Weltfriedenstreffen

Merkel warnt vor Vereinnahmung von Religion

Zur Eröffnung des Weltfriedenstreffen in Münster hat Bundeskanzlerin Angela Merkel an Religions- und Kirchenvertretern appelliert. Sie skizzierte außerdem erneut ihre Afrika-Politik.

11
09
2017
Merkel
Merkel © Bistum Münster facebook

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat bei der Eröffnung des Weltfriedenstreffens an Kirchen- und Religionsvertreter appelliert, sich nicht vereinnahmen zu lassen. „Religionen haben den Auftrag zum Frieden und deshalb kann es keine Rechtfertigung von Krieg und Gewalt im Namen einer Religion geben“, sagte sie am Sonntag im nordrhein-westfälischen Münster. Insbesondere die Religionsgemeinschaften selbst seien dazu aufgerufen, „sich deutlich gegen die Vereinnahmung von Religion durch diejenigen zu wenden, die die Würde von Menschen mit Füßen treten.“

Merkel appellierte auch an die Europäer, nicht so zu tun, als würden sie die Krisen der Welt nichts angehen. In der Partnerschaft mit Afrika etwa gehe es auch darum, Sicherheit und Stabilität zu fördern. Menschen lieferten sich aus Not und Verzweiflung Schleppern aus. „Das heißt, in dem Maße, in dem wir afrikanische Partnerländer entwicklungs- und sicherheitspolitisch stärken, können wir auch denen das Handwerk legen, die aus dem Schicksal von Menschen skrupellos Profit schlagen.“

Merkel machte auch deutlich, dass es darum gehe, sich um das Leid der Menschen, die in Libyen gestrandet sind, zu kümmern, und sie sagte dem Niger Unterstützung zu. „Besonders Schutzbedürftige werden mit Hilfe des UNHCR aus Libyen in den Niger evakuiert und wir suchen dann Resettlement-Möglichkeiten zum Beispiel nach Europa.“ Und weiter: „Ich sage ausdrücklich, dass wir in Deutschland bereit sind, uns hieran zu beteiligen.“ Und sie glaube, viele andere europäische Länder seien das auch. Der Präsident der Republik Niger, Mahamadou Issoufou, war bei der Veranstaltung ebenfalls anwesend.

Zu dem dreitägigen Internationalen Weltfriedenstreffen in den Domstädten Münster und Osnabrück kommen führende Kirchen- und Religionsvertreter sowie Tausende Teilnehmer aus aller Welt. Das jährliche Treffen ist an immer wechselnden Orten und wird organisiert von der katholischen Gemeinschaft Sant‘ Egidio, die ihren Hauptsitz in Rom hat. Papst Johannes Paul II. hatte Religionsführer aus aller Welt 1986 erstmals zum Weltfriedenstreffen zusammengerufen. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Manuel sagt:
Verstehe, aber Saudi-Arabien, eine der schlimmsten Diktaturen auf unseren Planeten ist aber dann schon plötzlich ein Partner, was für eine Heuchelei.
11.09.17
17:32
Johannes Disch sagt:
@Manuel Was Sie als Heuchelei bezeichnen-- was vom moralischen Standpunkt her betrachtet auch völlig richtig ist-- nennt man auch "Realpolitik." Dieselbe "Heuchelei" / "Realpolitik" betreiben aber auch die USA. Die betrachten Saudi-Arabien ebenfalls als Partner im "Kampf gegen den Terror." Erst kürzlich hat US-Präsident Trump einen Milliarden-Waffen-Deal mit den Saudis abgeschlossen. Mit denselben Saudis, die ihre wahhabitische Ideologie-- die Grundlage war für die Attentate von "Nine Eleven"-- in alle Welt exportieren.
14.09.17
2:55
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Genau das ist ja das perverse an der US-Politik und Deutschland läuft wie ein Dackel schön den Befehlen aus Washington nach. Man könnte die Sache auch ändern, Nigeria verfügt über große Ölvorkommen und die Leute dort könnten das Geld wirklich gut gebrauchen oder Venezuela, die brauchen es auch. Also warum weiter diese Diktatur unterstützen. Nigeria und eingeschränkt Venezuela sind zumindest einigermaßen eine Demokratie. Der Hauptakteur des Islamismus gehört bekämpft und nicht hofiert.
16.09.17
14:03