Österreich

Burkaverbot stößt auf Unverständnis unter Musliminnen

Wie schon in Frankreich und Belgien ist ab dem ersten Oktober auch in Österreich das Tragen eines Gesichtsschleiers verboten. Muslime finden dieses Gesetz kontraproduktiv.

30
09
2017
Symbolbild: Burka, Burkaverbot © Montse PB auf flickr (CC BY 2.0), bearbeitet by IslamiQ.
Symbolbild: Burka, Burkaverbot © Montse PB auf flickr (CC BY 2.0), bearbeitet by IslamiQ.

Das Burkaverbot in Österreich stößt auf völliges Unverständnis unter Musliminnen. „Wir haben zwar keine Sympathie für den Gesichtsschleier, aber wir sind trotzdem entschieden gegen ein Verbot“, sagte die Frauenbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), Carla Amina Baghajati, der Deutschen Presse-Agentur. Das Verbot sei kontraproduktiv gerade auch bei Fragen der Integration. „Es könnte unter Moslems eine Jetzt-Erst-Recht-Stimmung entstehen“, meinte Baghajati.

In der Alpenrepublik ist ab 1. Oktober das Verhüllen des Gesichts verboten. Darunter fallen Burka und Nikab, aber im Prinzip auch Atemschutzmasken. Das Gesetz wurde unter anderem mit Sicherheitsaspekten und dem Schutz der Frauen vor Unterdrückung begründet. Wer den Schleier nicht ablegt, riskiert 150 Euro Strafe.

In Österreich gibt es nach Einschätzung von Baghajati nur ein paar Dutzend einheimische Frauen, die vollverschleiert auf die Straße gehen. Das Gesetz wird eher entsprechend gekleidete Touristinnen aus dem arabischen Raum treffen. Wien als Zielort vieler arabischer Gäste informiert laut Tourismusdirektor Norbert Kettner auf seiner Website die Anreisenden. Am Image Wiens als multikultureller und multiethnischer Stadt werde das Verbot nichts ändern. Unglücklich sei die Stadt mit dem Untersagen von Atemschutzmasken. Sie würden vor allem bei eigenen gesundheitlichen Problemen getragen. „Dass ein Akt der Rücksichtnahme sanktioniert werden soll, ist tatsächlich eine Antwort auf eine Frage, die niemand gestellt hat“, so Kettner.

Für Baghajati ist der Schritt reine Symbolpolitik und ein Bruch mit der bisherigen politischen Tradition eines interkulturellen Dialogs in Österreich. „Österreich war ein Vorbild im Umgang mit dem Islam.“ Keine vollverschleierte Frau, die sie kenne, werde von ihrem Mann zum Tragen des Kleidungsstücks gezwungen. „Sie fühlen sich wohl damit.“ Außerdem handle es sich bei vielen um Österreicherinnen, die vom Christentum zum Islam konvertiert seien. Da stelle sich die Frage der Integration nicht.

Burkaverbot in Europa

Frankreich war 2011 das erste europäische Land, das das Tragen von Vollschleiern in der Öffentlichkeit untersagte. Belgien folgte dem Beispiel. Auch in Bulgarien ist das öffentliche Verhüllen verboten. In den Niederlanden sind Burkas in öffentlichen Gebäuden tabu. Das Schweizer Kanton Tession kennt seit 2016 ein Burkaverbot. Der Bundestag beschloss Ende April ein sehr eingeschränktes Verhüllungsverbot. So muss das Gesicht bei Beamtinnen und Soldatinnen in Ausübung ihres Dienstes sichtbar sein. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte bestätigte 2017 erneut, dass ein Burkaverbot rechtens ist. Für ein Miteinander sei es unerlässlich, dem Anderen ins Gesicht schauen zu können.

Die Polizei werde das Gesetz „behutsam und trotzdem konsequent umsetzen“, hatte die Generaldirektorin für die öffentliche Sicherheit, Michaela Kardeis, angekündigt. Wer sich weigere, die Gesichtsverhüllung abzulegen, werde zur Feststellung der Identität mit auf die Wache genommen. Der algerisch-französische Millionär Rachid Nekkaz will die etwaigen Geldstrafen für die Burka-Trägerinnen auch in Österreich übernehmen. Er hat nach eigenen Angaben bisher 300 000 Euro für Gelstrafen und Rechtsbeistände bezahlt. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Manuel sagt:
War ja klar, dass dies der von AKP-Islamisten dominierten IGGÖ nicht passt! Außerdem vertritt die IGGÖ nicht einmal alle Moslems, auch wenn sie sich das immer einbildet.
30.09.17
16:48
Frederic Voss sagt:
Nachdem sogar der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte 2017 erneut bestätigte, daß ein Burkaverbot rechtens ist, wirkt das hier vermeldete Unverständnis unter Islam-Anhängerinnen gegenüber dem Burkaverbot schon sehr befremdlich und besonders kontraproduktiv. Die sich gerne verhüllenden Damen sollten lockerer werden und sich nicht ständig auf den vielfach verheirateten Prediger & Krieger Mohamed aus dem 7. Jahrhundert berufen, über den es leider keine eindeutigen historischen Belege gibt für das, was er tatsächlich getan oder gesagt hat.
02.10.17
0:06
Kritika sagt:
L.S. « Das Burkaverbot in Österreich stößt auf völliges Unverständnis unter Musliminnen.» ------------- Kritika meint: Klar, Wenn man den Sumpf trockenlegen will, soll man nicht die Frösche fragen. Österreich hat vernünftigerweise die Frösche nicht gefragt. Für Deutschland: bitte aufschliessen zu den fortschrittlichen Ländern: Die Niederlande, Frankreich, Belgien, Die Schweiz, - - - nun auch Österreich. Wenn es nun um weitere Einschränkung vom KopftuchTragen geht, bis zum völligen Verbot, sollte man ebensowenig die Frösche um Rat fragen. Weder die Österreichische noch die Deutsche. Das Strassenbild sollte nicht mehr von Religiöse Propaganda verunziert sein sonder wieder neutral werden. Kritika meint: Der Islam hat viele Menschen und deren Familien durch religiös begründete Morde zerstört. Dadurch hat diese Ideologie das Recht auf öffentliche Selbstdarstellung durch provokative Kleidung verwirkt. Gruss, Kritika
02.10.17
1:00
Ute Fabel sagt:
Ich freue mich sehr über dieses Gesetz! Der Staat muss das Heft in der Hand behalten, was die Spielregeln für das zwischenmenschliche Zusammenleben betrifft. Keinesfalls darf sich der Staat diesbezüglich von mittelalterlichen religiösen Dogmen vor sich hertreiben und sich Regeln diktieren lassen. Am Flughafen Wien wurden beginnend mit gestern, den 01.10.2017 die Reisenden über das neue Gesetz aufgeklärt. Auch Ankommende aus den Golfstaaten zeigten sich höchst verständnisvoll. Alle legten den Gesichtsschleier sofort ab. Nicht eine einzige Abmahnung einer Muslimin war notwendig. Keine Spur von einer Jetzt-Erst-Recht-Stimmung. Ich danke Frau Baghajati hat die intellektuelle Wendigkeit ihrer Glaubensschwestern um Längen unterschätzt!
02.10.17
12:47