Historiker

„Selbstverständlich gehört der Islam zu Europa“

Dass der Islam zu Europa gehört und ein Teil der europäischen Geschichte ist, sei eine unwiderlegbare Tatsache. So der australischer Historiker Christoph Clark.

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10
2017
Mostar in Bosnien. Ein Land in Europa mit mehrheitlich muslimischen Bewohnern. © shutterstock
Mostar in Bosnien. Ein Land in Europa mit mehrheitlich muslimischen Bewohnern. © shutterstock

Der Historiker Christopher Clark unterstreicht die Zugehörigkeit des islamischen Glaubens zu Europa. „Es ist eine unwiderlegbare historische Tatsache, dass der Islam Teil der europäischen Geschichte ist“, sagte der australische Historiker im Interview der „Welt“ (Samstag). Ein Großteil Spaniens sei bis zum 14. Jahrhundert nordafrikanisch-arabisch geprägt gewesen; Christen, Juden und Muslime lebten und arbeiteten dort zusammen. „So wurde die Region zum wichtigsten Zentrum seiner Zeit für Philosophie, Naturwissenschaften, Übersetzungen und Künste“, so Clark, der für die ZDF-Sendung „Europa-Saga“ mehrere Monate den Kontinent bereiste.

Leider habe dies vielen nicht gepasst. „Insbesondere zwischen 1815 und dem Ausbruch des ersten Weltkrieges wurde der Islam massenmörderisch aus dem Südwesten Europas vertrieben“, sagte der Historiker. Lediglich Bosnien habe als „kleine Insel des Islams in Europa“ überlebt. „Selbstverständlich gehört der Islam zu Europa“, betonte er.

Clark beschreibt jedoch auch, wie wichtig für die Identität der Europäer die Entstehung einer westlich-europäischen Kirche war. Dies sei durch die Spaltung in einen orthodoxen und katholischen Zweig im 11. Jahrhundert geschehen. Das Christentum mit seinen Wurzeln im Nahen Osten sei eigentlich nicht sehr europäisch gewesen. Doch mit dem neuen Hauptsitz in Rom wurde laut dem Experten das Christentum „lange ein identitätsstiftendes Merkmal der Europäer – ebenso wie das Judentum und der Islam“. (KNA/rno/iki, iQ)

Leserkommentare

Stefan Frink sagt:
Es tut mir leid, wenn ich ihr Fazit so nicht teilen kann. Die aktuelle Debatte fusst nicht auf dem Verhalten des Islam im 14. Jh. sondern auf dem Verhalten des Islam im 21. Jh. Und da schein seit dem 14. Jh. kaum eine Entwicklung von Statten gegangen zu sein. Btw, berichten die Islamischen Eroberer in Briefen aus al-Andalus an den Kalifen von Bagdad von der unermesslichen Zahl Sklaven, welche man in Europa gemacht habe. Ihr einseitiger Fokus auf ein paar Universitäten zeigt dabei die ganze Objektivität ihrer Arbeit.
21.10.17
14:14
Frederic Voss sagt:
Der Islam soll tatsächlich ein identitätsstiftendes Merkmal der Europäer sein? Der unschuldige Islam wurde auch noch "massenmörderisch" vertrieben? Und heute soll diese menschenfreundliche Islam-Religions-Polit-Ideologie überall frischen Einzug halten? Die Rettung der Welt soll erreicht werden durch autoritär-allwissende, fürsorgliche Islam-Klerus-Machthaber und unfehlbare Herrscher-Prediger? Durch ständige Koran-Lobby-Arbeit soll allen Menschen das islamische Heil gebracht und verordnet werden - quasi als Endlösung für alle Ewigkeit?
21.10.17
18:31
Manuel sagt:
Albanien und Mazedonien vergessen! Das Problem ist nur, dass es dort einen liberalen Islam gibt, der gehört zu Europa, aber sicher nicht der türkische oder arabische.
22.10.17
12:12
Johannes Disch sagt:
Leute, man sollte schon die Unterschiede zwischen den historischen Epochen betrachten. Verglichen mit dem christlichen Abendland war das islamische Andalusien damals tatsächlich ein Hort der Toleranz. Demokratie und Menschenrechte sind Errungenschaften der (westlichen) "kulturellen Moderne." Eine Religion und eine ´Zivilisation sind nicht statisch. Es gibt keinen "islamischen Determinismus." Schon gar keinen hin zu Krieg und Terror. Die Zukunft des Islam und der islamischen Gesellschaften ist offen. Genauso wie die der westlichen Welt. Der Islam hat zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert eine philosophische Strömung hervorgebracht-- den "Islamischen Rationalismus (Ibn Rushd, Ibn Sina, etc.), der sich hinter der westlichen Philosophie der Aufklärung nicht verstecken braucht. Daran kann der Islam wieder anknüpfen.
22.10.17
17:42
Charley sagt:
"...wurde der Islam massenmörderisch aus dem Südwesten Europas vertrieben“, sagte der Historiker. " Welch ein Blödsinn. Es beruht mal wieder absolut auf der Blindheit, die islamische Geschichte anzuschauen. Der Islam hat eine Blutspur durch die Geschichte gezeichnet, die nicht seinesgleichen hat! Mehr Tote und Massakrierte, versklavte und vertriebene Menschen als der Islam hat keine Religion je produziert! (Bitte googlen nach "1400 Jahre islamische Expansion"). Auch geistig hat der Islam nichts gebracht, sondern der Islam hat den Aristoteles vor den dogmatischen Christen gerettet und nach Europa transportiert, wo er von Thomas von Aquin "getauft" wurde. Der Streit zwischen Ibn Rushd und Thomas von Aquin ging u.a. auch um den Individualiätsbegriff. Auf dem baut aber die gesamte Europäische Kultur, das Christentum wie dann die Aufklärung wie die moderne Gesetzgebung (siehe §1 des GG) auf. Und genau da ist die weicheste Stelle des Koran. Er hat nämlich keinen Individualitätsbegriff. Stattdessen propagiert er die Allah-Marionette, die sich im Ideal in Allahs Willen auflöst! Weil der Islam keinen Individualitätsbegriff hat, kann (!) er gar nicht zu derjenigen Kultur, nämlich Europa, dazu gehören, die auf diesem Individualitätsbegriff aufbaut. Da helfen auch keine verzweifelten Versuche von islamiq, Gefälligkeitsmeinungen wie z.b. hier von Christoph Clark vorzuweisen.
22.10.17
18:18
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Derzeit sind es aber genau anders in der Islamischen Welt aus, Rückschritt wohin man nur sieht.
23.10.17
18:11