Bundestagswahlen 2017

Islamische Religionsgemeinschaften rufen zur Wahl auf

Die IGMG veröffentlicht unter dem Motto #WählenGehen ein achtteiliges Videoprojekt, um Muslime zur Wahl zu mobilisieren. Auch der ZMD hat unter dem Motto „Meine Stimme zählt“ zu mehr Wahlteilnahme unter Muslimen aufgerufen.

16
09
2017
IGMG-Video zur Bundestagswahl © IGMG
IGMG-Video zur Bundestagswahl © IGMG

Knapp zehn Tage vor der Bundestagswahl in Deutschland, möchte die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) Muslime im Lande zur Wahl mobilisieren. Beschneidung der Religionsfreiheit, mangelhafte Aufklärung der NSU-Morde, Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt oder die Gründung und Etablierung von muslimischer Wohlfahrtspflege. Diese und weitere Themen spricht die IGMG vor der Bundestagswahl in einer achtteiligen Videoreihe an und formuliert Forderungen an die zukünftige Bundesregierung.

„Wir wollen, dass die Menschen wählen gehen und über ihre und die Zukunft ihres Landes entscheiden. Es gibt viele Themen, die Muslime in Deutschland persönlich betreffen. Wer der Wahl fernbleibt, verwirkt nicht nur eine Chance zur Teilhabe und Mitgestaltung, sondern stärkt am Ende auch noch die Falschen“, erklärt Bekir Altaş, Generalsekretär der IGMG.

Die Videos wurden inhaltsgleich sowohl in türkischer als auch in deutscher Sprache produziert. Sie schließen ab mit dem Motto: „Zukunft mitgestalten, #WählenGehen!“„Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass Muslime sich an Wahlen und damit am politischen Willensbildungsprozess beteiligen. So schwer es vielen Muslimen derzeit auch fällt, sich für eine Partei zu entscheiden, so wichtig ist die Stimmabgabe. Das Erstarken rechtspopulistischer und offen islamfeindlicher Parteien ist ein Warnzeichen an die Gesamtgesellschaft. Da dürfen wir nicht tatenlos zusehen“, erklärt Altaş weiter. Eine konkrete Wahlempfehlung gibt der Generalsekretär aber nicht, sondern ruft zur individuellen Entscheidungsfindung auf.

Die Videos werden beginnend mit dem heutigen Tag (16.9.17) auf YouTube und auf den sozialen Netzwerken Facebook, Twitter und Instagram bis zum Samstag vor dem Wahltag (23.9.17) veröffentlicht.

 „Meine Stimme zählt“

Auch der Zentralrat der Muslime (ZMD) rief Mitte August Muslime dazu auf wählen zu gehen. Zudem hat der ZMD die Aktion „Meine Stimme zählt“, in der mit Plakaten, mehrsprachigen Predigthilfen für das Freitagsgebet und Vortragsangeboten zum poltischen (Wahl-)System die Gemeinden zum Mitmachen angeregt und deren Mitglieder die Bundestagswahl erklärt wird. Die Plakate, der Gemeindebrief u.v.m. können hier abgerufen werden: www.islam.de oder www.zentralrat.de

Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, sagte dazu: „Wir sind Teil Deutschlands und wir unterstreichen in unseren Gemeinden mit unserer Aktion „Meine Stimme zählt“ unsere aller Verantwortung als Deutsche, aber auch als Muslime für unsere Demokratie. Jede Stimme, die nicht abgegeben wird, ist eine Stimme mehr für die Rechten und Populisten, die eine gefährliche Spaltung für Deutschland bedeuten!“

In Zusammenarbeit mit der „Islamischen Zeitung“ (IZ) und der „Deutschen Muslim Liga e.V.“ (DML) hatte der ZMD zuvor einen „Deutsch-Muslimischen-Wahlkompass“ als Entscheidungshilfe herausgegeben. Die Antworten von u.a. SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz, FDP-Generalsekretärin Nicola Beer, der CDU/CSU, der Linke und des Bündnis90/Die Grünen finden Sie unter: http://deutsch-muslimischer-wahlkompass.de.

Auch IslamiQ wird in den folgenden Tagen den iQ-Wahlprüfstein veröffentlichen, in dem Antworten der Parteien zu islambezogenen Themen in Deutschland zu finden sein werden. Außerdem haben wir Muslime zu den Bundestagswahlen befragt und um ihre Einschätzung gebeten. 

Leserkommentare

Dilaver sagt:
Wie ihr seid, so werdet ihr auch regiert, heißt es in einer alten Weisheit. In Anbetracht dieser Weisheit erachte ich es als wichtig, dass die islamischen Religionsgemeinschaften in Deutschland die Muslime dazu aufrufen, wählen zu gehen.
16.09.17
16:34
Frederic Voss sagt:
Die genannte Videoreihe formuliert Forderungen an die nächste Bundesregierung in türkischer und deutscher Sprache als Hilfestellung und Wegweisung für muslimisch eingestellte Wähler (m/w). Soll das bedeuten, daß Menschen zur Wahl gehen können, die mit der deutschen Sprache überfordert sind und eine türkische Übersetzung benötigen? Also in Deutschland gibt es wahlberechtigte Bürger, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind? Wir sind doch in Deutschland und nicht in der Türkei.
17.09.17
2:07