Die Hutba (Freitagspredigt) wird beim wöchentlichen Freitagsgebet der Muslime gehalten und behandelt sowohl religiöse, als auch gesellschaftliche Themen. Jede Woche liefert IslamiQ einen Überblick.
In der Freitagspredigt der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) geht es diese Woche um das Thema „Gute Nachbarschaft – bessere Gesellschaft. Falschnachrichten, mediale Manipulation und negative Berichte erschweren es den Menschen, sich ein richtiges Bild über den Islam zu machen. Die meisten fühlen sich überfordert; der Schritt zum Populismus sei dann nicht mehr weit.
In einer solchen gesellschaftlichen Atmosphäre leide das Zusammenleben. Wenn das Vertrauen der Menschen zueinander und in ihre Gemeinschaft schwinde, dann stehe viel auf dem Spiel. Gerade in solchen Zeiten sei es wichtiger denn je, sich auf die Grundlage des Zusammenlebens zu besinnen – und das sei die gute Nachbarschaft.
Jeder kann etwas tun, damit Vorurteile abnehmen, der Islam richtig verstanden und unsere Gesellschaft besser wird. Das fängt an beim täglichen Grüßen, der gegenseitigen Hilfe, aber auch bei der Geduld, die wir aufbringen müssen, wenn sich unsere Nachbarn mal daneben benehmen. All das ist eine Ibâda. In diesem Sinne wurde auch das Thema des diesjährigen Tages der offenen Moschee (TOM) am 3. Oktober ausgewählt. Es lautet „Gute Nachbarschaft – bessere Gesellschaft“.
Die Freitagspredigt der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) behandelt den Monat Muharram und den Aschura-Tag. Zur Zeit des Kalifen Omar wurde der Monat Muharram aufgrund der Auswanderung des Propheten von Mekka nach Medina als erster Monat des islamischen Kalenders festgelegt. In diesem Monat haben sich viele geschichtliche und wichtige Geschehnisse ereignet. Der zehnte Tag dieses Monats ist als der Aschura-Tag bekannt.
In den Quellen werde berichtet, dass am Aschura-Tag Adam vom Paradies auf die Welt herabgesandt und seine reumütige Vergebungsbitte angenommen wurde; die Arche Noahs am Berg Cudi strandete; Abraham vom Feuer errettet wurde; Moses den Pharao und sein Heer besiegte; Yunus aus dem Fischbauch entkam; Yusuf aus dem Brunnen geholt wurde; Moses und Jesus geboren wurden; Süleyman an die Macht kam und die reumütige Vergebungsbitte Davud’s (Frieden und Segen über alle) an diesem Tag angenommen wurde.
Neben all diesen wichtigen Geschehnissen ereignete sich auch die grausame Ermordung von Hüseyin, dem Enkel des Propheten (s), und neben ihm von 70 weiteren Personen aus der Familie des Propheten (s) bei Karbala.
Der Verband der islamischen Kulturzentren (VIKZ) thematisiert in seiner Freitagspredigt die Rechenschaft bei Allah. Nach islamischem Verständnis habe Allah dem Menschen die Vernunft und freie Willensentscheidung gegeben und ihnen so eine Mündigkeit zugesprochen. Nur aus diesem Grund haben Menschen die Fähigkeit zwischen richtig und falsch oder zwischen Gut und Böse zu entscheiden. Lebewesen, die diese beiden Komponenten nicht bei sich vereinigen können, sind nicht zur Rechenschaft bei Allah verpflichtet.
Diese Erkenntnis verlange von jedem vernunftveranlagten und bewusst lebenden Menschen seinen Weg in dieser Welt, in die er zur Prüfung gesandt sei, zu hinterfragen, von Zeit zu Zeit sich die Frage zu stellen “Bin ich noch auf dem richtigen Wege oder stecke ich schon fest im Sumpf des Alltags?” Diese intensive Reflexion werde im
Arabischen und auch im Türkischen „Tefekkür“ genannt.
Jeden Freitag blickt die IslamiQ-Redaktion auf die Freitagspredigten der muslimischen Religionsgemeinschaften in Deutschland und gibt einen Überblick.