohingya weltweit eine der am stärksten unterdrückten Ethnien.
Die Eskalation der Gewalt ereignete sich nur einen Tag nach der Übergabe eines Berichts über Maßnahmen zur langfristigen Lösung des Konflikts in Rakhine durch eine von dem ehemaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan geleitete Kommission an die Regierung und die Armee von Myanmar. Derzeit verdichten sich zudem Hinweise darauf, dass Papst Franziskus im kommenden November in das Bürgerkriegsland reisen könnte.(KNA, iQ)