Die katholischen Bischöfe Deutschlands bekennen sich zum theologischen Dialog mit den Muslimen und wollen den Gesprächsfaden zur DITIB nicht abreißen lassen. Dennoch gibt es Irritationen. Auch die DITIB äußert sich.
Der Limburger Bischof Georg Bätzing sagte am Dienstag in Fulda, die Bischöfe seien „irritiert“ über ein Ende vergangenen Jahres von der türkischen Religionsbehörde Diyanet veröffentlichtes Gutachten zur „Gülen-Bewegung“, das auch problematische Aussagen über das Verhältnis zum Christentum enthalte und den Dialog infrage stelle. Auch die DITIB äußerte sich nun dazu.
Die Unterkommission für interreligiösen Dialog der Bischofskonferenz habe deshalb schriftlich Fragen an die islamische Religionsgemeinschaft DITIB gestellt, erläuterte Bätzing vor Journalisten bei der Herbstvollversammlung der Bischöfe. „Wir wollen wissen, ob der theologische Dialog mit der DITIB weiter möglich ist“, sagte der Bischof, der Vorsitzender der Unterkommission ist.
„Wir lassen den Gesprächsfaden mit der DITIB nicht abreißen, stellen aber kritische Fragen, weil uns manches irritiert.“ Inzwischen ist laut Limburger Bischof eine Antwort der DITIB eingetroffen, die noch ausgewertet und in den Dialog eingebracht werden müsse.
Die DITIB war über Jahre der Hauptansprechpartner unter den Muslimen für deutsche Politiker und Kirchen. Im vergangenen Jahr war die DITIB aber massiv in die Kritik geraten.
Der katholische Theologe und Leiter der von der Bischofskonferenz in Frankfurt betriebenen Christlich-Islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle (CIBEDO), Timo Güzelmansur, erläuterte in Fulda, in dem Gutachten werde unterstellt, dass die „Gülen-Organisation“ von Christen benutzt werde, um den Islam zu zerstören und junge Muslime für den christlichen Kulturkreis zu gewinnen. Zugleich rate das Papier unter Verweis auf den Koran den gläubigen Muslimen von einem freundschaftlichen Umgang mit Christen und Juden ab.
Der Islamreferent bei der Deutschen Bischofskonferenz, Helmut Wiesmann, sagte, diese negative Haltung der türkischen Religionsbehörde zum interreligiösen Dialog sei neu. Die Auseinandersetzung zwischen der türkischen Regierung und der „Gülen-Bewegung“ werde sowohl politisch als auch theologisch ausgetragen und erreiche auch Deutschland. Dass die türkische Regierung dem Rechtsgutachten eine große Bedeutung beimesse, zeige sich daran, dass es in vier Sprachen auf der Internetseite von Diyanet veröffentlicht worden sei.
Das bereits am 10. Oktober 2016 veröffentlichte Gutachten setzt sich aus 20 Einzelbeschlüssen des Hohen Rats für Religion zusammen. Der Rat ist die höchste religiöse Autorität in der Türkei. Die Anhänger der „Gülen-Bewegung“ gelten in der Türkei als Staatsfeinde Nummer eins.
Bekir Alboğa, Generalsekretär der DITIB teilte IslamiQ auf Anfrage nun mit, dass die Beziehungen und Gespräche mit den christlichen Religionsgemeinschaften in Deutschland „im Sinne gegenseitigen Respekts und gegenseitiger Herzlichkeit“ fortgeführt werden. Diese Entschiedenheit wurde auch im Antwortschreiben des DITIB-Vorsitzenden Prof. Dr. Nevzat Yaşar Aşıkoğlu vom 3. August betont, so Alboğa.
DITIB habe sich seit Verbandsgründung 1984 stets mit den anderen in Deutschland befindlichen Religionsgemeinschaften ausgetauscht, gemeinsame Veranstaltungen und partnerschaftliche Zusammenarbeiten organisiert – dies sowohl auf lokaler Ebene, als auch auf Landes- und Bundesebene. „In diesem Rahmen haben wir weiterhin den festen Willen, die partnerschaftliche Zusammenarbeit fortzuführen“, erklärt Alboğa weiter. (KNA, iQ)