Projektförderung

Bund fördert Ditib weiter – Kürzung um 80 Prozent

Die Bundesregierung fördert die Religionsgemeinschaft Ditib auch im kommenden Jahr weiter. Die Mittel wurden allerdings stark gekürzt. Religionsgemeinschaften kritisieren das.

05
10
2017
DITIB
Die DITIB-Zentralmoschee in Köln © flickr / CC 2.0 / Bjarke Libourisson

Die Bundesregierung fördert im Jahr 2018 weiter Projekte der islamischen Religionsgemeinschaft Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB). Allerdings seien die Zusagen gegenüber dem Vorjahr um 80 Prozent gekürzt, berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er beruft sich auf die Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Parlamentarische Anfrage der Grünen.

Aus der Auflistung des Ministeriums geht demnach eine Gesamtförderung von 297.500 Euro hervor. Dies sei nur rund ein Fünftel der 2017 und weniger als ein Zehntel der 2016 gezahlten Projektmittel. Zwischen den Finanzzusagen lagen eine Reihe von kontroversen Debatten um die Religionsgemeinschaft und die Verschlechterung der deutsch-türkischen Beziehungen.

Der scheidende religionspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, verlangte erneut, die Kooperation mit islamischen Religionsgemeinschaften generell auf den Prüfstand zu stellen. Diese würden „aus dem Ausland gesteuert“, sagte Beck der Zeitung.

Der Grünen-Politiker monierte auch eine fehlende Strategie für den Umgang mit den Religionsgemeinschaften. Er verlangte einen Neuanfang, auch mit Blick auf die Deutsche Islamkonferenz. Für eine umfassende Information von Politik und Öffentlichkeit über die verschiedenen islamischen Akteure in Deutschland solle ein eigenes wissenschaftliches Institut gegründet werden.

Zentralrat und Ditib wiesen die Vorwürfe zurück. Der Zentralrat betonte, man habe „keine hiesigen staatlichen Förderungen“ für die „religiösen Dienste“ erhalten. „Ausgrenzungsdebatten“ stärkten die Hardliner auf allen Seiten und vergifteten das ohnehin strapazierte Klima des gemeinsamen Zusammenlebens.

Ditib-Generalsekretär Bekir Alboga betonte, der deutsch-türkische Moscheedachverband verfolge ausschließlich Ziele, „die mit dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland im Einklang stehen“ und bekenne sich zur „freiheitlich-demokratischen Grundordnung“. Der Moscheedachverband werde unabhängig von externen Projektfinanzierungen seine Bemühungen für eine „gerechte, demokratische, rechtsstaatliche und geschwisterliche Gesellschaft“ fortführen.

Für 2017 weist das Ministerium Zahlungen von 1,47 Millionen Euro an die DITIB-Zentrale in Köln sowie DITIB-Teilverbände aus. Der Schwerpunkt der Projektförderung lag wie schon im Vorjahr auf der Flüchtlingshilfe. 2016 hatte der Bund 3,27 Millionen an die DITIB gezahlt.

Der Zentralrat der Muslime (ZMD) steht laut dem Bericht für 2018 mit gut 100.000 Euro als Empfänger zu Buche. Im Vorjahr hatte der ZMD mehr als eine Million Euro erhalten; 2016 waren es knapp 880.000 Euro. Beck nannte die Höhe der Zuwendungen „erstaunlich“. Unter den Leistungen seien „Fehlinvestitionen“ und „religionspolitische Fehlgriffe“. Die Regierung habe „das Abhängigkeitssystem der DITIB stark gemacht“. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Dilaver sagt:
Für die Entlohnung zumindest der in Deutschland ausgebildete Imame, von denen DITIB gegenwärtig 80 beschäftigt (mit jährlich steigender Tendenz), soll der deutsche Staat zuständig sein. Muslime zahlen schließlich auch Steuern.
05.10.17
16:08
Manuel sagt:
DITIB das Sprachrohr des türkischen politischen Islams!
05.10.17
23:07
Moritz sagt:
@Dilaver: Der deutsche Staat ist doch nicht für die Entlohnung von Geistlichen verantwortlich. Das müssen die Religionsgemeinschaften schon selbst übernehmen. Dafür gibt es dann ja die Kirchensteuern, die nichts anderes darstellen, als die Mitgliedsbeiträge der Gläubigen für ihre jeweilige Religionsgemeinschaft. Da die Muslime in Deutschland jedoch keine Religionsgemeinschaften haben, sondern nur irgendwelche Vereine und politischen Organisationen, erheben sie natürlich auch keine Moscheesteuer. Die DITIB immer wieder als Religionsgemeinschaft zu bezeichnen, macht sie übrigens noch längst nicht auch wirklich zu einer solchen. Tatsächlich ist sie das Anhängsel einer türkischen staatlichen Behörde. Damit ist sie eine politische Organisation, die vom türkischen Staat gelenkt wird.
06.10.17
18:27
Dilaver sagt:
@Moritz Ihre Behauptung, die DITIB sei eine politische Organisation, ist falsch. Die DITIB ist eine religiöse Organisation und unpolitisch. Genau so wie ihr türkischer Kooperationspartner Diyanet, die staatliche Religionsbehörde der Türkei, unpolitisch ist. Wer das in Abrede stellt, der bezeugt damit entweder seine Unkenntnis, oder er ist ein Lügner, der nur hetzen will. Und Hetze ist bekanntlich ein Straftatbestand. Kein Straftatbestand hingegen ist die Kooperation einer Religionsgemeinschaft mit einer ausländischen Religionsbehörde. Die Kooperation mit Diyanet wurde bereits 1984 vertraglich geregelt.
08.10.17
22:32
grege sagt:
Anstatt nach dem bösen Staat zu schreien, sollten Muslime, allen voran die Islamvertreter, hier eine Portion mehr Einfallsreichtum zeigen und ihre Mitglieder zu mehr Spenden bewegen. Des Weiteren sollte das Steueraufkommen der Muslime mit der Entgegennahme staatlicher Transferleistungen bilanziert werden, insbesondere der immensen Kosten für die Unterbringung und Integration der Flüchtlinge. Erst hier zeigt sich, wer hier wirklich an wen zahlt. Im übrigen frage ich mich, wie Erdowahns Schoßhunde es überhaupt mit ihrem Gewissen und Stolz vereinbaren können, diesem Staat durch ihren Aufenthalt überhaupt Steuern zu zahlen. Wäre es nicht eher angebracht, diese üppige Steuerzahlungen Herrn Erdogan nach Auswanderung in die Türkei zukommen zu lassen?
09.10.17
22:47